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Neuer Investor fürs Skigebiet

Ein slowakisches Unternehmen will Millionen in Pisten, Service und Sicherheit am Jeschken stecken. Noch steht der Vertrag nicht.

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© Ota Mrákota

Von Petra Laurinova

Liberec. Um den Liberecer Hausberg Jeschken mit dem Skiparadies kämpft derzeit eine slowakische Firma. Tatry Mountain Resor (TMR) heißt sie. Sie will das Sportareal langfristig pachten und verspricht dafür große Investitionen. „Schon in der ersten Phase rechnen wir mit über 250 Millionen Kronen (umgerechnet zehn Millionen Euro),“ kündigt TMR-Vertreter Igor Rattaj an. Er hält nicht hinterm Berg: Der Hautgrund, warum für ihn das Liberec Skigebiet so attraktiv ist, ist die Nähe zur deutschen und polnischen Grenze und eine gute Verbindung nach Prag.

Der Jeschken gehört zurzeit der tschechischen Stadt Liberec (Reichenberg). Und sie muss Jahr für Jahr die Verluste des Skigebietes ausgleichen – denn genau die fährt die Anlage ein. Grund dafür sind unter anderem Schneemangel, aber auch zunehmend attraktiver werdende Skigebiete im Riesengebirge. An eine Modernisierung oder Erweiterung des Jeschkenareals kann die Stadt indes nicht denken. „Aber ohne Investitionen wird der Berg langsam sterben“, warnt Oberbürgermeister Tibor Batthyány. Im April soll die Stadtverwaltung entscheiden, ob eine Vereinbarung mit dem interessierten slowakischen Bewerber erwünscht ist.

Die private Gesellschaft Tatry Mountain Resor hat eine starke Stellung vor allem in der Slowakei. Zwei Unternehmen hält sie in Polen und Österreich, aktiv ist sie auch im böhmischen Špindlerùv Mlýn (Spindelmühle). In Liberec präsentierte sie sich Anfang März mit einem Fresh Track – Skifahren auf leeren, aber bestens aufbereiteten Skipisten, die noch vor dem Seilbahn-Anfang begannen.

Dass es Handlungsbedarf am Liberecer Hausberg gibt, denken auch Sportler. „Die Pisten auf dem Jeschken sehr eng, ohne Erweiterung kann der Berg nicht gut funktionieren“, warnt der Liberecer Skifahrer Jan Lesák. Ein tödlicher Unfall, der in diesem Winter am Berg passierte, sei ein trauriger Beweis dafür.

Kommen die neuen Investoren zum Zuge, wollen sie zuerst eine neue Piste am „Skalka“-Lift aufbauen. Die nötigen Änderungen für den städtischen Bebauungsplan wurden schon abgestimmt. In einer zweiten Etappe sollen noch zwei leichte blaue Pisten für Familien mit Kindern entstehen, die gegenwärtigen Pisten sollen aus Sicherheitsgründen verbreitert werden. Vorgesehen sind auch eine Rodelbahn, ein Sechser-Sessellift und die Erneuerung des Beschneiungssystems. Und über all dem möchten die Slowaken Geld in die gastronomische Versorgung stecken und die Dienstleistung in dem Bereich verbessern. „Das Skifahren ist längst nicht mehr nur ein Sport, die Menschen verlangen viel mehr. Sie brauchen einen einwandfreien Service“, ist Igor Rattaj vom Investor TMR überzeugt. Skifahren ist eine Art Livestyle geworden, der ansprechende Imbiss dazwischen und das Après-Ski-Angebot danach gehören dazu.

Die Stadt hofft nun, dass mit der besseren Infrastruktur auf dem Jeschken auch neue Arbeitsplätze entstehen – vor allem im Bereich Dienstleistungen. Sie freut sich, dass die Slowaken den Jugendsport fördern möchten. „Wir wollen indes auch die Kitas und Schulen motivieren. Jeder Liberecer sollte einen jährlichen Skipass besitzen“, meinte Tibor Batthyány. Auch Sommergäste könnten, laut Batthyány, von dem Projekt profitieren, so er.

Gerade die drei letzten schwachen Winter haben den Besitzer und Betreiber des Skiresorts zum intensiven Nachdenken gezwungen. Auch darüber, dass man sich in der Zukunft nicht nur auf die Wintersaison konzentrieren darf. Ein ganzjähriger Betrieb entspreche dem europäischen Trend, so der Oberbürgermeister. Auch alle Alpenzentren stellen sich neu auf – mit Angeboten und für alle 365 Tage des Jahres. Sie locken außerhalb der Schneezeit zum Beispiel Radfahrer an.

Die Gesamtlänge der Pisten auf dem Jeschkenareal mit künstlicher Beschneiung beträgt heute neun Kilometer, außerdem gibt es hier eine 500 Meter lange Piste zum abendlichen Skifahren unter Flutlicht. Das Skigebiet hat aber auch rote und schwarze Pisten, die für erfahrene und anspruchsvolle Skifahrer bestimmt sind. Für Anfänger, Kinder und Jugendliche gibt es ein paar Übungshänge für den Skiunterricht, erklärt der Direktor des Jeschken-Skigebiert, Jan Svatoš.

Das Sportareal Ještìd, also zu Deutsch Jeschken, ist eine Aktiengesellschaft. In der Vergangenheit hatte die Gesellschaft Snowhill das Zentrum gepachtet. Auch sie hatte viel in den Berg investiert. Sie errichtete dort drei Sesselbahnen und vier Skilifte. Allerdings ist das Unternehmen dann vom Vertrag zurückgetreten und die Stadt musste die Schulden in der Höhe von fast 300 Millionen Kronen (knapp zwölf Millionen Euro) übernehmen. „Jährlich kostet uns das Skigebiet rund 15 Millionen Kronen (rund 550 000 Euro), das ist unerträglich“, so Oberbürgermeister Bathyány. Bleibt abzuwarten, ob der Vertrag mit den Slowaken tatsächlich geschlossen wird.

www.skijested.cz