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Neuer Kanal unter der Elbe geplant

Bei Starkregen fließt künftig kein Abwasser mehr in die Prießnitz. Der Bau beginnt im Juli.

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© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Dresdens Kanalnetz soll noch besser ausgebaut werden, damit bei starkem Regen künftig kein Abwasser mehr in die Prießnitz fließt. Geplant ist ein Abwasserkanal, der von der Neustädter Seite unter der Elbe nach Johannstadt führt. Dort soll er an den großen Altstädter Abfangkanal angeschlossen werden, erklärt Heiko Nytsch. Als Teamleiter Investitionen ist er bei der Stadtentwässerung für dieses Großprojekt zuständig.

Bei starkem Regen ist es künftig nicht mehr gestattet, das gemischte Ab- und Regenwasser aus dem vollen Kanal in die Prießnitz zu leiten. Deshalb musste eine Lösung her. Im Vorfeld wurden drei Varianten untersucht, erläutert Nytsch. Möglich wäre der Bau eines Regenrückhaltebeckens oder eines sogenannten Stauraumkanals. In dem könnten bei starkem Regen in einer Art unterirdischem Rückhaltebecken die Wassermassen gestaut werden. Als dritte Variante wurde der Bau eines Pumpwerks geprüft, von dem in solchen Fällen das Mischwasser über eine 60 Zentimeter starke Leitung bis zum Altstädter Abfangkanal befördert wird, der neben dem Käthe-Kollwitz-Ufer liegt.

Die neue Leitung würde unter der Elbe hindurch verlaufen, was Fachleute als Düker bezeichnen. Die Stadtentwässerung entschied sich aus Kostengründen für die letzte Variante, da auf der Johannstädter Seite ein leistungsfähiges Hochwasser-Pumpwerk steht. Bei der Juniflut 2013 hat es den ersten Härtetest hervorragend bestanden. Das bietet für einen Fall einen entscheidenden Vorteil, nämlich wenn Stark-regen und Hochwasser zusammenkommen.

Dann können bis zu 10 000 Liter überschüssiges Abwasser pro Sekunde in die Elbe gepumpt werden. In diesem Fall sind im Altstädter Kanal also genügend Reserven da, um auch noch den Mischwasser-Strom aus der Neustadt aufzunehmen. Immerhin kann das dortige Pumpwerk bis zu 600 Liter je Sekunde durch die neue Leitung befördern. Es soll an der Ecke Forst-/Radeberger/Bautzner Straße errichtet werden. Für die unterirdische Anlage müssen die Bauleute eine sieben Meter tiefe und bis zu elf Meter breite Baugrube ausheben.

Vom Pumpwerk bis zum Elberadweg wird die Abwasserleitung am Diakonissenweg so verlegt, dass nicht gebaggert werden muss. Die Tiefbauer errichten eine Start- und eine Zielgrube, erklärt Nytsch den Auftakt. Mit einer großen Hydraulikpresse wird das Rohr dann durch die Erde gepresst. Zwischen Radweg und Elbe kann die Leitung schließlich in einer normalen Baugrube verlegt werden.

Die aufsehenerregendste Aktion des 135 Meter langen Elbedükers: „Zuerst wird der Elbgrund von einem Schiff aus ausgebaggert“, sagt der Projektleiter. Ist das geschafft, wird das vorbereitete Rohr mit einer Winde eingezogen.

Beim Bau derartiger Abwasserleitungen unter der Elbe hat die Stadtentwässerung enorme Erfahrungen. Am Blauen Wunder gibt es bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts einen solchen Düker, ein weiterer wurde 1908 an der Flügelwegbrücke gebaut und der vorerst letzte in den 90er-Jahren in Wachwitz. Sie bestehen jeweils immer aus zwei Rohren, eins davon für trockenes und eins für Regenwetter, bei dem mehr Wasser abfließen muss. So besteht die Verbindung vom Altstädter Abfangkanal zum Klärwerk an der Flügelwegbrücke aus einem gut einen Meter starken Rohr und einem weiteren, das zwei Meter misst.

Die Besonderheit der neuen Neustädter Verbindung ist, dass sie eben nur im Extremfall das überschüssige Mischwasser nach Johannstadt leiten soll. Deshalb wird nur das eine Rohr benötigt. Anfang Juli soll der Bau beginnen. Geplant ist, mehrere Arbeiten parallel auszuführen, so den Bau des Pumpwerks und des Dükers sowie die Rohrverlegung, erläutert Nytsch. Rund sechs Millionen Euro will die Stadtentwässerung dafür investieren. Ende 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Auch für Heiko Nytsch ist das eine Herausforderung. „So einen Düker baut man schließlich nicht alle Tage“, sagt der Fachmann.