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Neues Virus bedroht Kaninchen

Mehrere Züchter der Region haben bereits alle ihre Tiere verloren. Ein Nünchritzer Verein zieht nun Konsequenzen.

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© Symbolbild/dpa

Von Antje Steglich

Nünchritz. Appetitlosigkeit, Apathie, hohes Fieber, Atemnot, Herz- und Lungenbeschwerden, Blutungen – das sind Anzeichen für die sogenannte Chinaseuche Typ 2 oder RHD2, die derzeit die Züchter im Landkreis in Aufruhr versetzt. Denn die Krankheit endet für die Tiere meist tödlich. „Es gibt zum Beispiel Halter in Merschwitz, wo alle Tiere gestorben sind“, erzählen die Mitglieder des Rassekaninchenzuchtvereins Leckwitz/Nünchritz. Sie haben deshalb bereits ihre Konsequenzen gezogen – ihre alljährliche Rassekaninchenzuchtausstellung im Herbst fällt dieses Mal aus. „Die Tiere sind ja auch eine Kapitalanlage, und man weiß nie, ob ein erkranktes Tier dabei ist“, heißt es. Deshalb habe man auch die Teilnahme an den Ausstellungen anderer Vereine abgesagt. Frühestens ab November will der Verein seine Kaninchen wieder öffentlich zeigen.

„Die Ausstellungen stellen in der Tat ein hohes Risiko dar“, sagt Kreistierarzt Hans-Jörg Klaue. Vorbeugen könne man nur durch Impfungen, obwohl die Tiere selbst dann nicht hundertprozentig geschützt seien. Denn der in Deutschland zugelassene Impfstoff sei auf das klassische RHD-Virus abgestimmt und wirke für RHD2, das zurzeit im Landkreis und in ganz Deutschland grassiert, nur sehr eingeschränkt. Das Friedrich-Loeffler-Institut empfehle trotzdem, die Tiere zweimal im Abstand von drei Wochen und danach halbjährlich zu impfen. „Auf diese Weise wird die Infektion nicht verhindert, aber die Überlebensrate gesteigert“, sagt Hans-Jörg Klaue.

Für die Züchter bedeutet das in den meisten Fällen jedoch eine sehr große Investition. „Der Impfstoff ist sehr teuer, für viele zu teuer“, sagen die Mitglieder des Nünchritzer Rassekaninchenvereins. 6 Euro pro Tier müssten veranschlagt werden. Bei der Vielzahl von Kaninchen, die ein Züchter hat, kämen da leicht mehrere Hundert Euro zusammen. Das könnten sich viele nicht leisten. Noch schlimmer aber wäre es, die Tiere zu verlieren. Ideell gesehen und materiell: Ein einziges Zuchttier ist in der Regel mindestens 50 bis 60 Euro wert.

Das aktuelle Virus befällt nur Kaninchen und Feldhasen und breitet sich derzeit in ganz Deutschland aus, weiß der Amtstierarzt. Die ersten Nachweise stammen aus Frankreich aus dem Jahr 2010, von dort aus verbreitete sich das Virus ostwärts und wurde mittlerweile auch in Dänemark oder Australien nachgewiesen. Eine Schätzung, wie viele Tiere bisher infiziert beziehungsweise gestorben sind, gibt es nicht. Für dieses Virus gibt es keine Anzeige- oder Meldepflicht. Es gibt auch keine gesetzlich verankerte Bekämpfungspflicht, sagt Hans-Jörg Klaue.

Mit einer Impfung müsste zudem sehr frühzeitig begonnen werden. „Wenn die Symptome einmal da sind, ist es bereits zu spät. Die Mehrheit der erkrankten Tiere stirbt. Der Tod tritt innerhalb von 24 bis 72 Stunden ein“, so der Amtstierarzt.

Mit der sogenannten Chinaseuche, die in den 1980ern erstmals in der Volksrepublik auftrat, kämpfen die Züchter nicht das erste Mal. „Die klassische RHD gibt es mal mehr mal weniger“, sagt Hans-Jörg Klaue. Zudem gab es auch Jahre mit hohen Erkrankungsraten an Myxomatose, einer weiteren viral bedingten Kaninchenseuche.

Genaue Zahlen gibt es aber aufgrund der fehlenden Meldepflicht auch nicht.