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Neues Zuhause gesucht

178 Flüchtlingskinder leben derzeit ohne Eltern oder Verwandte im Kreis. Die Zahl steigt, der Platz wird knapp.

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© Symbolfoto: dpa/Uli Deck

Von Tina Soltysiak

Der Trend, dass immer weniger Flüchtlinge in Mittelsachsen neu ankommen, hält an. Das sagte Landrat Matthias Damm (CDU) am Montag in Freiberg. Ingesamt wohnen knapp 3 000 Flüchtlinge und Asylbewerber im Landkreis. Unter ihnen sind unbegleitete minderjährige Asylbewerber (Uma). Das sind Kinder unter 18 Jahre, die ohne Erziehungsberechtigte in Mittelsachsen angekommen sind. Für deren Unterbringung und Betreuung ist das Jugendamt zuständig. Mitarbeiterin Sylvia Kempe hat während der Sitzung des Jugendhilfeausschusses den aktuellen Stand beschrieben.

Wie viele alleinreisende Flüchtlinge unter 18 Jahre leben derzeit im Kreis

„In Mittelsachsen leben aktuell 178 unbegleitete minderjährige Asylbewerber“, sagt Sylvia Kempe. Die Kinder seien überwiegend 15 Jahre oder älter und männlich. Darunter seien bisher gerade einmal sechs Mädchen gewesen. „Das jüngste Kind ist acht Jahre alt“, ergänzte sie. Der überwiegende Teil stamme ursprünglich aus Afghanistan (79) und Syrien (62). Die Zahl der Uma schwanke. Zum einen, weil Kinder einfach verschwinden – das sei bisher 18-mal passiert, so Kempe. Und zum anderen, weil die Volljährigkeit erreicht wird oder die Familienzusammenführung gelang.

Wo und wie werden die Kinder untergebracht

„Die Kinder werden in den bestehenden Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe untergebracht“, sagte Sylvia Kempe. Plätze für die Heimerziehung gebe es außer in Döbeln und Freiberg noch in Großweitzschen, Flöha und Rochlitz. Die sind zum Teil überbelegt. „Wir haben 58 Plätze im Bestand, aber es wurden 63 Kinder untergebracht. Diese Überbelegung ist vom Freistaat genehmigt. So stehen in einem Zimmer zum Beispiel zwei Betten“, erklärte sie. Zudem existieren betreute Wohnformen in Döbeln und Frankenberg. „15 Uma, vor allem die jüngeren und die Mädchen, sind bei Pflegefamilien untergekommen“, ergänzte Sylvia Kempe. Ziel der Verwaltung sei, „kleine Wohnformen verteilt auf dem ganzen Landkreis zu schaffen. Das verringert das Konfliktpotenzial“, so Sylvia Kempe. Sie verwies aber auch darauf, dass die Unterbringung allerdings in „größeren Orten erfolgt, damit der Schulbesuch möglich ist“.

Gibt es genügend Personal für die Betreuung

Laut Sylvia Kempe vom Jugendamt gestalte sich die Suche nach qualifiziertem Personal zunehmend schwieriger. Momentan könne die Betreuung gewährleistet werden. „Aber niemand kann vorhersehen, wie die Situation in einem halben Jahr aussehen wird“, sagte sie. Deshalb setzt die Kreisverwaltung auf eine enge Zusammenarbeit mit der Fakultät Soziale Arbeit der Fachhochschule Mittweida. „Für den 13. Juni haben wir eine Fachtagung zu dem Thema geplant“, ergänzte Sylvia Kempe. Im Landkreis gebe es insgesamt zwölf verschiedene freie Träger, die im Bereich der Arbeit mit Flüchtlingskindern tätig sind.

Mit wie vielen Uma-Neuzugängen rechnet das Jugendamt

„Verlässliche Prognosen sind nach wie vor schwierig. Mal sind Uma, die angekündigt waren, nicht gekommen, mal waren es mehr als erwartet. Die konkreten Zuweisungszahlen erfahren wir außerdem immer erst kurz vorher“, sagte Landrat Matthias Damm. Zudem gebe es verschiedene Prognosen: Eine vom Bund – die geht von 268 Neuzugängen aus – und eine vom Freistaat Sachsen, nach der es 196 wären, erklärte Sylvia Kempe. „Wir benötigen demzufolge zwischen 33 und 45 Inobhutnahme-, 78 bis 107 Heimplätze sowie 98 bis 134 Plätze in betreuten Wohnformen“, ergänzte sie.