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Neues Trinkwasser für Niederspree

Nun beliefern die Rietschener den Hähnichener Ort mit dem kühlen Nass. Aber das ist nur der Anfang.

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© André Schulze

Von Carla Mattern und Katja Schlenker

Hähnichen. Es sprudelt wieder aus dem Wasserhahn von Simone Rust. Das ist in den vergangenen Monaten nicht immer der Fall gewesen. Am Ende hat sich sogar die Waschmaschine abgeschaltet, weil nicht genug Wasser hineingepumpt werden konnte. Und oft hat sie sich Gedanken gemacht, ob das Duschwasser reicht oder es doch nur tröpfelt. Denn gemeinsam mit ihrem Mann Siegfried betreibt Simone Rust das Ferienparadies „Seeblick“ in Niederspree.

Und da braucht es fließendes Wasser für die Gäste, nicht nur zum Duschen. Nun ist ein Stück der Leitung umverlegt, sodass die Trinkwasserversorgung wieder besser funktioniert. Am Großteich im Niederspreer Teichgebiet sind die Ferienzimmer gelegen, mitten in der Natur, damit Urlauber ihre Ruhe haben. Doch genau das ist das Problem beim Trinkwasser. Denn das muss über eine lange Leitung zu der Handvoll Gebäude nahe Quolsdorf transportiert werden. Und da beginnen die Probleme.

Anfang der 1980er Jahre ist eine Leitung quer über das Feld von Quolsdorf am Niederteich vorbei gelegt worden. Dort trifft die Leitung auf den Weg zum Schloss Niederspree und führt parallel dazu weiter zu dem etwa hundert Jahre alten historischen Gebäude. Die Leitung ist etwa drei Kilometer lang, sagt Simone Rust. Und nicht gerade die beste. Stasi-Leitung wird das Rohr oft genannt. Unterwegs, irgendwo auf dem Feld, hat es immer wieder undichte Stellen und Rohrbrüche gegeben. Zum Nachteil für die Niederspreer, bei denen dann das Trinkwasser nicht richtig ankommt – und die für das sinnlos weggelaufene Wasser mitzahlen müssen.

Die Gemeinde Hähnichen – und damit auch Niederspree – gehört dem Trinkwasserzweckverband „Neiße-Schöps“ an. Der wird von der Waldhufener Ortschaft Nieder Seifersdorf aus geleitet. Dazu gehören neben Hähnichen die Gemeinden Horka, Neißeaue, Kodersdorf, Waldhufen, Vierkirchen, Hohendubrau, Quitzdorf am See, Mücka, Kreba-Neudorf sowie die Boxberger Ortschaft Klitten. Mehr als 300 Kilometer lang ist das Versorgungsnetz.

Die Strecke, um die es im Fall Niederspree geht, ist mit drei Kilometern nur ein Bruchteil dessen. Der Hauptwasserzähler für den Ortsteil steht an der Hauptstraße in Quolsdorf. Alles, was danach an Leitung nach Niederspree kommt, gilt für den Verband als private Leitung. Folglich müssen sich die Niederspreer selbst darum kümmern. So will es das deutsche Wasserrecht, erklärt Maik Gerber, der Geschäftsführer des Trinkwasserzweckverbandes. Dem sind folglich die Hände gebunden. Ein jahrelanges Hin und Her mit vielen Briefen und Gesprächen entsteht, das im vorigen Herbst dann keinen Aufschub mehr duldet.

Doch es gibt noch eine andere Variante. Die Niederspreer könnten von Walddorf aus an das Rietschener System angeschlossen werden. Eine Leitung liegt an. Lediglich knapp 400 Meter müssen ausgebaut werden, um den Anschluss zu legen. Das klingt relativ leicht, ist es aber nicht. Denn damit verlässt Hähnichen mit Niederspree den Zuständigkeitsbereich des Trinkwasserzweckverbandes „Neiße-Schöps“. Und da kommt Bürokratie ins Spiel. Denn der Verband kauft das Wasser dann in Rietschen und rechnet es über die Anwohner in Niederspree ab. Wenn beide Institutionen verschiedene Gebühren für das kühle Nass verlangen, muss der Verband diese Differenz ausgleichen, erklärt Maik Gerber. Er kann dann nicht von den Niederspreern andere Gebühren verlangen als von den anderen Mitgliedern.

Eine wichtige Rolle bei dem Ganzen spielt das Schloss Niederspree, nahe dem Großteich gelegen. Dort gibt es einen weiteren Wasserzähler, neben dem in Quolsdorf. Denn dessen Besitzer Holger Lauterbach agiert als Wasserverteiler. Von dort werden das Wasser und später auch die Kosten dafür an die Teichwirtschaft weitergegeben, welche wiederum die anderen Familien bedient. Mit dem Neubau der Leitung aus Richtung Walddorf haben sich die Beteiligten in einem Vertrag auch dazu verpflichtet, eigene Wasserzähler einzubauen, sagt Maik Gerber. Sonst kann Schloss-Besitzer Holger Lauterbach die Abrechnung für das Wasser Probleme bereiten.

Doch mit den 300 Metern neuer Leitung ist es noch nicht getan. Die endet nämlich dort, wo sie auf die alte Stasi-Leitung trifft. Danach fehlt noch ein Stück von etwa 700 Metern bis zu dem herrschaftlichen Gutshaus. Auch das muss noch erneuert werden. „Wir sind dabei eine Lösung zu finden“, sagt Maik Gerber. Ein Förderprogramm soll es richten. Das wird in wenigen Wochen im Landtag beraten und eventuell darüber entschieden. Der Rest der alten Leitung übers Feld nach Niederspree ist mittlerweile stillgelegt.

Unterdessen wird es auch in Rietschen bald neues Trinkwasser geben. Zumindest ein wenig. In der Nähe der Straße Am Wasserwerk wird zurzeit ein neuer Brunnen gebohrt, informiert Bürgermeister Ralf Brehmer in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Daran werde zwischen 6 und 22 Uhr gearbeitet, weshalb sich manche Rietschener durch den Bohrlärm belästigt fühlen. Jedoch hat der neue Brunnen einen positiven Effekt. Denn die Wasserversorgung wird dadurch stabilisiert, da es einen Absenkungstrichter durch den herannahenden Tagebau Reichwalde gibt. Der neue Brunnen befindet sich in gleicher Tiefe wie der aktive, aber er wird etwas tiefer verfiltert, erklärt der Bürgermeister. Und der neue Brunnen wird vom Energiekonzern Vattenfall bezahlt.