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Neues Dach für Großschweidnitzer Bahnhof

Der Ort ist ein beliebter Haltepunkt für die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde. Am Wochenende fallen Sonderfahrten aus.

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© Rafael Sampedro

Von Markus van Appeldorn

Großschweidnitz. Fahrplanmäßige Züge verkehren in Großschweidnitz schon lange nicht mehr. Das soll aber kein Grund sein, die Bahninfrastruktur zu vernachlässigen. Die kleine Haltestelle glänzt wieder wie zu besten Zeiten. Zu verdanken haben die Großschweidnitzer das im Grunde dem Tag der Sachsen in Löbau. „Aus diesem Anlass haben wir den Bahnsteig saniert, damit wir dort den Zugverkehr einrichten konnten“, sagt Großschweidnitz‘ Bürgermeister Jons Anders (parteilos) – an jenem ersten Wochenende im September gab es eben doch noch einmal Züge nach Fahrplan. Und auch das Haltestellen-Häuschen habe man ein wenig aufgehübscht.

Damit war das Werk allerdings noch nicht vollendet. Für den letzten Schliff sorgte jetzt Alfred Simm, Chef der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde (OSEF) in Löbau. Denn durch das Dach des Wartehäuschens tropft es noch. Simm fand einen großzügigen Sponsor. „Wir arbeiten mit vielen Firmen zusammen. Und die Löbauer Firma Kühne und Wicke hat jetzt zum Jahresabschluss neue Dachpappe auf das Häuschen aufgebracht. Das finden wir toll.“ Nun sei das alte Häuschen nichts Besonderes. „So ein kleiner netter Standard-DDR-Bau. Der ist nicht wertvoll“, sagt Alfred Simm, „aber wenn es durch‘s Dach regnet, nutzt er ja auch nichts.“ Auch bei der Dachsanierung habe die Gemeinde Großschweidnitz einen Anteil geleistet. „Die Gemeinde hat die alte Dachpappe entsorgen lassen. Sowas kostet ja auch“, sagt Simm. Und ein neues Tor vor dem Bahnhof schütze vor Vandalismus.

Die Eisenbahnfreunde und ihre Gäste sind es, die den Großschweidnitzer Bahnhof am intensivsten nutzen. Sie sind auch die Einzigen, die je das Bahnhofsschild zu sehen bekommen. Das hängt nämlich nicht immer dort. „Das alte Emaile-Schild wird nur rausgeholt und angebracht, wenn Fahrten sind“, sagt Alfred Simm, „sonst müsste man es wahrscheinlich bald auf einer Verkaufsplattform im Internet suchen müssen.“

Bei den Sonderfahrten der Eisenbahnfreunde ist Großschweidnitz ein beliebter Halt. Zu Ostern sogar der Höhepunkt am „Osterhasentag“. Jedes Jahr am Karfreitag pendelt ein historischer Zug der OSEF mehrmals täglich auf der Strecke Löbau - Ebersbach - Rumburk. „In Großschweidnitz steht der Osterhase am Bahnsteig und wartet auf die Kinder“, sagt Alfred Simm. Der Osterhase kommt dabei kaum zur Ruhe. Denn der historische Schienenbus hält auf seinem Weg nach Rumburk gleich viermal in Großschweidnitz. Die früher ziemlich mit Büschen verwachsene Wiese neben dem Bahnhof habe die Gemeinde inzwischen gemäht. „Auf der Wiese sind dann immer Ostereier versteckt.“ In diesem Jahr finden die Fahrten am 30. März statt. Die Abfahrten in Löbau sind um 10.10 Uhr, 12,10 Uhr, 14.10 Uhr und 16.10 Uhr. Die Fahrkarten kosten 10 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Kinder.

Am Pfingstmontag ist stets Europäischer Mühlentag. Der sorgt auch am Bahnhof in Großschweidnitz immer für Betrieb. Vom Halt in Dürhennersdorf verkehrt für die OSEF-Passagiere ein Pendelbus zur Kottmarsdorfer Mühle. Die Züge der OSEF schließen hier eine Verkehrslücke. „Viele historische Mühlen stehen in der böhmischen Schweiz in Tschechien“, sagt Alfred Simm. Die Züge des Vereins schaffen in Rumburk eine Verbindung zur Linie U 28, der Nationalparkbahn durch den Nationalpark Sächsisch-Böhmische Schweiz.

Einen großen Fahrtag bilden auch immer die Maschinenhaustage der Eisenbahnfreunde am zweiten Maiwochenende (2018: 12. und 13. Mai). An beiden Tagen pendelt der Museumszug nach Rumburk. Das ist nicht nur eine Attraktion für Eisenbahnfans, sondern mittlerweile auch ein wichtiger Zubringer. „Wir haben zunehmend tschechische Gäste bei den Maschinenhaustagen“, sagt Alfred Simm. Absagen muss Simm dagegen in diesem Jahr die Sonderfahrten zu den Modellbahntagen, die am kommenden Wochenende in der Löbauer Messehalle stattfinden. „Wir können diese Fahrten als kleiner Verein in diesem Jahr organisatorisch nicht stemmen“, sagt Simm.

Zusätzlich zu den geplanten Vereinsfahrten gibt es auch noch von Firmen oder Reiseunternehmen gebuchte Fahrten. Dabei bildet das 148 Meter lange und 17 Meter hohe Höllengrundviadukt in Großschweidnitz immer ein beliebtes Fotomotiv für Eisenbahnfreunde aus ganz Europa. Die eindrucksvolle Steinbogenbrücke mit ihren sieben Bögen wurde im letzten Jahr 170 Jahre alt.