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Neustart in der Heimat

Im Hotel Goldener Adler in Bautzen gibt es einen neuen Küchenchef. Ein echter Bautzener, der lange im Rheinland gearbeitet hat.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Arndt

Er ist wieder hier. Nach 25 Jahren hat es Matthias Voigt in seine Geburtsstadt Bautzen gelockt. Damals, Anfang der 90er- Jahre, gab es für ihn hier keine berufliche Zukunft und er verließ die Oberlausitz. Als diesen April der Chef des Hotels Goldener Adler einen guten Koch suchte, fackelte Matthias Voigt nicht lange, packte die Koffer und kehrte nach Bautzen zurück.

Es war die ungewisse Nachwendezeit, die Matthias Voigt damals bewegte, zu gehen. „Es hatten ja alle Existenzängste, da bin ich dann weg.“ Der Bautzener war gerade mit der Schule fertig und entschied sich, nach Koblenz zu ziehen – einer Großstadt mit mehr als 110 000 Einwohnern, die viertgrößte im westdeutschen Bundesland Rheinland-Pfalz. Dort, 600 Kilometer von seiner Familie und Heimat entfernt, absolvierte der damals 16-Jährige seine Ausbildung zum Koch. Seine Lehrzeit in Koblenz war kein Zuckerschlecken. „Ganz am Anfang war ich das Mobbingopfer, als Ossi“, sagt der Bautzener und tut es mit einem fröhlichen Lachen ab. Traditionell hätten sich dort ja eigentlich die Rheinländer mit den Saarländern in der Wolle gehabt. Dann kamen die Ossis, die man striezen konnte.

Regelmäßig nach Bautzen gekommen

Auch an die Mentalität musste sich Matthias Voigt erst einmal gewöhnen. „Die Koblenzer sind ein spezielles Völkchen“, sagt er. Wenn man mit Leuten dort abends feiern ging, konnte es durchaus passieren, dass man sich am nächsten Tag nicht mehr kannte, nennt der Bautzener ein Beispiel. Dennoch fasste Matthias Voigt in der westdeutschen Stadt schnell Fuß, knüpfte viele Freundschaften und Bekanntschaften. Über die ganzen Jahre fuhr er aber auch regelmäßig nach Bautzen. „Auf Heimaturlaub“, wie Matthias Voigt sagt.

Die Leidenschaft zu kochen, begleitete ihn in Koblenz die ganze Zeit. Nach der Ausbildung kochte Matthias Voigt in Vier-Sterne-Hotels und eröffnete schließlich sogar sein eigenes Restaurant. Kulinarisch durchdacht, aber nicht abgehoben, so beschreibt Matthias Voigt seine Küche. Detailverliebt ändert und ergänzt der Koch immer wieder seine Rezeptsammlung. Auch reizt es ihn, Ungewöhnliches auszuprobieren. Vegetarische Burger etwa, oder Rotkohlmarmelade. Gut sechs Jahre führte Matthias Voigt mit einem Partner zuletzt in der Koblenzer Altstadt ein Restaurant. Die Selbstständigkeit sei schön und zugleich schlimm gewesen. „Ich habe nur gearbeitet, teils 90 Stunden pro Woche, und in dieser Zeit viele Bekannte und Freunde verloren“, resümiert der Bautzener. Letztlich rentierte sich die Gaststätte nicht und Matthias Voigt gab vor einigen Monaten auf.

Ganz kurzfristig entschieden

Kurz darauf stieß der 41-Jährige auf das Stellenangebot, im Goldenen Adler die Küchenleitung zu übernehmen. In dem Hotelrestaurant am Hauptmarkt war Matthias Voigt schon als Kind essen, erinnert er sich. „Es ging alles ganz schnell. Innerhalb von einem Monat habe ich mich entschieden. – Jetzt starte ich in Bautzen noch einmal durch“, sagt er. Nachdem das Restaurant acht Jahre geschlossen war, kann man hier wieder zu Abend essen und an Sonn- und Feiertagen gibt es einen Mittagstisch. Gekocht wird frisch, mit vielen regionalen Produkten und einem Schuss Raffinesse, wie es sich für ein Vier-Sterne-Haus gehört.

Außerhalb seiner Arbeit genießt es Matthias Voigt nun, einfach mal zu seiner Mutter auf ein Käffchen vorbeizugehen. Oder spontan seinen Bruder und die beiden Nichten zu besuchen – ohne die langen 600 Kilometer Fahrtweg. „Koblenz wird aber immer meine zweite Heimat bleiben“, betont Matthias Voigt. Auch weil er dort seine erste Liebe fand.