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Neues Leben im Brandhaus

Auf eine geplante Unterkunft für Asylbewerber waren zwei Anschläge verübt worden. Nun sind drei Familien eingezogen – und ein Verein.

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© Christoph Scharf

Meißen. Kuchen, Blumen und ein Scheck: Mit einem kleinen Fest wurde am Dienstagnachmittag die neue Nutzung des als „Brandhaus“ bekannten Gebäudes in der Meißner Rauhentalstraße gefeiert. Das von Bauunternehmer Ingolf Brumm gekaufte und sanierte Mehrfamilienhaus war im Sommer in die Schlagzeilen geraten, als Unbekannte einen Brandanschlag darauf verübten. Zuvor war ein Drohbrief an der Haustür des noch unbewohnten Gebäudes aufgetaucht, der sich gegen eine Belegung mit Asylbewerbern wandte.

Ein Schild weist darauf hin, dass das Bündnis Buntes Meißen in dem Haus ein Kontaktbüro einrichtet.
Ein Schild weist darauf hin, dass das Bündnis Buntes Meißen in dem Haus ein Kontaktbüro einrichtet. © Christoph Scharf
Afraner waren mit einem Scheck über 7200 Euro zur Wiedereröffnung des Hauses erschienen.
Afraner waren mit einem Scheck über 7200 Euro zur Wiedereröffnung des Hauses erschienen. © Christoph Scharf

Mittlerweile sind drei Familien mit jeweils drei kleinen Kindern eingezogen. Zwei von ihnen stammen aus Syrien, die dritte aus Afghanistan. „Wir sind vor den Kämpfen in Nordafghanistan geflohen“, sagt der Familienvater, der sich bei Ingolf Brumm für die gute Aufnahme bedankte. Der Meißner Unternehmer hat sich von der Brandstiftung nicht einschüchtern lassen, auch nicht vom zweiten Vorfall – dem Versuch, die Baustelle unter Wasser zu setzen. „Das sind für mich keine Taten von besorgten Bürgern, sondern Terroranschläge.“ 200 000 Euro Schaden hat demnach das Feuer im Haus angerichtet. Aber auch Morddrohungen hätten ihn nicht davon abbringen können, das Haus an der Rauhentalstraße fertig zu sanieren und jeden einziehenden Asylbewerber per Handschlag zu begrüßen.

Ein Scheck für das Bunte Meißen

Eine Wohnung im Erdgeschoss dagegen hat nun das Bündnis Buntes Meißen bezogen, das dort eine Kontaktstelle einrichten, Sprachkurse anbieten und Sachspenden für Asylbewerber entgegen nehmen will. Dafür gab es heute eine willkommene Unterstützung: Schüler des Landesgymnasiums St. Afra überreichten einen Scheck über mehr als 7 200 Euro. Das Geld stammt aus dem Spendenlauf der Hochbegabtenschule. Die Schüler selbst hatten sich dafür entschieden, mit dem Erlös die Aktivitäten des Bündnis Buntes Meißen zu unterstützen. Wenn im November die Sanierung der beim Brand am stärksten beschädigten Wohnung im ersten Stock abschlossen ist, will das Bündnis dort einziehen. Eine Stelle der verbrannten Wand soll hinter Plexiglas als Mahnmal erhalten bleiben. (SZ/csf)