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Neues Gewand für Brunnenhaus am Albertplatz

Der artesische Brunnen an der Antonstraße ist fast 200 Jahre alt. Jetzt bekommt er ein schützendes neues Dach.

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© Christian Juppe

Von Felix Keßler

Seit Anfang Februar hämmert und lärmt es vor dem Einkaufszentrum am Albertplatz, immer wieder rieseln kleine Steinsplitter zu Boden. Hier wird gearbeitet, doch die eigentliche Baustelle, das alte Brunnenhaus in der Antonstraße, ist kaum zu sehen. Nur noch zwei Seiten des denkmalgeschützten erzgebirgischen Huthauses liegen für den Betrachter offen, der Rest ist vom Simmel-Center umschlossen, sogar überdacht.

Vandalismus und Witterung haben am Häuschen genagt, von einem Dach konnte zuletzt kaum noch die Rede sein. Deswegen hat die Stadt 17 000 Euro in eine Sanierung investiert. Fassade, Dach und eine kleine Eingangstür werden erneuert. „Die hier verwendete altdeutsche Schieferdeckung nachzubauen ist sehr aufwendig; jede Platte muss individuell zugeschnitten werden“, erklärt Dachdeckermeister Thomas Lemberg. Das Gestein kommt aus Spanien und hat nur einen groben Vorschnitt. Vor Ort muss reichlich nachgebessert werden, bevor der Schiefer aufs Dach genagelt wird. Zumal die Stücke zur Spitze des Pyramidendaches hin immer kleiner werden.

Das Häuschen ist allerdings nicht nur ein Relikt vergangener Baukunst. Es schützt die darunterliegende artesische Brunnenanlage, die den Erlweinschen Brunnen am Albertplatz mit Wasser versorgt. Denn mitten in der Neustadt steigt seit fast 170 Jahren Grundwasser aus 243 Metern Tiefe empor. Im Brunnenhaus wird es in einem erhöhten Überlauf gesammelt und fließt dann mithilfe der Schwerkraft zum Erlwein-Brunnen am Albertplatz und einem kleinen Zapfhahn in der Nähe. „Einige schwören noch immer auf die Heilwirkung des Wassers, obwohl es ausdrücklich keine Trinkwassergüte hat“, sagt Margot Schwab vom Amt für Stadtgrün.

Weil das Wasser mit etwa 20 Grad hervorsprudelt, kann der Erlwein-Brunnen ganzjährig betrieben werden, friert auch im Winter nicht zu. „Wenn es eisig kalt ist, dampft der ganze Brunnen, das ist sehr beeindruckend“, so Schwab. Bei all der Euphorie rund um das geschichtsträchtige Bauprojekt gab es jedoch gleich zu Anfang einen heftigen Dämpfer. Die Kupferspitze des Hauses wurde kurz vor Sanierungsbeginn gestohlen. Die Fertigstellung ist dadurch aber nicht gefährdet, Ende Februar soll das Dach vollständig ausgebessert sein. Danach ist die Fassade dran.