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Neuer Macher fürs Kulturhaus

Jens Werner soll wieder Leben in das fast schon totgesagte Kulturhaus bringen. Er bringt Erfahrung mit und seine Ideen lassen aufhorchen.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda.Überraschender frischer Wind? Frischer Wind ja, überraschend nicht ganz. Der neue Besitzer des Kulturhauses Bischofswerda, Dietrich Schulz aus Dresden, hat mehrfach erklärt, aus dem Haus etwas machen, auch investieren zu wollen. Den nachhaltigen öffentlichen Gegenbeweis gegen alle Zweifel liefert er jetzt: Zum ersten August hat er mit Jens Werner einen Eventmanager eingestellt. Der 40-Jährige kommt aus Görlitz und soll die Veranstaltungsflanke des Kulturhauses ankurbeln.

Der Neißestädter bringt Erfahrung mit. In der Lausitz, vor allem in Görlitz und Umgebung, ist er als Veranstaltungs-Macher bekannt geworden, unter anderem durch langjährige Zusammenarbeit mit der Landskron-Brauerei. Veranstaltungen zu organisieren, war früher sein Hobby. Daraus wurde dann Beruf mit eigener Firma. Sein Name steht auch im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung des angesagten „First Club“ oder des Daily Motion in der Neißestadt. Bis vor vier Jahren arbeitete der Kultur-Mensch auch in seinem Beruf in drei Schichten als Konstruktionsmechaniker. Als das insgesamt zu viel wurde, entschied er sich für die Veranstaltungsbrache und machte sich selbstständig.

Wertvolle Synergien

Seine bisherigen Geschäfte führt der neue Eventmanager in Bischofswerda weiter. Er sieht darin keine Diskrepanz, sondern eher wertvolle Synergien. Zweimal in der Woche, dienstags und donnerstags, arbeitet er jetzt zunächst im Kulturhaus. Erst einmal anfangen, heißt das.

Dem Anfang soll Beständigkeit folgen. Dafür sieht Jens Werner für das Kulturhaus gute Chancen. Er war zwar nur einmal selbst hier, um eine Ü-30-Party zu erleben. Aber seine Eltern, erzählte er am Mittwoch bei seiner Präsentation, hätten früher den Weg von Görlitz ins Kulturhaus nach Bischofswerda gern und häufig in Kauf genommen. Sie würden noch heute schwärmen, vor allem von der Gaststätte. Dieses Schwärmen von einer glorreichen Vergangenheit, sagt Werner, bekomme er jetzt auch in Bischofswerda mit. Tatsächlich hat sich in dem Haus ja auch alles abgespielt – vom Konzert, Schuleingang, Jugendweihe, Abiturball, Familienfeier. Nur gehe es nicht um gestern, sondern um heute und morgen. Zwei Jahre würden sich sein Chef und er jetzt Zeit geben, um das Kulturhaus wirtschaftlich in die Erfolgsspur zu führen. Damit das gelinge, lohnt es sich, an die Traditionen anzuknüpfen, lässt Werner erkennen. Er spricht von zum Beispiel Jugendweihen und Familienfeiern, die er wieder ins Haus holen will. Darüber hinaus läuft es auf ein breites Portfolio hinaus, nicht auf Volksmusik allein oder in Massen.

Keine Luftschlösser

„Ein Luftschloss darf keiner erwarten“, sagt der Eventmanager. Aber das Kulturhaus biete hervorragende Möglichkeiten. „Die Riesenbühne hat mich begeistert, sie macht dieses Haus in der Region einzigartig. Genauso der Backstagebereich dahinter.“ Allen Problemen mit dem Landkreis zum Trotz, der das Kulturhaus aufgrund von Mängeln beim Brandschutz zu Nachbesserungen aufforderte und die Nutzung unter Auflagen stellte, sagt Werner, „das Haus ist in einem super Zustand. Es bietet sehr gute Möglichkeiten.“ Konzerte, Ausstellungen, Messen und Firmenveranstaltungen sollen wieder stattfinden, auch Hochzeiten. Bereits konkret sind Ferienangebote für die ganze Familie über mehrere Tage, wie es sie in dem Haus noch nie gegeben hat. Vielleicht geling der Start auf kleiner Flamme bereits im Herbst, kündigte Werner an. Erstes herausragendes Event wird jetzt aber die Rockoper Faust am 23. und 24. September. Besitzer Schulz spricht von einer Leuchtturm-Veranstaltung, von denen er mehr möchte und von denen sein Haus vor allem leben soll, was die Kulturflanke angeht. Parallel plant Schulz mit einer neuen Nutzungsvariante, die Geld einspielt und nichts mit Kultur zu tun hat. Die Arbeiten an der Umsetzung seien weit fortgeschritten und bald spruchreif.

Förderung durch das Rathaus

Vorgestellt wurde der Eventmanager fürs Kulturhaus am Mittwoch im Rathaus Bischofswerda – das nicht von ungefähr, sondern ganz bewusst. OB Holm Große und seine Rathausspitze gehören zu den größten Förderern des Kulturhauses. Große hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass er in seiner Stadt lieber ein gut gehendes Kulturhaus sieht als eine Immobilie, über die Gras wächst. Kontakte zu Schulze betreffs einer Übernahme hat nach SZ-Informationen Große maßgeblich befördert, auch die Kontakte zu den Machern der Rockoper kommen über ihn. Die Verbindung zu dem neuen Eventmanager wiederum bahnte sich über den neuen OB-Büroleiter Sascha Hache an, sagte Jens Werner.