Merken

Neustädter Kleiderkammer vor dem Aus

Die Nachfrage, vor allem bei Flüchtlingen, wird größer. Weil Mitarbeiter fehlen, musste nun aber oft geschlossen werden.

Teilen
Folgen
NEU!
© René Meinig

Von Sarah Grundmann

Bis unter die Decke erstrecken sich die Regale mit fein säuberlich zusammengelegten Kleidungsstücken. An ausreichend Spenden fehlt es der Kleiderkammer des Kaleb-Zentrums eindeutig nicht. Und auch die „Kundschaft“ nimmt seit der Eröffnung 2001 jährlich zu: 2015 kamen über 5 500 in den kleinen Laden. Schließlich werden in der Bautzner Straße 52 Baby-, Kinder- und Umstandsmode sowie weiteres Zubehör kostenlos oder gegen eine geringe Leihgebühr abgegeben. Seit Beginn der Flüchtlingswelle kommen auch viele Asylbewerber vorbei, ein gutes Viertel der Besucher stammen aus dem Ausland. Trotz wachsendem Angebot und steigender Nachfrage fehlt der Kammer aber etwas Essenzielles: Mitarbeiter.

„Erst vor Kurzem mussten wir spontan eine halbe Woche schließen“, sagt Jana Wunderlich, die seit elf Jahren im Kaleb-Zentrum arbeitet und die Kleiderkammer seit sechs Jahren leitet. Wunderlich ist die einzige bezahlte Mitarbeiterin, alle anderen sind ehrenamtlich engagiert. „Wie viele es derzeit sind, kann ich gar nicht genau sagen – das schwankt“, so Wunderlich.

Denn neben älteren Ehrenamtlern, für die das Tragen der vollgepackten Kisten zu schwer wird, sind es vor allem Arbeitslose oder Studenten, die in der Kleiderkammer aushelfen. Ändert sich deren Situation, haben sie schnell keine Zeit mehr. „Deswegen waren wir in letzter Zeit häufig nur zu zweit – das ist eindeutig zu wenig“, sagt Wunderlich. Denn eine Mitarbeiterin muss die Spenden annehmen, sortieren und wegpacken; eine andere kümmert sich währenddessen um die „Kundschaft“, sucht Sachen heraus und gibt sie mit. Außerdem sind die Ehrenamtler der Kleiderkammer auch für die benachbarte Bibliothek des Zentrums zuständig.

„Eigentlich wollten wir die Öffnungszeiten wegen der hohen Nachfrage erweitern“, sagt Wunderlich. Denn bislang ist die Kleiderkammer nur montags und dienstags jeweils drei Stunden am Vor- und Nachmittag sowie am Mittwochvor- und am Donnerstagnachmittag geöffnet. Doch wenn die Situation so angespannt bleibt, müssen diese Zeiten sogar noch runtergesetzt werden – oder die Kleiderkammer muss spontan schließen. Damit würde der Neustadt eine Institution genommen werden: Die Kammer gibt es seit 15 Jahren, sie ist mittlerweile stadtweit bekannt.