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Neues Quartier im Stern

Die Stadthalle hat einen Mieter dazugewonnen. Zwei chilenische Nager durften beim Umzug nicht fehlen.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Die Wände machen noch einen recht kahlen Eindruck – die Bilderrahmen im Flur warten nur darauf, aufgehängt zu werden. Ansonsten ist im neuen Quartier der Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle, kurz SAEK, bereits alles an Ort und Stelle: Computer, Film- und Fotokameras, Audioaufnahmegeräte. Und auch Möhrchen und Sputnik, die beiden Degus, durften natürlich nicht fehlen, als die Einrichtung aus dem Städtischen Gymnasium in die Stadthalle Stern umgezogen ist. Die Feuchtigkeit in den Kellerräumen der Schule hatte sich nicht gerade gut mit der Technik vertragen.

Die chilenischen Nagetiere Möhrchen und Sputnik haben sich offenbar schon an die neue Umgebung gewöhnt. Von ihrem Terrarium aus können sie auf den Altmarkt gucken. Bei den SAEK Riesa sind sie so etwas wie Maskottchen. Sie gehören Studioleiter Andreas Strahlendorf. „Ich habe sie irgendwann mitgebracht, weil die Degus bei uns zu Hause Nachwuchs bekommen hatten.“ Besonders bei den Kindern seien die Tiere beliebt. Schüler sind oft zu Gast bei den Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle. Die Institution ist auf Medienpädagogik spezialisiert. Andreas Strahlendorf und sein Team vermitteln etwa einen kritischen Umgang mit den Medien: Sie gehen in Schulen und sprechen zum Beispiel über soziale Medien. Verteufelt wird dabei aber nichts: „Mein Ansatz ist es, Medien nicht als Gefahr, sondern als Chance zu sehen. Aber ich muss natürlich auch wissen, was es bedeutet, mich selbst in die Öffentlichkeit zu begeben.“ Stichwort: Selfie, also Selbstporträts, die mit dem Handy oder dem Tablet gemacht werden.

Nicht selten werden diese bei Facebook hochgeladen. Ein unbedachter Klick, und ein Foto von der letzten Party mit der Schnapsflasche in der Hand landet im Internet. Dort ist es unter Umständen jahrelang aufrufbar – für Lehrer, Personalleiter, Kollegen. „Aber“, sagt Andreas Strahlendorf „Selbstporträts, auf denen sich Menschen mehr oder weniger bewusst inszeniert haben, hat es schon immer gegeben.“ Bei seiner Arbeit merkt Strahlendorf auch immer wieder, dass die Schüler in Sachen Urheberrecht oder Persönlichkeitsrechten Dritter kaum ein Problembewusstsein haben. „Da wird unter das Video dann einfach mal ein Song aus den Charts geschnitten und bei Youtube hochgeladen. Aber das geht natürlich nicht“, erklärt der 47-Jährige. Lehrer könnten ihren Schülern bei solchen Problemen häufig nicht helfen. Daher bieten die SAEK auch Weiterbildungen für Erzieher und Lehrer an. „Das Gute ist, dass Medienpädagogik im sächsischen Lehrplan verankert ist. Das Problem ist aber, dass die Lehrer nicht dafür ausgebildet sind. Selbst vergleichsweise junge Lehrer können das Thema Smartphones unmöglich an der Uni behandelt haben. Dafür ist die Technik einfach zu jung.“

Bei den SAEK wird aber nicht nur über Medien gesprochen: „Alle Leute, die schon immer mal ein Hörspiel, einen kleinen Film oder ein Computerspiel machen wollten, können zu uns kommen. Das Alter spielt dabei keine Rolle“, so der Studioleiter. Für Schüler gebe es aber zusätzlich spezielle Kurse in den Ferien. „Wir hatten aber auch schon mal einen Computerkurs für Senioren.“

Der studierte Journalist brachte die Einrichtung 2008 nach Riesa. „Vorher war die Region ein weißer Fleck auf unserer Landkarte“, erklärt er. Inzwischen gibt es neun Standorte in ganz Sachsen. Finanziert werden diese zum Löwenanteil von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Die wiederum bekommt ihr Budgets aus den Rundfunkgebühren.

Im Wesentlichen mieten die SAEK die Räume, die damals das Kulturwerk von Dirk Haubold genutzt hatte. Laut Stadtsprecher Uwe Päsler stehen auf den beiden Etagen, die vom Seiteneingang der Stadthalle aus erreichbar sind, derzeit noch rund 60 Quadratmeter frei. Die SAEK nutzen einen großen Teil des zweiten Obergeschosses. „Der Mietvertrag gilt bis 30. Juni 2018. Es gab aber schon Vorgespräche, in denen die Absicht einer längerfristigen Einmietung geäußert wurde“, so Päsler. In dem Stockwerk darunter hat die Stadt verschiedene Räume an Institutionen und Vereine vermietet, zum Beispiel an die Bücherfreunde. Ein weiterer Teil werde für Chorproben oder kleinere Tagungen und Veranstaltungen genutzt. „Das ehemalige Café und die Bühne werden von der FVG bewirtschaftet“, erklärt Päsler. Etwa zwei- bis dreimal im Monat werde der „Altmarktkeller“ für private Veranstaltungen vermietet. Da sehe man aber durchaus Steigerungspotenzial, was die Auslastung betreffe, so der Stadtsprecher.

Über das neue Domizil ist Strahlendorf glücklich. „Die Räume sind super.“ Bei der Suche habe er viel Unterstützung von der Stadt bekommen. „Man merkt, dass das Rathaus unsere Arbeit schätzt.“

Informationen zu Angeboten der SAEK gibt es im Internet auf www.saek.de.

Der Altmarktkeller (das ehem. Vino Cappuccino) in der Stadthalle Stern kann über die FVG, 03525 601100, gebucht werden.