Merken

Neues Leben im Georgi-Haus

Im Wohngebiet auf dem Knöchel in Sebnitz renoviert die Genossenschaft für junge Mieter – trotz Sparkurs.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Die erste Nacht im neuen Heim war gut, sagt René Selter, als er am Vormittag danach vor die Haustür tritt. Seine Partnerin Loreen Sossalla konnte zwar nicht durchschlafen, das lag aber nur daran, dass der dreijährige Maximilian gerade kränkelt, nicht an der neuen Umgebung, erklärt sie. Am vergangenen Mittwoch ist die junge Familie, zu der noch der fünfjährige David gehört, in eine frisch renovierte Wohnung im Wohngebiet auf dem Knöchel in Sebnitz eingezogen. Das ist nicht nur für sie ein besonderes Ereignis, sondern auch für Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Sebnitz (GWG).

Die neue Bleibe ist eine Art Reihenendhaus: drei Etagen, separater Eingang und eine Wiese ringsherum, welche die neuen Mieter zum Spielen für die Kinder, als Sitzecke oder zum Wäsche trocknen nutzen können. Noch dazu hat das Haus Geschichte: Der Sebnitzer Maler, Grafiker und Buchillustrator Hanns Georgi hat von 1928 an hier gelebt, eine Tafel an der Fassade erinnert an den 1989 verstorbenen Künstler. Zuletzt stand das denkmalgeschützte Haus auf der Götzingerstraße allerdings vier Jahre lang leer.

Die junge Familie konnte jetzt in eine komplett renovierte Wohnung einziehen: Laminat-Fußboden und Tapeten wurden nach den Wünschen der neuen Mieter ausgewählt, auf dem früheren Wäscheboden unterm Dach haben die Handwerker ein neues Kinderzimmer ausgebaut.

Es ist das erste Mal seit Jahren, dass die Wohnungsgenossenschaft einen solchen Aufwand betreiben kann, erklärt ihr Vorstandsvorsitzender Ullrich Franke. Über 30 000 Euro hat die GWG in die Renovierung investiert. Die Genossenschaft, die über mehr als 480 Wohneinheiten verfügt – die meisten davon in Sebnitz auf dem Knöchel – musste sich 2003 in ein Insolvenzplanverfahren begeben. Seitdem wachen die Banken streng über sämtliche Ausgaben, Investitionen sind während der wirtschaftlichen Sanierung nur bedingt möglich. Aber: „Wenn‘s weitergehen soll, muss man was tun“, sagt Franke. Mit einer der Banken hat er deshalb die Renovierung des Georgi-Hauses ausgehandelt.

Geld von der Bank gegen Mietvertrag

Denn die 1901 als Spar- und Bauverein Sebnitz gegründete Genossenschaft hat auch mit dem demografischen Wandel zu kämpfen. Das Durchschnittsalter der Mieter liegt zwischen 52 und 53 Jahren, über 30 Genossenschaftsmitglieder haben ein Alter jenseits der 90 erreicht. Dementsprechend groß ist die Fluktuation durch Umzüge ins Pflegeheim oder Todesfälle. Immer mehr Wohnungen finden keine neuen Mieter. Aktuell liegt der Leerstand bei etwa zehn Prozent. Andernorts ist die Lage zwar schlimmer, aber der vergleichsweise kleinen Genossenschaft tue das schon weh, erklärt Vorstandschef Franke.

Das jetzt hergerichtete Haus sieht die Genossenschaft als Musterbeispiel. „Wir wollen zeigen, dass junge Familien auf dem Knöchel gern gesehen sind“, sagt Ullrich Franke. Weitere Wohnungen sollen folgen. Wenn ein Mietvertrag vorliegt, lässt die Bank mit sich reden und gibt Geld für die Renovierung. Im Gegenzug können die künftigen Bewohner bei der Gestaltung von Küche, Bad oder Türen mitreden.

Die neuen Mieter des Georgi-Hauses, René Selter und Loreen Sossalla, stammen aus Bad Schandau und aus Bautzen. Auf der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung haben sie sich auch in Neustadt umgeschaut, doch in Sebnitz auf dem Knöchel fanden sie das beste Angebot, sagen sie. Kita und Oberschule liegen um die Ecke, da hat man keine weiten Wege, das sei ideal.