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Neues Becken hält Wasser und Schlamm auf

Sowohl die Planung als auch der Bau haben viel Zeit in Anspruch genommen. Nun muss noch die Ableitung des Wassers klappen.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig/Polditz. Von wild abfließendem Oberflächenwasser ist in Polditz nach langer Trockenheit gerade wenig zu spüren. Im Gegenteil. Der Bach hat häufig so wenig Wasser, dass trotz Rückstaus und Öffnen der Schleuse kaum Wasser in das sogenannte Auslaufbecken hinüberschwappt. Dort haben sich Mitglieder der Teilnehmergemeinschaft im Flurneuordnungsverfahren Altleisnig sowie Vertreter von Bauamt und Bauhof Leisnig versammelt. Denn Bauhofchef Ralf Herrmann und seine Mitarbeiter werden es in Zukunft sein, die die neuen baulichen Anlagen warten müssen. Von dort wird das Regenwasser in die Entwässerung und damit durch den Ort Polditz und dann weiter Richtung Wiesenthal geleitet.

Dass das wichtig ist, kommt den Einwohnern wohl bei jedem heftigen Sommerregen in den Sinn. Die Polditzer können ein Lied davon singen, was passiert, wenn ein Unwetter über den Ort zieht, Starkregen nicht aufgenommen werden kann, sich Wasser und Schlamm in den Häusern und auf den Grundstücken ergießen. Nicht erst einmal ist das passiert und hat viel Arbeit und Unmut zurückgelassen. Daher setzen die Einwohner des Ortes und des Unterlaufes jetzt große Hoffnung auf das neue Regenrückhaltebecken. Das hat die Teilnehmergemeinschaft (TG) im Flurneuordnungsverfahren Altleisnig schon nach der Flut 2002 angeregt, nach 2013 aber mit der Stadt Leisnig intensiv planen und bauen lassen. Auch nachfolgend ist noch ein Miteinander nötig, damit das Ableitungskonzept tatsächlich funktioniert.

„Ziel ist es, die Wassermassen von Starkniederschlägen kontrolliert abfließen zu lassen“, sagt Erik Sefkow. Er ist der Vorsitzende der TG und sich des Vorbildcharakters dieses nun umgesetzten Vorhabens durchaus bewusst. „Es haben sich schon Kollegen aus dem Erzgebirge angekündigt, die Ähnliches planen und sich unser Becken einmal anschauen wollen“, erzählt er am Rande der offiziellen Übergabe. Dazu sind auch Vertreter der Wasserbehörde nach Polditz gekommen – entsprechend ausgerüstet. Mit Gummistiefeln an den Füßen schauen sie sich das Einlaufbauwerk sehr genau an.

Entstanden sind zum Hochwasser- und Erosionsschutz ein 50 Meter langer und 3,5 Meter hoher Damm. Hinter dem können sich rund 5 000 Kubikmeter Regenwasser sammeln. Das kommt dann aus dem oberhalb liegenden Ortsteil Kalthausen. Eine Drossel gibt das angestaute Wasser sukzessive wieder an den Bach ab. Bei Normalwetterlagen wird kein Wasser angestaut, sondern direkt weitergeleitet.

„Im Einzugsgebiet des Rückhaltebeckens pflanzen wir noch Stauden an“, so der Chef der Teilnehmergemeinschaft. „Dadurch soll dem von den Feldern kommenden Schlamm die Kraft genommen und dieser zurückgehalten werden“, erklärt er. Während der Bauarbeiten seien bereits Gehölze in die Erde gekommen. Eine rund 1 300 Quadratmeter große Streuobstwiese soll noch folgen.

Die Kosten für Bauwerk und Bepflanzung werden zu 90 Prozent durch das Land Sachsen und den Bund getragen. Für die restlichen zehn Prozent kommt die Stadt Leisnig auf. „Die Investition von rund 400 000 Euro amortisiert sich spätestens beim nächsten Starkregenereignis“, zeigt sich Erik Sefkow sicher. „Ohne Flurbereinigung wäre das Rückhaltebecken wahrscheinlich nie gebaut worden“, denkt er.

Damit die Wirkung der neuen Schutzanlage sichergestellt ist, müssen weiterführend noch Bauarbeiten folgen. Die liegen überwiegend in der Regie der Stadt Leisnig. Weil es sich um Arbeiten der Schadensbeseitigung handelt, muss die Kommune aber erst einen neuen Bescheid der Förderstelle abwarten. Der wiederum macht sich nötig, weil sich während der angepassten Planung Mehrkosten in Höhe von mehr als 50 000 Euro ergeben hatten. „Wir hatten bei der Antragstellung mit Vorplanungskosten gearbeitet, die bei fortgeschriebener Planung überholt waren“, erklärt Bauamtsleiter Thomas Schröder.

Nach seinen Worten sind noch drei Bauabschnitte geplant. Folgen soll eine Grabenberäumung. Durchlässe müssen repariert und Stützmauern bis oberhalb der Kreisstraße in Wiesenthal erneuert werden. Ausschreiben kann die Kommune die Arbeiten, sobald der neue Bescheid über den Einsatz des Geldes vorliegt. „Baubeginn soll noch dieses Jahr sein. Sicher ist aber schon, dass wir die nötigen Arbeiten 2017 nicht mehr fertigstellen können“, so der Bauamtsleiter.

Im Flurbereinigungsgebiet Altleisnig ist nach Fertigstellung dieses Projektes baulich alles abgeschlossen. Im nächsten Jahr stehen dann die Wertberechnungen, 2019 die sogenannten Planwunschtermine auf der Agenda. Insgesamt also noch viel Bürokratie. Das Verfahren selbst läuft schon mehr als zehn Jahre. Im Februar 2006 war der Wege- und Gewässerplan als Grundlage für alle weiteren Arbeiten genehmigt worden.