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Neuer Mühlenflügel kommt erst im Frühjahr

Nach dem Sturmschaden in Kottmarsdorf wird die Finanzierung der Reparatur geklärt. Geöffnet bleibt das Denkmal.

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© Matthias Weber

Von Romy Altmann-Kühr

Kottmar. Der erste Schreck ist verflogen, das merkwürdige Bild auf dem Kottmarsdorfer Berg wird aber noch eine Weile an den schlimmen Sturm-Tag von vergangener Woche erinnern: Wie mit ausgebreiteten Armen steht die Bockwindmühle da auf dem Hügel, weithin sichtbar. Der Flügel, der oben gen Himmel ragen müsste fehlt. Ihn hatte Sturm „Xavier“ abgeknickt (SZ berichtete).

Die Mühlenfreunde haben mit Technik von der Ebersbacher Agram den abgebrochenen Flügel geborgen.
Die Mühlenfreunde haben mit Technik von der Ebersbacher Agram den abgebrochenen Flügel geborgen. © privat

Wie geht es nun mit dem Denkmal weiter? Der Flügel muss natürlich ersetzt werden, sagt Bernd Dreßler von den Mühlenfreunden. Wann und wie, kann zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch niemand sagen. Die Mühlenfreunde haben das Bauwerk nach dem Unglück zunächst gesichert. Schon kurz nachdem der Flügel abgebrochen war, sind die ersten Mühlenfreunde am Ort des Geschehens gewesen. „Ich habe zu Hause das Geräusch gehört, da wusste ich aber ja noch nicht, was passiert war“, erinnert sich Dreßler an den vergangenen Donnerstagabend. Der Wirt des Müllerstübchens und seine Gäste allerdings haben das Dilemma gleich gesehen. Durch die Fenster der Gaststube kann man direkt auf die Mühle sehen. Nach der Nachricht über den Schaden eilten einige Mühlenfreunde sofort dorthin. „In dem Moment konnte man aber noch gar nichts machen, weil es so gestürmt hat“, erzählt Dreßler. Das war nicht ganz ungefährlich, weil durch den fehlenden Flügel die ganze Konstruktion aus dem Gleichgewicht gerät. Die Flügel schließlich in ihre jetzige, sichere Position zu bringen, hat die Mühlenfreunde viel Kraft gekostet. Dabei half auch schwere Technik der Ebersbacher Agram, die Felder neben der Mühle bewirtschaftet. Der Landwirtschaftsbetrieb hatte den Mühlenfreunden zunächst mit einem Radlader ausgeholfen, um den abgebrochenen Flügel zu bergen. Der lag 20 Meter von der Mühle entfernt auf dem Feld. Er wiegt an die 300 Kilo, schätzt Bernd Dreßler. Selbst mehrere Männer können ihn nicht heben und wegtragen. Mit dem Radlader brachten die Männer vom Verein der Natur- und Heimatfreunde den gebrochenen Flügel an einen sicheren Liegeplatz. Auch beim Einstellen der verbliebenen Flügel half die schwere Maschine.

So, wie die Mühle jetzt steht, ist sie sicher, sagt Bernd Dreßler. Zwar bieten die beiden ausgebreiteten Flügel weiterhin Angriffsfläche für den Wind. Dem dritten Flügel, der direkt an der Mühle steht, kann aber nichts passieren. Die drei übrigen Flügel sind außerdem stabiler als der vierte, der dem Wind nicht standhielt. Denn der abgebrochene war noch der letzte Flügel aus altem Material. Die anderen drei waren nach der Wende bereits erneuert worden. Sie sind aus Lärchenholz, das sehr belastbar und wetterbeständig ist. Der alte bestand noch aus Leimholz, so war es zu DDR-Zeiten üblich gewesen. „Das macht man heute nicht mehr“, erklärt Bernd Dreßler von den Mühlenfreunden. Wie es momentan aussieht, kann der abgebrochene Flügel nicht gerettet und wieder verwendet werden. Er wird wohl komplett ersetzt werden müssen.

Damit er erneuert und die Mühle wieder komplettiert werden kann, muss nun das Finanzielle geklärt werden. Die Gemeine Kottmar hat als Eigentümer des Bauwerks gleich den Schaden bei der Versicherung angezeigt. Nun muss ein Gutachter nach Kottmarsdorf kommen und den Schaden einschätzen. Allein der Flügel wird etwa 12 000 bis 15 000 Euro kosten, schätzen die Natur- und Heimatfreunde. Unterdessen hat der Verein Kontakt zu einem Mühlenbauer aus Delitzsch aufgenommen. Nicht mehr viele arbeiten in diesem Berufszweig. Mit dem Experten aus Delitzsch haben die Kottmarsdorfer schon zusammengearbeitet und gute Erfahrungen gemacht.

Zusätzlich wird der neue Flügel auch wieder mit einem speziellen Holzschutzmittel angestrichen werden müssen. Erst in diesem Frühjahr hatten die Mühlenfreunde in Eigenleistung den Anstrich an allen vier Flügeln vorgenommen. Dafür hatten sie Fördermittel aus dem Fond der Sparkassenstiftung erhalten, um das Material bezahlen zu können. Bis der neue Flügel gestrichen werden kann, werden aber noch etliche Monate vergehen. Bis dahin wird das Bauwerk weiterhin ein wenig verstümmelt stehen bleiben. Auf die Öffnungszeiten hat das aber keinen Einfluss. Die Führungen finden bis 31. Oktober wie gewohnt statt, immer Sonnabend und Sonntag von 14 bis 16 Uhr, zu anderen Zeiten nach Vereinbarung, erklärt Bernd Dreßler. Ende Oktober ist dann Saisonschluss.