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Neustart mit Fleckvieh

Ein Landwirtschaftsbetrieb stellt sich neu auf. Dieser sichert Arbeitsplätze und engagiert sich im Naturschutz.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Bärenstein. Thomas Hubald ist zufrieden. Der Neustart der Bärensteiner Agrarprodukte Kadner & Partner KG ist gelungen. Standen bis 2016 fast nur Rinder der Rasse Holstein-Friesian mit ihrem typischen schwarz-weißen Fell in den Ställen des Landwirtschaftsbetriebes, so hat das Unternehmen nun schon einige mit hellbraun-weißem Fell. Es sind Mischlinge. Diese Kreuzungen möchte der Betrieb weiterführen. In der fünften Generation soll es dann geschafft sein, dass die Rinder als reines Fleckvieh gelten, erklärt Katrin Uhlig. Die 32-jährige Bärensteinerin ist studierte Tierärztin und leitet seit diesem Februar die Ställe der Bärensteiner Agrarprodukte Kadner & Partner KG. Der Betrieb hätte zwar auch die Rinder austauschen können. Doch der Kauf sei viel teurer als die jetzt begonnenen Kreuzungen. Dass man mit Fleckvieh erfolgreich sein kann, zeigten Bauern im Süden Deutschlands. Dort ist diese Rasse weit verbreitet.

Die 32-jährige Bärensteinerin Katrin Uhlig kümmert sich um die Tiere in den Ställen der Bärensteiner Agrarprodukte Kadner & Partner KG, besonders liebevoll um die Kleinen in der Krabbelgruppe.
Die 32-jährige Bärensteinerin Katrin Uhlig kümmert sich um die Tiere in den Ställen der Bärensteiner Agrarprodukte Kadner & Partner KG, besonders liebevoll um die Kleinen in der Krabbelgruppe. © Egbert Kamprath

Die Rasse mit ihrem typisch braun-weißen Fell gilt als robust, erklärt Katrin Uhlig. Dieses Vieh gibt nicht nur vergleichsweise viel Milch, sondern ist auch ein guter Fleischproduzent. Damit könne der Betrieb besser auf Preisschwankungen auf dem Markt reagieren. Diese führten 2016 zu einer Krise in dem Betrieb. Die gesunkenen Preise für Milch sorgten auf der einen Seite für enorme Einnahmeausfälle. Auf der anderen Seite stiegen die Ausgaben für Ersatzteile und Energie. Die Existenz des Betriebes stand auf dem Spiel.

Die Geschäftsführung sah sich gezwungen, sich nach einem Partner umzuschauen. Der stand mit dem Versuchsgut Börnchen und seiner Muttergesellschaft, der Bayern-Genetik mit Sitz in München, bereit. Dass dieses Unternehmen den in Fürstenau und Bärenstein tätigen Betrieb übernahm, liegt an Thomas Hubald. Er leitet das Versuchsgut, hat aber seine Wurzeln in Fürstenau. Hier steht sein Elternhaus, hier lernte er von 1988 bis 1990 den Beruf des Landwirtes, der damals Facharbeiter für Rinder- und Schweineproduktion hieß. Bis 1997 arbeitete er in diesem Betrieb. Danach wechselte er ins Versuchsgut Börnchen. „Damals suchte ich nach einer neuen Herausforderung“, sagt er. Das Versuchsgut bot diese. Parallel zum Wechsel machte er seinen Meister für Landwirtschaft. Den Kontakt zu seinem Ausbildungsbetrieb ließ er aber nicht abbrechen.

Da das Versuchsgut Börnchen nur über wenig landwirtschaftliche Flächen verfügt, musste es Futter zukaufen. Die Bärensteiner Agrarprodukte Kadner & Partner KG war dabei einer der Geschäftspartner. Als Hubald hörte, dass es dem schlecht ging, schaltete er sich ein. Zusammen mit der Muttergestellschaft des Versuchsguts verhandelte er über eine Übernahme des osterzgebirgischen Betriebes. Diese gelang. Die Bayern-Genetik kaufte sämtliche Geschäftsanteile auf, die bisher Privatpersonen gehörten. Es habe auch andere Interessenten gegeben, sagt Hubald. Dass die Bayern-Genetik den Zuschlag bekommen habe, freue ihn. Schließlich könne er als deren Mitarbeiter garantieren, dass der Betrieb in seiner bisherigen Form weitergeführt wird. Entlassen habe er niemanden. „Einige sind nach dem Eigentümerwechsel gegangen“, sagt er. Gegenwärtig beschäftigt er 18 Mitarbeiter. An der Ausrichtung werde sich wenig ändern, abgesehen vom Wechsel der Rinderrasse.

Das Unternehmen bewirtschaftet rund 900 Hektar Land, davon sind 320 Hektar Ackerland. Angebaut werden auch künftig Hafer, Gerste sowie das Futtergetreide Triticale. „2018 werden wir zum ersten Mal Mais anbauen“, sagt Hubald. Außerdem werde man auch weiterhin Grünfutter produzieren und das unter der Berücksichtigung der Wünsche von Naturschützern. Immerhin liegt ein Großteil der Grünflächen im Gebiet des Naturschutzgroßprojektes „Bergwiesen im Osterzgebirge“. Hier wachsen seltene Orchideen, drei verschiedene Knabenkrautarten und die Feuerlilie.

Da auf diesen Wiesen auch Braunkelchen, Raubwürger, der Wachtelkönig und das Birkhuhn leben und brüten, darf die Mahd nur zu bestimmten Zeiten erfolgen. Daran werde man festhalten. Hubald sieht darin auch einen Vorteil. Mit Spätschnitten gewinne man sehr kräuterreiches Heu. Zudem pflege man so auch Biotope. Konstant halten will der Betrieb auch die Zahl der Rinder. Derzeit stehen 750 in den Ställen, davon sind jeweils 200 Milchkühe und Mutterkühe. Allerdings wird der Wechsel der Rasse vorangetrieben. Mittelfristig wird auch investiert. Sobald sich die Finanzlage verbessert, wolle man auch die in den 1970er-Jahren errichteten Ställe durch Neubauten ersetzen, kündigt Hubald an. Vorrangiges Ziel bleibt es, denn Betrieb und die Arbeitsplätze zu erhalten.