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Neues Leben für alten Gasthof

Im Anbau mit dem Tanzsaal des Oberen Gasthofs entstehen 14 Wohnungen. Auch die Gaststätte soll nicht leer bleiben.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Weinböhla. Die Farbe bröckelt von der Decke, der alte Parkettboden ist schon herausgerissen, in der Mitte des Saals steht ein verstaubtes Klavier und dort wo einst die Bühne war, kann man nach unten in den ehemaligen Jugendklub schauen. Getanzt wird hier nie wieder – es sei denn, die Mieter schwingen das Tanzbein in ihren Wohnzimmern. Denn der Besitzer des Oberen Gasthofes, Frank Hirt, lässt den Tanzsaal zu 14 Wohnungen umbauen und gibt dem denkmalgeschützten Haus zumindest äußerlich sein altes Ansehen zurück.

Vor drei Wochen haben die Handwerker mit dem Umbau des Oberen Gasthofes begonnen. Im kommenden Jahr soll der Anbau wieder so aussehen, wie zur Eröffnung. Allerdings wird es dann kein Tanzsaal mehr sein.
Vor drei Wochen haben die Handwerker mit dem Umbau des Oberen Gasthofes begonnen. Im kommenden Jahr soll der Anbau wieder so aussehen, wie zur Eröffnung. Allerdings wird es dann kein Tanzsaal mehr sein. © Repro/Norbert Millauer

Im Erdgeschoss entstehen drei barrierefreie Wohnungen für Senioren. Der Saal darüber erhält fünf große Rundbogenfenster, die zu DDR-Zeiten verkleinert worden sind. In der Mitte wird eine neue Zwischendecke eingezogen, sodass die Zimmer der oberen Wohnungen über zwei Etagen verteilt werden. Während die Mieter des Erdgeschosses einen kleinen Garten vor dem Haus nutzen können, entsteht dahinter ein Spielplatz. Die oberen Maisonette-Wohnungen mit vier Zimmern sind über Außentreppen über Balkone erreichbar.

Dass es auch seniorengerechte Wohnungen gibt, sei eine Auflage des Bauamtes gewesen, erklärt Frank Hirt. Dass es Bedarf dafür gibt, glaubt der Niederauer, obwohl mit der Wohnanlage im Spitzgrund und dem Umbau des Waldhotels weitere Möglichkeiten für altersgerechtes Wohnen geschaffen werden. Voraussichtlich ab Mitte 2017, wenn der Rohbau steht, will er auf Mietersuche gehen, die dann Ende des Jahres einziehen können.

Und auch für die benachbarte Gaststube mit Biergarten und Weinkeller hat er eine Idee. Eine Pizzeria fehlt in Weinböhla. Frank Hirt wird aber nicht selbst am Tresen stehen, sondern auch dafür einen Mieter suchen. Der Vorbesitzer war mit seiner laut Karte „gutbürgerlichen Küche mit regionalen Spezialitäten“ gescheitert. Nachdem der Gasthof lange geschlossen war, hatte ein Weinböhlaer ihn gekauft, saniert und wiedereröffnet. 2014 meldete die Oberer Gasthof Weinböhla GmbH Insolvenz an, ein Teil der Einrichtung wurde versteigert.

Im November 2015 hat Frank Hirt Gaststube und Saal gekauft. Auch er ist in seiner Jugend hier tanzen gewesen. Wann genau der Gasthof gebaut wurde, ist laut Weinböhlaer Heimatblättern nicht bekannt. 1851 wurde er zum ersten Mal erwähnt. 1875 erhielt der erste Gastwirt eine Konzession. 1890 wurden der Saal und der Schießstand angebaut. Hier fanden legendäre Tanzveranstaltungen statt. 99 Jahre, bis 1987, war das Haus im Besitz der Familie Marx, bis Petra und Michael Nielebock es kauften. 2012 übernahm Henry Maiwald den Gasthof und sanierte ihn. Für den Saal fehlte ihm damals das Geld. Auch er hatte schon die Idee, Wohnungen daraus zu machen. Die Sanierung wird durch die Sparkasse Meißen finanziell begleitet, erklärt Frank Hirt. Zudem gibt es Fördermittel für die denkmalgerechte Sanierung. Dass Weinböhla neben dem Zentralgasthof einen weiteren großen Veranstaltungssaal benötigt, glaubt Frank Hirt nicht. Das würde nur für künstlichen Wettbewerb sorgen. Und die Betriebskosten für solche Säle seien hoch.