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Neues Leben für alten Bauernhof

Wo früher in Oberhäslich Kühe muhten, entstehen künftig Töpferwaren und Eisenbahnpläne.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Oberhäslich. Der Denkmalschutz ist oft umstritten. In Oberhäslich könnte ihm jetzt ein Erfolg gelingen. Ein 250 Jahre altes Bauernhaus steht seit Ende der 1990er-Jahre leer und sieht entsprechend aus. Aber jetzt gibt es die Chance auf neues Leben in den alten Mauern.

Was in dem alten Haus zu machen ist

Sandra Nehmsch steht in dem ehemaligen Stall, wo sie Werkstatt und Laden einrichten will.
Sandra Nehmsch steht in dem ehemaligen Stall, wo sie Werkstatt und Laden einrichten will.
In den Räumen sind die Schäden durch den langen Leerstand deutlich erkennbar. Teilweise ist die Decke runtergebrochen.
In den Räumen sind die Schäden durch den langen Leerstand deutlich erkennbar. Teilweise ist die Decke runtergebrochen.
In der ehemaligen Futterküche steht noch der Herd. Hier wird der Heizraum eingerichtet.
In der ehemaligen Futterküche steht noch der Herd. Hier wird der Heizraum eingerichtet.

Sandra und Holger Nehmsch haben das Haus gekauft und wollen es ganz im Einvernehmen mit den Denkmalschützern sanieren. Der Plan der Familie sieht vor, dass sie mit ihren beiden Kindern sowie dem Ingenieurbüro von Holger Nehmsch und der Töpferei von Sandra Nehmsch dort einziehen. Die beiden, die derzeit noch in Bannewitz leben, haben genau nach einem solchen Haus gesucht, das eine eigene Geschichte hat.

Das Anwesen in Oberhäslich strahlt diese aus. Wenn man auf der B 170 vorbeifährt, sieht man nur die unscheinbare Rückseite, die zugleich die Wetterseite ist. Dort wurde die Fachwerkkonstruktion mit Brettern verkleidet. Aber wer um das Haus herumgeht, erlebt einen Aha-Effekt. Man sieht das Hauptgebäude eines stattlichen Bauernhofs mit Fachwerk. Es war offensichtlich einmal ein Dreiseithof.

Linker Hand grenzt eine Mauer das Grundstück ab, rechter Hand steht ein Anbau mit eingefallenem Dach. „Der ist ohnehin erst später dazu gekommen“, sagt Holger Nehmsch. Er soll weggerissen werden. Dafür wird hier eine Treppe angebaut, über die später das Ingenieurbüro zu erreichen ist. Sonst müssten Besucher durch die anderen Teile des Hauses gehen. Daneben steht eine Scheune, die erhalten bleiben soll, und im Rücken hat der Betrachter einen Steinhaufen. Da stand wohl auch eine Scheune, die dritte Seite des Hofes.

Leerstand hat Spuren hinterlassen

Als der Hof um das Jahr 1770 gebaut wurde, war es ein stattliches Gebäude. Die Zimmer sind auch für heutige Ansprüche hoch genug. Damals wurden ja auch Häuser errichtet, in denen man sich heute bücken muss. Auch die Bausubstanz ist gut. Der Oberhäslicher Bauer, dem der Hof seinerzeit gehörte, hat solide gebaut.

Natürlich hat der Leerstand Spuren hinterlassen. Ein Schaden im Dach, den Holger Nehmsch jetzt schon provisorisch repariert hat, ließ das Wasser bis ins Erdgeschoss durchtropfen. Auch im Keller läuft Wasser durch. Das kommt zwar in alten Häusern oft vor, aber die neuen Eigentümer werden doch einmal die Drainage prüfen, ob dort alles in Ordnung ist. Sie wollen auf dem Hof leben und arbeiten. Sandra Nehmsch ist Töpferin. Derzeit ist sie viel auf Märkten unterwegs, um ihre Produkte zu verkaufen. In Oberhäslich baut sie den alten Stall aus. Die eine Hälfte wird Laden. Der bekommt einen eigenen Eingang und ist zur Straßenseite hin geplant, damit er auch gut sichtbar wird. Auf der anderen Seite richtet sie ihre Werkstatt ein.

In der Etage darüber soll das Büro für ihren Mann entstehen. Er ist Ingenieur für Eisenbahnsignaltechnik. Dabei ist er bundesweit an Bahnprojekten wie Stuttgart 21 oder der Neubaustrecke in Thüringen beteiligt. Dafür ist er häufig unterwegs. Die Zentrale für sein Unternehmen wird er aber in Oberhäslich haben. Im anderen Teil des Hauses wird die Familie mit ihren beiden Kindern einziehen.

Insgesamt wird das eine Investition von rund 690 000 Euro für die Familie. Damit sie das stemmen kann, hilft das EU-Programm für den ländlichen Raum „Leader“ mit 201 000 Euro Zuschuss.