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Neuer Verein hilft Behinderten

Der Meißen inklusiv e. V. will allen Menschen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Nun muss er den Bund davon überzeugen.

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© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Meißen. Einen festen Sitz gibt es noch nicht, auch noch kein Personal, geschweige denn Visitenkarten; die Webseite ist gerade erst im Aufbau. Viel kann der Meißen inklusiv e.V., Anfang August gegründet, noch nicht vorweisen – zumindest auf den ersten Blick. Denn was der neue gemeinnützige Verein von Anfang an hat, ist das all diesen technischen Detailfragen übergeordnete, noble Ziel, eine fairere Gesellschaft zu schaffen.

In der Satzung wird das so beschrieben: „Der Verein stellt sich die Aufgabe, die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie von deren Angehörigen vor allem im Sinne der Selbsthilfe zu fördern und zu vertreten sowie auf inklusive Strukturen in der Gesellschaft hinzuwirken.“ Gründungsmitglieder sind sieben Verbände und Vereinigungen aus dem Landkreis, die sich für Menschen mit Behinderung einsetzen, darunter der Psychosoziale Trägerverein Sachsen und die Lebenshilfe Meißen.

In den Räumen der Lebenshilfe in der Großenhainer Straße 25 wird der Verein vorerst auch angesiedelt sein. Dort erklären der Lebenshilfe-Geschäftsführer Matthias Christoph und Daniel Skupin, Vorstand des Psychosozialen Trägervereins, wie es zur Gründung kam: Als das Bundesteilhabegesetz Ende 2016 verabschiedet wurde, diskutierte der Landkreis in einer Arbeitsgemeinschaft den kommunalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zusammen mit verschiedenen Vereinen und Verbänden. „Da haben wir gesagt, wenn wir eh in die gleiche Richtung streben, tun wir uns doch zusammen“, sagt Skupin. Weil dadurch viel Fachwissen gebündelt wurde, „haben wir uns auch für die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung beworben“, so Christoph. Hinter dem sperrigen Begriff steht ein Förderprogramm des Bundes. Das Bundessozialministerium beschreibt, wie die insgesamt 58 Millionen Euro jährlich eingesetzt werden sollen: „Mit den Fördermitteln werden Beratungsangebote unterstützt, die ratsuchenden behinderten Menschen und ihren Angehörigen zur Verfügung stehen – kompetent, unentgeltlich, neutral und objektiv.“

Für Meißen und den Kreis heißt das, dass hier eine Anlaufstelle für Bürger zu allen Fragen rund um das Teilhabegesetz entstehen könnte. Das Besondere: Neben zwei Fachkräften könnte dann auch ein Peer-Berater angestellt werden – ein selbst von Behinderung Betroffener, der andere Behinderte berät. Christoph: „Das ist noch einmal eine ganz andere Perspektive, als wenn ein Betroffener zu mir sagen muss: Sie wissen doch gar nicht, wie es mir geht.“

Menschen, die beispielsweise nach einem Unfall im Rollstuhl sitzen, könnten sich dann hier Informationen holen, wie sie ihr Zuhause oder ihren Arbeitsplatz umbauen müssen, um weiter am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

„Es hat etwas mit Barrieren in den Köpfen zu tun, warum Menschen nicht teilhaben können“, sagt Christoph. Diese abzubauen sei ein langwieriger Prozess und die Schaffung von Begegnungsräumen das A und O. „Denn nur, wenn Menschen erfahren, dass der andere ja auch ganz normal ist, lassen sich Vorbehalte und Ängste abbauen.“

Am 1. Januar soll das Bundesprogramm deutschlandweit starten. Ob Meißen inklusiv seine ergänzende unabhängige Teilhabeberatung erhalten wird, entscheidet sich Ende November.

Die sieben Vereinsmitglieder sind: Lebenshilfe Großenhain, Diakonie Riesa–Großenhain, Caritas Meißen, Psychosozialer Trägerverein Sachsen, Paritätischer Wohlfahrtsverband Sachsen, Lebenshilfe Meißen und Arbeiterwohlfahrt Sonnenstein.