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Neuer Schwung für eine alte Sportart

In Geising wird traditionell mit Eisstöcken gespielt. Nun dürfen auch Gäste ran.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Altenberg. Die Geisinger haben sich in den letzten Jahren einen Ruf als Curlingstadt erspielt. Auch Helmut Koschka hat sich in dieser Disziplin schon mal getestet. „Das ist aber nichts für mich“, sagt der Geisinger. Er schwört aufs Eisstockschießen. Das hat nicht nur eine längere Tradition in Geising, sondern passt auch besser zu Männern seines Alters, sagt der drahtige 69-Jährige mit einem Augenzwinkern. Körperlich sei es für Senioren sehr gut zu schaffen.

Helmut Koschka weiß, wovon er spricht. Er ist einer von vier Übungsleitern, die der Geisinger Sportverein für all jene anzubieten hat, die ihrer Familienfeier, Firmenparty oder dem Klassentreffen eine sportliche Note geben wollen. „Die Leute haben viel Spaß“, sagt er. Und das liegt nicht nur am Glühwein, der dazu serviert wird, sondern am Spiel selbst. Die Regeln sind einfach. Denn gewonnen hat der, der den Eisstock ganz nah an die Daube, einen etwa zehn Zentimeter großen Kunststoffring, geschossen hat. Etwas komplizierter ist die Punktewertung. Doch auch die hat jeder nach 15 Minuten drauf. Das Schöne an dem Spiel sei, dass der Letzte alles durcheinanderbringen kann, sagt Koschka.

Helmut Koschka lernte die für viele unbekannte Sportart erst relativ spät kennen. Als gebürtiger Zinnwalder hatte er sich wie viele andere erst einmal dem Biathlon und dem Langlauf verschrieben. Mit zehn Jahren fing er an, aktiv zu trainieren. Wenig später stellten sich Erfolge ein. Helmut Koschka brachte es bis zum Deutschen Meister in der B-Jugend. Dann warf ihn eine Krankheit zurück. Seine Karriere als Biathlet musste er an den Nagel hängen.

Er ließ sich zum Maschinenbauer ausbilden, arbeitete später als Schlosser in der Schmiedeberger Gießerei. Nach der Wende war er als Heizungsmonteur tätig. Dem Sport blieb er über die Jahre treu. In seiner Schmiedeberger Zeit spielte er nach Feierabend Volley-, Feder- und Faustball. Der Betrieb förderte das und schickte seine Volkssportmannschaften auch zu den Kreissportfesten der Werktätigen. „Ich kann mich noch an zwei erinnern, die in den 1960er-Jahren in Geising stattfanden“, sagt er. Wer wollte, konnte sich im Eisstockschießen testen. Helmut Koschka gehörte zu denen, die sich trauten. „Das eine Mal fand der Wettkampf auf dem Hüttenteich, das andere Mal im Gründelstadion statt.“ Das Eisstockschießen hatte ihm zwar gefallen, umsteigen wollte er aber nicht.

Alternative für Schmuddelwetter

Es sollten noch Jahre vergehen, bis er wieder einen Eisstock in die Hand nehmen sollte. „Ich habe vor zehn Jahren angefangen“, erinnert sich Helmut Koschka. Damals habe ihn Walter Luft angesprochen. Der Geisinger gehörte zu einer Gruppe, die das Eisstockschießen wieder aufleben lassen wollten. Anlass war das Jubiläum „100 Jahre Wintersport“ im Jahr 2005. Die Geisinger erinnerten sich, dass in ihrer Stadt 1954 der erste Eisstockschützenverein der DDR gegründet wurde. Acht Jahre später fand hier die erste Deutsche Meisterschaft der DDR statt. Über Jahre waren die Geisinger sehr erfolgreich. 1980 löste sich der Verein auf. Zur Neugründung der Abteilung Eisstockschießen konnte Walter Luft zehn Sportler – darunter einige der früheren Eisschützen – gewinnen.

Inzwischen sind einige altersbedingt ausgestiegen. Andere sind nachgerückt, sodass die Gruppe, die sich in den Wintermonaten regelmäßig montags zum Spielen trifft, nach wie vor zehn Mitglieder hat. Die meisten sind zwischen 60 und 70 Jahre alt. Nur Abteilungsleiter Thomas Jarosch sticht mit Anfang 40 ein wenig heraus. In den letzten Jahren blieben die Eisstockschützen weitgehend unter sich. Doch das hat sich geändert. Mehrere Gastwirte und Hoteliers aus dem Osterzgebirge haben sich mit der Sportart beschäftigt, da sie nach Angeboten suchten, die sie ihren Gästen bei Schmuddelwetter anbieten können. Eisstockschießen wäre so eines, sagte Reiner Fischer vom Altenberger Rathaus unlängst. Inzwischen taucht es als Angebot auf Prospekten in zwei Varianten auf – Gäste-Eisstockschießen für Erwachsene und für Kinder. Ersteres wird von der Abteilung Eisstockschießen abgesichert, sagt Helmut Koschka, der einer der Übungsleiter ist. Gern würde er öfter aufs Eis gehen. Doch da er als Rentner einen Minijob als Hallenwart in der benachbarten Turnhalle hat, fehlt ihm oft die Zeit. Deshalb müssen andere ran. Noch schwieriger ist es, Zweiteres, also das Gäste-Eisstockschießen für Kinder, abzusichern. „Dazu sind wir mit der Stadt Altenberg im Gespräch“, sagt Abteilungsleiter Jarosch.

Koschka freut sich, dass die Sportart nun mehr beachtet wird. Vielleicht, so die stille Hoffnung, findet der eine oder andere jüngere Spieler zu den Eisstockschützen.

Gäste-Eisstockschießen (6-40 Personen) mit Trainer 140 Euro für zwei Stunden, Kinder (6-10 Jahre) eine Stunde zu 60 Euro, Buchung:Telefon 035056 3890 oder 035056 35142