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Neusorger wollen nicht noch mehr Gülle im Ort

Die Firma Heim will die Lager-Kapazitäten verdoppeln. Das ruft Proteste bei den Einwohnern hervor.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Neusorge. Die Neusorger sind in Sorge: Die weiteren Investitionen der Heim Rinderfarm Neiße Gesellschaft sehen sie inzwischen als eine Bedrohung ihres Dorfes und damit ihres Lebensumfeldes an. Es geht dabei um den Bau von zwei weiteren Gärrestebehältern. Zwei stehen bereits.

Die Neusorger, so Ortsvorsteher Jens Schurig, fragen natürlich nach der Notwendigkeit, solche Kapazitäten für Gülle zu schaffen. Denn der Stall, der zur Rinderfarm mit gehört, beherbergt rund 300 Tiere. „Wir sind nicht der Auffassung, dass in diesem relativ kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, zu dem rund 950 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche gehören, so viel Inputstoffe erzeugt werden, sodass drei neue Behälter notwendig werden“, so der Vorsitzende. Der dritte neue Behälter wurde Ende 2016 in Steinbach bereits fertiggestellt. Diese Anschaffung als eine Folge der Neuregelungen der Düngeverordnung zu akzeptieren, das können die Einwohner nicht.

Aber darauf beruft sich Investor Philipp Heim. Ziel ist es, die Nitratwerte im Boden zu verringern. Das fordert die EU auch von Deutschland. Das heißt, die Gülle kann aus den Ställen nicht mehr gleich auf die Felder gefahren werden. Sie muss zwischengelagert werden, um sie in geringeren Mengen auszubringen und um den Boden zu schonen. Deshalb sind die Behälter für Gärreste notwendig. Daran hält Philipp Heim nach eigener Aussage fest. Auch die 1 000 gesammelten Unterschriften halten ihn nicht ab, das Vorhaben weiter zu verfolgen. Das erklärte er bereits im Sommer vergangenen Jahres vor den Einwohnern.

Diese befürchten nicht nur eine starke Geruchsbelästigung aus den Behältern, sondern weitere Nachteile für Neusorge. Wie die erhebliche Zunahme des Straßenverkehrs durch Schwertransporter. Jens Schurig hat es durchgerechnet: „Jeder Behälter wird nach unserer Schätzung mehrmals im Jahr mit sechs Millionen Liter Gärresten befüllt. Für ein einmaliges Befüllen sind pro Behälter rund 250 Fahrten aus dem Raum Niesky nötig. Jeder Schwertransporter muss in Neusorge an einer Stopp-Straße halten und wieder losfahren – und das alles zwischen Wohnhäusern.“ Schurig geht davon aus, dass pro Behälter jährlich zwei oder drei Befüllungen geplant sind. „Die Lärm- und Abgasbelastung wird also enorm steigen. Ebenso bei der Befüllung, Verarbeitung und Leerung der Behälter“, ergänzt der Neusorger.

Hinzu kommt, dass der Transport der Gärreste bereits jetzt durch das Trinkwasserschutzgebiet Hähnichen führt. Der Ortschaftsrat befürchtet schon jetzt erhebliche Risiken für die Menschen und die Natur. Aber Gefahren sehen die Neusorger auch noch woanders: Der Bau der geplanten Behälter soll gleich neben dem Welschgraben erfolgen. Dieser fließt in 300 Meter Entfernung durch ein Naturschutzgebiet und mündet in der Neiße. „Da solche Behälter nachweislich schon leckgeschlagen beziehungsweise geborsten sind, sehen wir hier große Gefahren für das Grundwasser und die Natur“, schlussfolgert Jens Schurig.

Deshalb: „Wir kämpfen dafür, dass Herr Heim seine Gärrestebehälter dort baut, wo seine Biogasanlagen stehen, wenn er sie unbedingt, wofür auch immer, benötigt“, schreibt die Bürgerinitiative Neusorge, die sich gegen weitere Gärrestebehälter in Neusorge ausspricht.

Derzeit läuft das Antragsverfahren beim Landkreis. Sprecherin Marina Michel bestätigt den Antrag auf Neubau von zwei Gärrestebehältern und einer überdachten Mistplatte in Neusorge. „Das aktuelle Verfahren dauert laut Aussage unseres Umweltamtes an. Die Prüfung der Vollständigkeit der Unterlagen ist derzeit noch nicht abgeschlossen“, so die Sprecherin.