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Neues Leben in der Goschwitzstraße

Ein Jahr lang wurde in Bautzen auf dem Gelände der ehemaligen Tischlerei Hänchen gearbeitet. Das Ergebnis kann jetzt besichtigt werden.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Der Balkon, auf dem Marcus Dörndorfer steht, ragt weit in den Hofraum der Goschwitzstraße 6 hinein. Er steht auf einer Stütze. Das Ganze bietet einen ungewöhnlichen Anblick. Von hier aus hat der Mitarbeiter der Firma Hochkirch-Bau einen guten Überblick, über das im letzten Jahr Geschaffene. Die Handwerker des Familienunternehmens haben ein altes Haus grundlegend saniert und im Seitenflügel einen völlig neuen Anbau hochgezogen. Früher befanden sich dort die Werkstätten der Tischlerei Hänchen. Die Natursteinmauer zum Nachbargrundstück bildet einen natürlichen Abschluss und wurde in den Neubau integriert. Das Hauptgebäude, das sich direkt gegenüber von der Alten Posthalterei befindet, ist wahrscheinlich genauso alt wie diese. Denn in alten Unterlagen zur Posthalterei vom Ende des 17. Jahrhunderts wird es als „Vorwerk“ mit Stallungen für die Pferde bezeichnet, die in der Posthalterei gewechselt werden konnten. Bei den Sanierungsarbeiten am Hauptgebäude mussten deshalb zahlreiche denkmalpflegerische Auflagen beachtet werden. „Das haben wir aber gern getan“, sagt Marcus Dörndorfer. So mussten beispielsweise Holzfenster mit Sprossen eingebaut werden. Diese sind in einem graublauen Ton gehalten, der sehr gut mit dem gelben Anstrich der Wände harmoniert. Im Erdgeschoss sind die Kreuzgewölbe wieder in Ordnung gebracht worden. Die Hauseingangstür mit den zwei Löwenköpfen wurde von einer Tischlerei aus Schönberg wunderbar aufgearbeitet. Beim Ausbau des Dachgeschosses baute man eine Hechtgaube nach historischem Vorbild ein, die es dort zwar früher nicht gab, die aber trotzdem gut zum Charakter des Hauses passt. Es war ja einst ein „Vorstadthaus“, denn die Goschwitzstraße lag außerhalb der inneren Stadtmauer.

Erinnerung an das Möbelhaus

Mit dem Einbau von normalen Fenstern anstelle der Schaufenster des Möbelhauses Hänchen wurde der Zustand aus der Zeit um 1920 wiederhergestellt. Zur Erinnerung an das Möbelhaus wurde auf der Hofseite dessen Werbetafel angebracht. Das Dach ist mit rotbunten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Sämtliche Handwerksarbeiten erledigten entweder die Mitarbeiter von Hochkirch-Bau oder Handwerksfirmen aus der Region. „Das ist uns wichtig, um die einheimische Wirtschaft zu stärken“, sagt Marcus Dörndorfer. Hochkirch-Bau hat in Bautzen bereits den Anbau des Puppentheaters sowie einige Häuser auf der Schloßstraße und der Hohengasse saniert. Ein alter Fahrradschuppen, der sich hinter dem Altbau befand, wurde in das Haupthaus mit einbezogen und erweitert die eine Erdgeschoss-Wohnung. Oben drüber wurde eine Terrasse für die Wohnung im Obergeschoss angelegt. Bei den Erdgeschosswohnungen mussten die Fußböden angehoben und die Decken abgehangen werden. Trotz der Größe des Hauses besaß es nur einen winzigen Keller, wahrscheinlich wegen des schwierigen Untergrunds. Der Keller wurde ganz zugeschüttet.

Insgesamt entstanden im Vorderhaus sechs und im Hinterhaus fünf Wohnungen. Letztere sind sämtlich behindertengerecht mit Fahrstuhl, breiten Türen und ohne Schwellen. Die Wohnungen sind zwischen 75 und 125 Quadratmeter groß. Die ersten Mieter ziehen Anfang Mai ein. Einige wenige Wohnungen sind noch frei. Am Donnerstag können die Ergebnisse der Sanierung besichtigt werden.

Tag der offenen Tür: 30. April, 14 bis 16 Uhr.