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Neues Leben in der Zittauer Milchstraße

Der Verein „Tradition und Zukunft Zittau“ geht mit neuen Zielen und neuer Mannschaft an den Start. Nur einer bleibt.

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© SZ Thomas Eichler

Von Thomas Mielke

Zittau. Martina Mehnert ist froh. Mehr als ein Jahr lang hat die rothaarige Chefin des Vereins „Tradition und Zukunft Zittau“ (TuZZ) die Staffelstabübergabe vorbereitet. In den letzten Jahren war es sehr ruhig um den Verein geworden: Die Ehrenvorsitzende und Großspenderin Ingeborg von Ehrlich war gestorben, die Zahl der Mitglieder fast auf die Mindeststärke für Vereine geschrumpft, viele von ihnen sind zudem alt geworden. Die Glanzzeiten, in denen der TuZZ unter anderem für die Sanierung von Salzhaus und Stadtbad kämpfte und sein Domizil an der Milchstraße – das heutige Vereinshäusel – rettete, sind vorbei. Zuletzt war er öffentlich mit dem Plan in Erscheinung getreten, die Fleischbänke zu reaktivieren. Das Vorhaben kam aber nicht mehr so recht in die Gänge. Nach dem Verkauf des historischen Kleinods von der Wohnbaugesellschaft an einen Investor kümmerte sich eine Initiative aus Privatleuten mit Hilfe der Hillersche Villa um das Projekt.

Nun will der Verein wieder durchstarten – mit neuer Mannschaft und neuen Zielen. Einzig Martina Mehnert bleibt als Mitglied an Bord. Im komplett neuen Vorstand zeichnen seit vergangener Woche stadtbekannte Menschen verantwortlich. Den Hut hat sich Thorsten Walkstein, ehemaliger Stadtrat der Freien Bürger und Koordinator des Bürgerforums Stadtentwicklung, aufsetzen lassen. Er hat Erfahrung als Chef des Fördervereins der Schkola Hartau gesammelt. Außerdem sucht er einen Sitz für das Bürgerforum, an dem es „verortet werden kann.“ Da bietet sich das Vereinshäusel des TuZZ in der Milchstraße mit Räumen und Telefonanschluss geradezu an.

Die ihn gefragt und die Vereinswiederbelebung vorbereitet haben, sitzen ebenfalls im Vorstand: Birgit Kaiser, Chefin der Stadtentwicklung, Johann Middents, IHI-Dozent und SamsMarkt-Erfinder, sowie Ronny Hausmann, Umgebinde-Fachmann und Mitglied der Fleischbänke-Initiative. Die Runde komplettiert der frühere Quartiersmanager für die Weberstraße, Ben Traichel. Insgesamt hat der „neue“ Verein schon jetzt wieder 15 Mitglieder.

Auch inhaltlich will sich der Verein neu aufstellen. Bisher ging es vor allem um den Schutz und den Erhalt von historischen Zittauer Gebäuden sowie die Betreibung des Vereinshäusels. „Das wollen wir aufweiten“, sagt Walkstein. Die zwei Hauptrichtungen sollen die Stadtentwicklung und die Belebung Zittaus durch Veranstaltungen werden. Die Belebung verstehe er als Versicherung zum Erhalt der Stadt, sagt der neue TuZZ-Chef. Deshalb stellt sich der Verein als Basis für verschiedene Gruppen zur Verfügung. So hat zum Beispiel die Fleischbänke-Initiative keinen rechtlichen Status. Um aber Veranstaltungen mit allen Drum und Dran durchführen zu können, braucht sie Partner. Künftig wird das anstelle der Hillerschen Villa der TuZZ sein.

Es gibt auch schon Ideen für andere, neue Projekte, aber darüber will Walkstein erst reden, wenn sie wirklich spruchreif sind. Der 50-Jährige lädt alle, die auch Ideen für Stadtentwicklung und -belebung haben, ein, auf den TuZZ zuzukommen. Vereinsmitglieder müssen sie deshalb nicht gleich werden, können es aber natürlich gern. Der Emil-Verein zum Beispiel hat davon schon Gebrauch gemacht. Das Bürgerforum Stadtentwicklung sieht Walkstein dabei als eine Art Freundeskreis, von dem immer wieder solche Initiativen ausgehen. Es wird seinen Sitz im Vereinhäusel haben, das der Verein weiterbetreibt. Finanziert wird das wie bisher über Mitgliedsbeiträge, Spenden, die Vermietung von Räumen an Gewerbetreibende und Privatleute.

Vor der inhaltlichen Arbeit steht jetzt aber erst einmal die Übernahme des Vereins mit all seinem Versicherungen, Nutzungsverträgen und vielem anderen mehr. Auch einige finanzielle Dinge sind noch zu klären, wie die bisherige Chefin, Martina Mehnert, gegenüber der SZ bestätigt. Deshalb ist der alte Vorstand bei der Neuwahl auch noch nicht entlastet worden.