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„SP 1“ am Straßburger Platz eröffnet

Der Andrang zur Eröffnung des neuen Einkaufscenters war groß. Der Investor des Riegelkomplexes hat noch mehr Ideen für Dresden.

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© René Meinig

Von Lars Kühl

Ein Becherchen mit frisch gepresstem Saft reicht und die Dresdner stehen geduldig Schlange. Das süße Flüssigobst ist umsonst, versteht sich. Geiz wird wohl immer geil bleiben. Gratis-Proben und fette Rabatte bei Eröffnungsangeboten ziehen die Massen an wie gelbe T-Shirts lästige Mini-Fliegen. Das „SP 1“ macht da keine Ausnahme. Seit Donnerstag ist das neue Einkaufscenter am Straßburger Platz geöffnet. Der Name leitet sich aus dem Kürzel der Adresse ab. Doch es ist auch die Neugier, die die Massen anlockt.

Anstellen für einen Becher frisch gepressten Saft. Der Andrang bei der Eröffnung am Donnerstag war groß.
Anstellen für einen Becher frisch gepressten Saft. Der Andrang bei der Eröffnung am Donnerstag war groß. © René Meinig
Licht dominiert das Innere des „SP 1“. Über eine Rolltreppe geht es in die zweite Ladenetage.
Licht dominiert das Innere des „SP 1“. Über eine Rolltreppe geht es in die zweite Ladenetage. © René Meinig

Viele haben die vergangenen 16 Monate argwöhnisch beobachtet, was da gegenüber der Gläsernen Manufaktur in die Höhe wuchs. Denn eines muss man den KSP Jürgen Engel Architekten aus Frankfurt/Main lassen. Das „SP 1“ fällt auf. Mächtig klotzig, weiß, Glas und die silberne Metallverkleidung des Parkhauses dominieren. Markant wird das Center durch den Büro-Riegel, der auf den Gewerbeunterbau aufgesetzt ist und – das ist das eigentlich Auffallende – einige Meter verschoben und somit über den Eingangsbereich hinausragt. „Wir wollten der Gläsernen Manufaktur etwas mit starkem Volumen entgegensetzen“, erklärt Chef-Architekt Matthias Koch. Die „Auskragung“, so nennt er es, sorge für den Wiedererkennungswert, was bei dem Entwurf wichtige Zielstellung war. Keine Kleinteiligkeit, sondern klare Strukturen durch die übereinander gestapelten Kuben. Technisch sei das sehr anspruchsvoll gewesen. „Als ich aus der Straßenbahn gestiegen bin, war ich erleichtert, dass keine Stützen darunter standen“, scherzt Koch.

Ernsthaft zufrieden ist er, wie der Geldgeber, die Dietz AG aus Bensheim, den Entwurf eins zu eins umgesetzt hat. 25 Millionen hat das Unternehmen investiert, rechnet deren Vorstand Markus Engelmann vor. Abgesehen von Berlin ist das Center für die Hessen das erste seiner Art im Osten Deutschlands. „Ein klasse Bauwerk“ ist es geworden, findet Engelmann. Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung habe gut geklappt. „Wir würden gern noch etwas in Dresden machen.“ Zwei Ideen seien schon da, verraten will er sie bisher nicht.

Zunächst ist der Geschäftsmann froh, dass das „komplexe Projekt mit seiner komplizierten Vorgeschichte“ zu Ende gebracht ist. Ein halbes Jahr Verzögerung gab es. Nicht aus Baugründen, sondern weil es dauerte, bis sich die städtischen Gremien dafür aussprachen. Noch nicht vergessen sind zudem die Pläne von Heinz Nettekoven und seiner pleitegegangenen Florana KG aus dem Jahr 2009. Der wollte die Canaletto-Passage auf der einstigen Brache errichten. Circus Sarrasani, der dort sein Zelt aufgeschlagen hatte, sollte mit einziehen. Das scheiterte. Inzwischen hat das Varietétheater am Wiener Platz sein Domizil.

Das „SP 1“ schließt in der Altstadt eine Lücke bei der Nahversorgung. Die Besucher finden hier die üblichen Verdächtigen: Aldi, Rewe und dm, dazu Bäcker, Fleischer, kleinere Läden und einige Imbisse. Viele Kunden soll der erste Alnatura-Supermarkt Sachsens mit seinen Bio-Produkten anlocken. Der befindet sich im Erdgeschoss. In den ersten Stock zu Aldi geht es mit der Rolltreppe oder direkt vom Parkhaus mit seinen fast 300 Plätzen. Die Zufahrt erfolgt über die extra bis zur Güntzstraße verlängerte Comeniusstraße.

Während die Ladenfläche zu 90 Prozent vergeben sei – neben kleinen steht nur noch ein großes Geschäft direkt am Center-Kopf leer – werden für den Büroriegel noch Mieter gesucht. Die Dietz AG schließt dabei nur langfristige Verträge mit einer Mindestlaufzeit von zehn Jahren ab. Engelmann hofft, innerhalb der nächsten beiden Monate Vollzug vermelden zu können.

Regelrecht begeistert ist er, wie auch Architekt Koch, vom Center-Vorplatz, den das Ensemble durch seine Anordnung bildet. Endlich sei das Leben zurück, die Bänke sind wieder besetzt, die Menschen haben etwas gewonnen. „Ein Stück Stadt, das Qualität hat“, sagt Koch. Das Gewusel am Eröffnungstag zeigt, dass viele Anwohner auf das „SP 1“ gespannt sind. Sie müssen es nur dauerhaft annehmen.