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Neuer Vorplatz in alter Schönheit

Die Pflasterarbeiten vor dem Lingnerschloss sind fast abgeschlossen. Darunter verbirgt sich etwas Besonderes.

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© René Meinig

Von Bettina Klemm

André Spiering und André Kolbe setzen die letzten der 5 400 Pflastersteine in den Boden vor dem Lingnerschloss. Die Männer des Steinsetz- und Straßenbaubetriebs Gerhard Kaßmann aus Pirna wollen in dieser Woche mit den Arbeiten fertig werden. Dann werde die Harmonie zwischen Schloss, Vorplatz und Park wiederhergestellt, schwärmt Eberhard Reißmann vom Vorstand des Fördervereins Lingnerschloss, der den 100 000 Euro teuren Bau des Vorplatzes leitet.

Das klassizistische Bauwerk wurde als Villa Stockhausen 1850 bis 1853 nach den Plänen von Adolph Lohse errichtet. Für die Gestaltung des prächtigen Parks an der Nordseite des Schlosses wurde der Gartenbauarchitekt Eduard Neide gewonnen. „Heute ist es ein Biotop, das wir mit der halbrunden Sandsteinmauer um den Vorplatz zusätzlich schützen“, erzählt Landschaftsarchitektin Monika Lohse. Sie ist seit 2003 beim Wiederaufbau des Schlosses dabei und hat alle Arbeiten mit dem Denkmalschutz abgestimmt.

Nachdem Karl August Lingner 1906 die Villa gekauft und umgestaltet hatte, soll er bereits den Vorplatz vergrößert haben. Weitere Veränderungen erfuhr er zu DDR-Zeiten, als die Gäste des Dresdner Clubs bequeme Parkmöglichkeiten benötigten. Damit ist nun Schluss. Vor dem Schloss gibt es lediglich einen Parkplatz für Behinderte, Hochzeitspaare können vorfahren.

Als Landschaftsarchitektin Monika Lohse an die Gestaltung des Platzes ging, musste sie eine Besonderheit beachten: Damit die Feuerwehr im Falle eines Brandes schnell ausreichend Löschwasser hat, wurde vor fünf Jahren ein großer Betonbehälter vor dem Schloss vergraben. Das Ungetüm im Boden ist 15 Meter lang, acht Meter breit und sechs Meter tief. Die Löschwasserarmaturen wurden in die Sandsteinmauer integriert.

Seit Juni wird der Vorplatz gebaut. Reißmann lobt das gute Zusammenspiel der Firmen Grundbau, Schulz und Kaßmann. So sei es gelungen, den Vorplatz bei laufendem Gastronomie- und Veranstaltungsbetrieb sowie Hochzeiten an den Wochenenden zu bauen. Lediglich an zweimal zwei Tagen war die Zufahrt unterbrochen. Damit es optisch keinen Bruch in der Pflasterung gibt, spendierte Gerhard Kaßmann für die historische Zufahrt Alt-Steine.

Am 7. September sollen nun alle Arbeiten abgeschlossen sein. „Dann bereiten wir sofort die erste Veranstaltung auf dem Platz vor“, kündigt Reißmann an. „Zeitreise“ heißt die Modenschau mit Modellen aus den 1950er-Jahren bis heute, die das Modeatelier Klennes am 9. September um 14 Uhr präsentiert. Für den 24. September plant der Förderverein ein Open-Air-Konzert mit der Drugmiller’s Big Band. Die Zuhörer werden dann in Stuhlreihen auf dem neuen Vorplatz der Musik lauschen.

Der September-Plan sieht fast täglich Veranstaltungen vor. Am 10. September, zum Tag des offenen Denkmals, rechnet das Lingnerschloss wieder mit sehr großem Besucherandrang. Der Förderverein bereitet Vorträge und Ausstellungen vor. Ab 10 Uhr werden stündlich Führungen angeboten. Denn der Verein benötigt weiterhin die Unterstützung von Dresdnern, Betrieben und Institutionen. Für rund 15 Millionen Euro wurde bisher gebaut. Hinzu kommen viele unentgeltliche Leistungen. Reißmann schätzt, dass noch weitere 1,5 Millionen erforderlich sind.

Die denkmalgerechte Sanierung des Schlosses und das Einwerben von Spenden und Fördermitteln erweisen sich als mühsam. Doch der Förderverein unter Leitung seines Vorsitzenden Peter Lenk ist in diesem Jahr gut vorangekommen. Bis zum Jahresende sollen die drei Salons im oberen Geschoss fertiggestellt werden. Rund 400 000 Euro kostet dies. Im Dezember kann der Förderverein seinen 15. Geburtstag feiern, sicherlich in den frisch sanierten Räumen. Noch fehlt der Festsaal im Erdgeschoss. Da jedoch die neuen Fenster bereits eingebaut sind, ist die Fassade auch an der Südseite mit Balkon vollendet.

In der nächsten Saison steht den Gästen der Sommerwirtschaft ein neuer Ausschank zur Verfügung. Er ist unterkellert und bietet später mehr Möglichkeiten als das bisherige Provisorium. Für ihn benötigt der Förderverein rund 300 000 Euro. Seit einem knappen Jahr wird der Ausschank hinter dem jetzigen gebaut. Das scheint den laufenden Betrieb nicht zu stören. Das bisherige Gebäude wird bis zum Saisonbeginn abgerissen.