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Neukircher müssen aufs Volksfest verzichten

Das Festwochenende im August fällt in diesem Jahr flach. Und auch für die Zukunft gibt es noch viele Fragezeichen.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Zwei Jahre lang feierten die Neukircher nach dem Neustart 2015 ihr Volksfest im und am Rittergut. Zu einer dritten Auflage kommt es nicht, zumindest nicht in diesem Jahr. Ob das Fest ab 2018 wieder stattfindet, ist offen.

Toni Lehder, einer der Enthusiasten, die 2015 das einst im ganzen Oberland beliebte Fest nach Jahren wiederbelebten, bestätigte jetzt auf Anfrage: „In diesem Jahr gibt es kein Volksfest.“ Die Gründe für diese Entscheidung sind vielschichtig. Sie liegen vor allem im Fest des Vorjahres begründet, das für die Veranstalter nicht optimal lief.

Bereits vor dem Fest hatte es Unstimmigkeiten wegen der Schausteller gegeben. Richtig attraktive Fahrgeschäfte, ohne die kein Volksfest (über-)leben kann, fehlten. Die Veranstalter sahen sich wegen angeblicher Zwistigkeiten zwischen den Schaustellerverbänden Dresden und Leipzig unter die Räder gekommen. Von der SZ vor einem Jahr befragte Schausteller widersprachen dieser Darstellung: „Wir wären gern nach Neukirch gekommen. Allerdings haben es die Veranstalter versäumt, die gewünschten Fahrgeschäfte rechtzeitig zu buchen“, sagte damals Richard Berger, Vorstandsmitglied im Dresdner Schaustellerverband. Weniger Fahrgeschäfte bedeuteten weniger Besucher – und in der Folge geringeren Umsatz. Während die Veranstalter des Volksfestes im ersten Jahr nach eigenen Angaben mit „einer schwarzen Null“ abschlossen, stand im vergangenen Jahr ein Minus im vierstelligen Bereich. „Wir haben es privat ausgeglichen“, sagt Toni Lehder. Der junge Bautzener versichert: „Wir wollen mit dem Volksfest nicht reich werden. Die ersten Jahre dienen dazu, Rücklagen zu bilden, um die Folgefeste finanzieren zu können.“ Denn Open-Air-Veranstaltungen bergen immer ein hohes Risiko, das vor allem wetterbedingt ist.

Vereine kritisierten fehlende Einnahmen

Auch der Tag der Vereine, der ins Volksfest eingebunden war, lief im vergangenen Jahr nicht so, wie es Veranstalter und Teilnehmer erhofft hatten. Seitens mehrerer Vereine gab es nach dem Fest Kritik und die Ankündigung, in diesem Jahr nicht mehr mitmachen zu wollen. Vereine durften an ihren Ständen zwar Kaffee und Kuchen, aber weder Bratwurst noch Bier verkaufen. Das kam nicht bei allen gut an – nicht nur wegen der so entgehenden Einnahmen für die Vereinskasse. Jens Riedel vom Kulturförderverein: „Am Bierausschank gab es im ersten Jahr lange Schlangen.Wir haben deshalb vorgeschlagen, auch an zwei, drei Vereinsständen Bier zu verkaufen. Im Gegenzug hätten die Vereine ja auch eine Standgebühr gezahlt.“ Um die Exklusivität der Biermarke zu wahren, so der Vorschlag von Jens Riedel, hätte man das Fassbier im Festzelt, an den Ständen der Vereine dagegen Flaschenbier verkaufen können.

Die privaten Veranstalter, die Wippich & Lehder GbR, haben das Neukircher Volksfest nach eigener Aussage noch nicht abgeschrieben. Sie möchten aber „ein, zwei Jahre“ pausieren. Auch um über das Konzept nachzudenken. Die Gemeinde saß beim Volksfest insofern mit im Boot, als dass sie die Festscheune und den Festplatz vermietete, den Festplatz zum ermäßigten Gebührensatz. Hilfe der Gemeinde, etwa beim Buchen der Schausteller, war im vergangenen Jahr seitens der Veranstalter nicht gewünscht. Inzwischen gibt es hier offenbar ein Umdenken. Toni Lehder deutete jetzt gegenüber der SZ die Möglichkeit an, dass der Schaustellerbetrieb in Zukunft auch durch die Gemeinde ausgeschrieben werden könnte. Die Auszeit in diesem, eventuell auch noch im nächsten Jahr wolle man zudem nutzen, um über die Kostenstruktur nachzudenken. Gemeint sind damit auch die Mietkosten für den Festplatz, die laut Toni Lehder trotz 50-prozentiger Ermäßigung noch immer deutlich über den Kosten anderer Plätze, etwa dem Schützenplatz in Bautzen liegen. Am Festkonzept mit großem Zelt und Abendveranstaltungen mit angesagten Bands – im vergangenen Jahr das eigentliche Highlight des Volksfestes – wollen die Veranstalter im Falle einer Fortführung festhalten, obwohl es in Neukirch auch Stimmen gibt, auf ein teures Festzelt zu verzichten und statt dessen die kleinere Festscheune zu nutzen. Toni Lehder: „In der Festscheune gibt es bedeutend weniger Plätze. Ein Volksfest sollte aber für jeden offen sein.“

Schausteller müssten im Oktober gebucht werden

Wenn das Neukircher Volksfest im Jahr 2018 in seine dritte Runde gehen sollte, müssten sich alle Interessierten spätestens nach der Sommerpause an einen Tisch setzen, sagt Jens Riedel. Denn im Oktober müssen die Schausteller gebucht werden.

Jahrzehntelang war das Neukircher Volksfest Kult; es zog Gäste aus der ganzen Region an. Gefeiert wurde damals auf dem inzwischen mit einem Discounter bebauten Platz gegenüber dem Hotel „Oberland“. Der Verkauf des Platzes und der Abriss der Festhalle im Jahr 2004 markierten das Aus der traditionellen Volksfeste, die von einem Verein organisiert wurden. Zehn Jahre später ergriffen Jonny Wippich aus Neukirch und die beiden Bautzener Christian Essler und Toni Lehder die Initiative für einen Neustart des Festes, an neuem Ort und mit neuem Konzept. Auf ein Wort