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Neun Feuerwehren für Boxberg

Die Boxberger Wehren sind gut ausgestattet. Aber was nützt moderne Technik, wenn niemand da ist, um sie einzusetzen?

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Boxberg. Die gute Nachricht: Die Feuerwehren in Boxberg verfügen über eine gute Ausstattung. In den vergangenen fünf Jahren hat die Gemeinde in ihre neun Wehren fast zwei Millionen Euro investiert. Diese Summe nennt Arian Leffs, Hauptamtsleiter in der Gemeindeverwaltung. Seit vergangenem Donnerstag hat die Gemeinde einen aktualisierten Brandschutzbedarfsplan. Der gilt für die nächsten fünf Jahre und sieht für diese Zeitspanne nur noch Investitionen über knapp 0,6 Millionen Euro vor, so Arian Leffs. Das ist so wenig, weil die Feuerwehrhäuser, die Fahrzeuge, die Ausrüstung und die technischen Hilfsmittel auf einem guten Niveau sind. „Wir haben eine schlagkräftige Feuerwehr“, so der Hauptamstleiter.

Im neuen Bedarfsplan, der als Gemeinschaftswerk zwischen Gemeindemitarbeitern und dem Gemeindewehrleiter Gunna Sock entstanden ist, wird akribisch aufgelistet, wie die Wehren ausgestattet sind, und wobei nach Handlungsbedarf besteht. Bei den Fahrzeugen beispielsweise soll das Feuerwehrkrad der Uhyster Wehr, das aus dem Jahr 1987 stammt, in den nächsten Jahren durch ein Feuerwehrquad ersetzt werden. Allerdings wird auch darauf hin- gewiesen, dass aufgrund der Personalstärke der Freiwilligen Wehr Uhyst der Standort überprüft werden sollte. Als Ersatz für ein Löschgruppenfahrzeug der Klittener Wehr, Baujahr 1963, soll ein Hilfeleistungsfahrzeug und später noch ein Mannschaftstransportwagen angeschafft werden. Die Gerätehäuser wurden in den vergangenen Jahren saniert. Doch in Boxberg fehlt ein Sozialtrakt. Hier ziehen sich Frauen und Männer in der Fahrzeughalle um. Beim Gerätehaus in Reichwalde fehlen ein Schulungsraum und ein Büro für den Ortswehrleiter. Dafür soll es im kommenden Jahr einen Anbau geben. Um das Problem der Boxberger zu lösen, soll in den nächsten Jahren Geld eingeplant werden.

Bei Fahrzeugen, Gerätehäusern, Einsatzkleidung und Atemgeräten geht es eher um das Fördermittel beschaffen und Eigenmittel einplanen. Das hat Boxberg gut im Griff. Doch das ist – salopp gesagt – nur die halbe Miete. Was nützt moderne Technik, wenn niemand da ist, um sie einzusetzen? Auch Boxberg kämpft mit den Problemen, die die Wehren anderswo haben. Stichworte wie die Tageseinsatzbereitschaft sichern, Nachwuchs gewinnen und wenig, wenn nicht sogar fehlende Anerkennung des ehrenamtlichen Einsatzes stehen hier genauso auf der Tagesordnung. Und das ist auch die schlechte Nachricht. Eine Soll/Ist-Gegenüberstellung macht deutlich, wie kritisch die Situation beim Personal ist. Für das Gemeindegebiet sollten insgesamt 268 Feuerwehrleute bereitstehen.

Tatsächlich sind es aber 219. Auffallend sind dabei Unterschiede in den Ortsteilen. Während in vielen kleinen Ortschaften mehr Männer und Frauen den ehrenamtlichen Dienst leisten, ist die Bereitschaft in den größeren Orten teilweise deutlich geringer. Die Zahlen sprechen für sich. Für die Wehr des Ortsteiles Boxberg steht auf der Soll-Seite der Tabelle die Zahl 54, auf der Ist-Seite eine 38. In Klitten werden 19 Feuerwehrleute gezählt, 30 mehr sollten es sein. Drastisch ist die Situation auch in Uhyst. Hier sollten 37 Männer und Frauen in den Einsatz gehen, tatsächlich sind es aber 14. Deutlich besser stellt sich das Verhältnis zwischen Soll und Ist dar bei der Wehr in Bärwalde: 13 Soll, 14 Ist, in Kringelsdorf: Soll 29, Ist 31, in Reichwalde Soll: 22, Ist 27, in Drehna: Soll 22, Ist 29. Nicht ganz so gut sieht es bei der Wehr Mönau/Rauden aus. Dort fehlen nur vier Wehrleute zur Soll-Zahl, 16 Aktive gibt es. Die Wehr mit dem besten Soll/Ist-Verhältnis ist die Nochtener. Hier sollten 22 aktive Wehrleute sein, tatsächlich sind es 31.

Gemeindewehrleiter Gunna Sock nennt viele Gründe. Zum einen gehen viele gut ausgebildete junge Kameraden weg, zum anderen sinkt die Bereitschaft, seine Freizeit für die Feuerwehrarbeit zu opfern. „Die Situation in Uhyst ist akut brenzlig“, sagt Gunna Sock. Wenn Einwohner um die Mitarbeit in der Wehr gebeten werden, fragen sie, was sie davon haben, so der Gemeindewehrleiter. „Sollen wir den Leuten Eimer zur Verfügung stellen, um ihnen zu verstehen zu geben, was passiert, wenn keiner bei der Feuerwehr mehr mitmacht?“, fragt er in die Runde der Gemeinderäte. Werben für die Wehr mit Werbevideos zum Beispiel auf Youtube, mit Flyern und Plakaten, bei öffentlichen Veranstaltungen: Das kann die Situation verbessern. Gunna Sock regt auch an, dass die Gemeinde Boxberg sich überlegen soll, wie Kameraden für ihr Ehrenamt Anreize bekommen. Andere Kommunen zahlen pro Einsatz zehn Euro oder können Feuerwehrleute kostenlos die Schwimmhalle nutzen. In Boxberg könnte beispielsweise kostenloses Parken am Bärwalder See ein Anreiz und Dankeschön der Gemeinde für das Ehrenamt sein, so Gunna Sock.