Merken

Neustart an der Marienmühle

Ein Gutachter nimmt die Traditionsgaststätte im Seifersdorfer Tal unter die Lupe. Die Gemeinde Wachau prüft zwei Optionen.

Teilen
Folgen
© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Wachau. Es gibt Gaststätten mit einer Gästegarantie. Die Marienmühle im Seifersdorfer Tal gehört dazu. Idyllisch liegt sie an der Großen Röder, mittendrin im bekannten Landschaftsgarten der Gräfin Tina von Brühl. Nach ihren Ideen wurde der romantische Park mit zahlreichen Denkmälern, Skulpturen und Aussichtspunkten angelegt. Die Marienmühle ist quasi die Sonnenterrasse des Parks.

Jetzt stehen in dem Haus Veränderungen an. Die Gemeinde Wachau als Eigentümer hat ein Gutachten in Auftrag gegeben. Der Bausachverständige Jens Beck aus Radebeul soll das Gebäude akribisch untersuchen. In den ersten Monaten des kommenden Jahres soll der Bericht vorliegen. „Wir wollen damit zwei Dinge herausbekommen“, sagt der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU). „Einmal wollen wir wissen, wo etwas getan werden muss, wo Reparaturen notwendig sind oder sogar größere Investitionen.“ Außerdem soll der Gutachter feststellen, was das Haus wert ist. Steht ein Verkauf der Traditionsgaststätte bevor? „Das ist eine Option, die wir als Eigentümer erwägen“, sagt er. Die zweite Möglichkeit wäre eine Verpachtung. „Eine Entscheidung ist darüber noch nicht gefallen. Wir werden zunächst das Gutachten abwarten und uns das genau ansehen. Erst dann wird der Gemeinderat darüber abstimmen.“ Beste Lage und Dresden vor der Haustür. Denkbar, dass die Mühle von einem Privatmann gekauft und für eigene Zwecke umgewandelt wird. Künftig eher Wohnen statt Wochenendausflug? Diese Gefahr sieht Veit Künzelmann nicht. „Wir sind bestrebt, die Marienmühle als Gaststätte zu erhalten. Angesichts der Lage dürfte das auch gelingen. Da bin ich ganz zuversichtlich.“

Kein dauerhafter Mieter

Grund für die Pläne ist nach Angaben des Bürgermeisters der Rückzug der derzeitigen Wirtsleute. „Die jetzigen Pächter wollen im kommenden Jahr in den Ruhestand gehen. Im Herbst 2018 wollen sie die Gaststätte aufgeben. Für uns ist das Anlass, die Weichen für die Zukunft zu stellen.“ Die Marienmühle ist bis weit über die Region bekannt. Die Besucher kommen aus Dresden, Radeberg oder Kamenz. Das Haus kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1532 wurde es erstmals als Obermühle erwähnt. 1851/52 wird ein mehrgeschossiger Neubau durch Graf Karl Gebhard von Brühl errichtet. 1898 brannte das Hauptgebäude aus und wurde wieder aufgebaut. Nach 1945 wird die Mühle Staats- und Parteigut der KPD und später volkseigener Betrieb. 1991 bis 1993 erfolgte die Restaurierung der beliebten Ausflugsgaststätte. 2013 war das Haus vom Hochwasser bedroht. Diese Gefahr sieht Veit Künzelmann inzwischen gebannt. „Wir haben die Wehranlagen verbessert. Damit ist auch die Mühle sicherer geworden“, sagt er.

Die Gemeinde Wachau hat neben der Marienmühle eine zweite Gaststätte in ihrem Bestand. Ihr gehört auch das Volksheim in Lomnitz. Hier ist die Lage ungleich schwieriger. Das Haus steht die meiste Zeit über leer. Es gibt momentan keinen dauerhaften Mieter. Seit Jahren versucht Wachau, hier einen Pächter für die Gaststätte zu finden. Mehrere Inserate auf Immobilienseiten im Internet brachten keinen Erfolg. Zuletzt war 2016 eine Anzeige geschaltet worden. Trotz hoher Kosten für Unterhalt und Reparaturen ist ein Verkauf des Volksheimes für die Gemeinde kein Thema. „Nein, wir wollen nicht verkaufen. Es ist wichtig, einen Veranstaltungsraum in der Größe zu behalten.“ Außerdem sei fraglich, ob sich ein Käufer für das Gebäude finden würde. Die Ausmaße des Volksheims sind immens: Allein der Saal ist 350 Quadratmeter groß. Außerdem gehören noch die Bühne und zwei Bars dazu. Die Gaststätte selber ist 60 Quadratmeter groß. Hinzu- kommen noch ein Vereinszimmer, eine Garderobe sowie die Küche und ein Büroraum. Immerhin gibt es Lichtblicke für das Volksheim: So werden auch in der kommenden Faschingszeit mehrere Karnevalveranstaltungen des Lomnitzer Carneval Clubs in dem Haus stattfinden.

Im Frühjahr 2012 begann der Leerstand im Volksheim. Die damaligen Betreiber gaben wegen zu geringem Umsatz auf. Dann schrieb die Gemeinde das Haus zur Pacht aus. Etwa ein Jahr dauerte es, bis sich neue Betreiber gefunden hatten. Im Frühjahr 2013 starteten dann zwei Kamenzer mit einem neuen Konzept. Doch auch hier erfüllten sich die Erwartungen nicht. Nach wenigen Monaten gaben sie auf. Ein Schicksal, das die Marienmühle schon aufgrund ihrer hervorragenden Lage im Landschaftsgarten nicht erwarten dürfte.