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Neues Gesicht im Obercunnersdorfer Pfarramt

Die Stelle war lange vakant. Jetzt hat eine junge Frau übernommen. Sie freut sich über die Herzlichkeit der Einwohner.

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© B. Gärtner

Von Romy Altmann-Kühr

Die große, alte Holztür zum Pfarramt ächzt schwer. Beim Öffnen schellt ziemlich laut eine Glocke und kündigt den Besucher an. „Unbemerkt kommt hier keiner rein“, kommentiert eine junge, freundliche Stimme aus dem Gewölbe und lacht dabei. Nina-Maria Megel-Mixtacki biegt um die Ecke. Das Gesicht zur Stimme bestätigt den freundlichen Eindruck. Sie ist das neue Gesicht im Pfarramt. Die altertümliche Konstruktion mit der Glocke an der Tür war schon vor ihr da. Aber das sei ganz praktisch. So weiß sie immer, dass jemand ein Anliegen hat.

Zuhören und die Menschen vor Ort kennenlernen, das ist eine der ersten Aufgaben, die die junge Pfarrerin für sich sieht. Vor wenigen Wochen hat sie ihren Dienst in der Gemeinde am Kottmar angetreten. Zu ihrer Kirchgemeinde gehören neben Obercunnersdorf auch Niedercunnersdorf, Kottmarsdorf und Großschweidnitz. In Großschweidnitz, wo die Kirche auf dem Krankenhausgelände steht, wird sie vom Krankenhausseelsorger Peter Pertzsch unterstützt. Er übernimmt dort die Gottesdienste und springt auch an anderen Orten ein, wo es nötig ist.

Der Alltag im Pfarramt hat derweil für die 28-jährige Pfarrerin bereits begonnen. Im Gewölbe hat sie ihr Büro eingerichtet, mit modernen Schwingsesseln und Ikea-Schreibtisch. Hier erledigt sie die Büroarbeit, vor der auch Pfarrer nicht verschont bleiben. „Ich bin hier sehr herzlich aufgenommen worden“, erzählt Frau Megel-Mixtacki von ihren ersten Erfahrungen mit der Kirchgemeinde und den Einwohnern. „Ich habe den Eindruck, die Leute sind sehr froh, dass die Pfarrstelle wieder besetzt ist, sie wieder einen Ansprechpartner haben.“ In der Zwischenzeit haben die Leute vor Ort in der Kirchgemeinde vieles ehrenamtlich organisiert, bemerkt Frau Megel-Mixtacki anerkennend.

Die junge Frau hat bisher viele Jahre in Leipzig gelebt. 2007 machte sie ihr Abitur und studierte anschließend Theologie. Auch das Vikariat, den Vorbereitungsdienst auf das Pfarramt, absolvierte sie in der sächsischen Großstadt. Und nun auf‘s Land? „Die erste Pfarrstelle kann man sich nicht aussuchen“, erklärt Frau Megel-Mixtacki. Man könne zwar Wunschregionen angeben. Aber die Vikare werden von der Landeskirche entsendet und dort eingesetzt, wo gerade eine Pfarrstelle frei ist. In Obercunnersdorf war das Pfarramt seit dem Weggang von Pfarrer Daniel Huth fast anderthalb Jahre lang vakant. Der Großhennersdorfer Kollege hatte die Kirchgemeinde als Zwischenlösung mit übernommen. Doch auch er hat die Oberlausitz im Sommer verlassen.

Zeit für neue Gesichter. Gleichzeitig mit Frau Megel-Mixtacki hat in Großhennersdorf David Seltmann als neuer Pfarrer den Dienst angetreten. Beide kennen sich bereits aus Leipzig, auch Seltmann hat dort studiert. Zufällig landeten beide in der Oberlausitz. Dass es nun nach zehn Jahren Leben in der Großstadt eine Stelle auf dem Land geworden ist, stört die junge Geistliche nicht. „Ich kenne das Dorfleben, ich komme ja auch vom Land.“ Frau Megel-Mixtacki stammt aus dem Erzgebirge, wuchs in Jahnsdorf nahe Chemnitz auf. „Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dass ich manche Wege nicht wie bisher mit dem Fahrrad erledigen kann, sondern das Auto nehmen muss.“ Mit dem Dienstantritt der neuen Pfarrer ist der Kirchenbezirk Löbau-Zittau jetzt der einzige sachsenweit, wo alle Pfarrstellen besetzt sind. „Das ist doch ein gutes Zeichen“, sagt Frau Megel-Mixtacki. „Wenn man bedenkt, dass viele immer sagen, hier will keiner her.“

Sie selbst will in Obercunnersdorf auch eigene Ideen einbringen. Ein erster Versuch startet bald: der Konfirmationsunterricht soll mit Großhennersdorf zusammengelegt werden. Der Weg sei dabei kein Problem, sagt die junge Pfarrerin. „Die Jugendlichen bilden Fahrgemeinschaften.“ Sie möchte gern die Altenheimgottesdienste weiterführen, die es bereits gibt. Und Nina-Maria Megel-Mixtacki will eine Idee wieder aufgreifen, die ihr Vorgänger schon praktiziert hatte. „Ich möchte gern Andachten in den Kitas anbieten.“ Dazu wird sie mit den Kindereinrichtungen Kontakt aufnehmen.

Für alle anderen Einwohner und Gemeindemitglieder ist sie im Pfarramt zu sprechen. Eine Sprechstunde bietet die Pfarrerin dort jeden Dienstag zwischen 17 und 18 Uhr an. „Natürlich kann man aber auch jederzeit die charmante, alte Glocke nutzen.“