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Neuer Schlossherr gesucht

Das Königsbrücker Wahrzeichen kommt unter den Hammer. Das könnte auch Folgen für die Kamelien haben.

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© Matthias Schumann

Nicole Preuß

Königsbrück. Das Königsbrücker Schloss hat vermutlich bald einen neuen Besitzer. Der bisherige Schlossherr Jürgen Krüger will das Wahrzeichen versteigern lassen. Das stattliche Ensemble, das einst dem Nähmaschinenfabrikanten Bruno Naumann gehörte, ist eines der Vorzeigeobjekte der Sächsischen Grundstückauktionen AG im aktuellen Versteigerungskatalog. Ein Foto des Schlosses ziert das Titelbild. Ein denkmalgeschützter, attraktiver Schlosskomplex mit Schlossgebäude, Tor- und Gartenhäusern sowie einer Parkanlage wird in dem Katalog angepriesen. Die Wohn- und Nutzfläche liegt bei 4200 Quadratmetern, die Grundstücksfläche gar bei stattlichen 40 000 Quadratmetern.

Jürgen Krüger will sich schon seit einer Weile von dem Schlosskomplex trennen. Der Rheinländer ist enttäuscht. „Es gibt keine Zuwendungen, keine Informationen. Man lässt einen mit dem Denkmal vollkommen alleine“, sagt er. Der Unternehmer aus der Nähe von Köln hat in anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bereits denkmalgeschützte Gebäude saniert. „Und überall hat es funktioniert, in Sachsen ist das eine Katastrophe“, hat er die Erfahrung gemacht.

Von der Feste zum Schloss

Das Schloss in Königsbrück wird bereits 1298 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Damals entwickelte es sich aus einer Feste, die die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen sicherte. Um 1700 wurde das Schloss erweitert. Der damalige Schlossherr Maximilian Freyherr von Schellendorff errichtete das jetzige Hauptschloss und die Wirtschaftsgebäude. Über die Jahrhunderte veränderte sich das Aussehen des Besitzes. 1893 kaufte der Fabrikant der bekannten Nähmaschinen Bruno Naumann das Schloss und erneuerte einiges, was der Vorbesitzer heruntergewirtschaftet hatte.

Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs verließen die Naumanns Königsbrück und das Schloss wurde schließlich zu einer Außenstelle des Bezirkskrankenhauses für Psychiatrie Arnsdorf und nach der Wiedervereinigung zu einem psychiatrischen Pflegeheim des Arbeiter-Samariter-Bunds. 2001 stand es dann leer und der Freistaat wollte es verkaufen. Jürgen Krüger schlug damals zu. 500 000 DM bezahlte er laut Berichten der Sächsischen Zeitung damals für den Komplex.

Der Rheinländer hatte Pläne. Er wollte zunächst einmal über 20 Wohnungen in das langgestreckte Torhaus bauen. Die eingenommenen Mieten sollten schließlich dabei helfen, das eigentliche Hauptschloss zu sanieren. Doch dazu kam es nicht. Die Baugenehmigung lag zwar schon vor.

Doch finanzielle Unterstützung erhielt er nicht so wie erhofft. Auflagen erschwerten das Vorhaben. „Denkmalschutz ist doch nicht nur Sache von einem Einzelnen“, kritisiert Jürgen Krüger noch heute. „Wenn man so ein Objekt unter Denkmalschutz stellt, muss man doch auch Hilfe bereitstellen.“ Der Unternehmer fühlt sich alleingelassen. Er unternahm noch einige Anläufe, bot das Schloss als Verwaltungssitz für die Naturschutzgebietsverwaltung Königsbrücker Heide an und als Asylheim. Doch alle Projekte scheiterten, unter anderem an den Preisvorstellungen des Schlossherrn.

Mindestgebot liegt bei rund 590 000 Euro

Jürgen Krüger hielt das Schloss in Schuss und beschäftigte einen Hausmeister, der sich um kleine Reparaturen und auch die Parkpflege kümmerte. 1,5 Millionen Euro hat der Schlossherr bisher investiert, schätzt er. Das Mindestgebot bei der Versteigerung, die Ende August in Dresden stattfinden soll, liegt bei 598 000 Euro. Das würde bedeuten, dass er Miese macht. „Das kann ich mir leisten“, sagt Jürgen Krüger. „Ich will jetzt endlich nur meine Ruhe.“

Die Versteigerung wird allerdings auch Folgen für ein weiteres Wahrzeichen von Königsbrück haben: die Kamelien. Die drei ältesten Exemplare der Winterblumen, die rund 200 Jahre alt sind, kauft der neue Schlossherr quasi mit. Der Heimatverein kümmert sich seit vielen Jahren um die Exemplare und auch die Kamelien, die noch dazugepflanzt wurden. Der Pachtvertrag für das Kamelienhaus, der mit Jürgen Krüger ausgehandelt wurde, läuft noch bis Ende 2018. Dann verlängert er sich automatisch um jeweils ein Jahr, wenn er nicht gekündigt wird.

Auch ein Unterstützer ist willkommen

„Im alten Kaufvertrag stand eine Klausel, mit der der Käufer verpflichtet wird, die Kamelien der Öffentlichkeit zu zeigen oder die Aufgabe dem Heimatverein zu übertragen“, sagt der Chef des Heimatvereins, Peter Sonntag. „Wir müssen jetzt abwarten, was kommt.“ Im ungünstigsten Fall riegelt der neue Besitzer das Gelände ab und die Blumen können gar nicht mehr angesehen werden. Damit würde Königsbrück ein Zugpferd verlieren. In den vergangenen Jahren lockten die Blumen 100 000 Besucher nach Königsbrück.

Jürgen Krüger selbst glaubt noch nicht so richtig, dass sich mit der Versteigerung ein neuer Besitzer findet. „Aber vielleicht meldet sich ja jemand, der mich unterstützen möchte. Das würde schon helfen.“