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Robotron-Gelände wird zu Wohnviertel

Die ehemaligen Robotron-Häuser an der St. Petersburger Straße in Dresden sollen abgerissen werden. Ein Kasseler Unternehmen hat den Kaufvertrag unterzeichnet. Es will so schnell wie möglich neu bauen.

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© Stadtverwaltung

Von Tobias Winzer

In fünf Minuten zu Fuß zum Altmarkt und trotzdem einen Park direkt vor der Tür – man kann sich schon vorstellen, warum sich ein Wohnungsbau- unternehmen für das ehemalige Robotron-Gelände an der St. Petersburger-Straße interessiert. Dass sich am Mittwochabend im Bauausschuss des Stadtrates ein neuer Eigentümer für das fast 100 000 Quadratmeter große Grundstück präsentiert, war trotzdem eine Überraschung. Die Kasseler Immovation AG hat nach eigenen Angaben in dieser Woche den Kaufvertrag unterzeichnet. Und sie hat große Pläne. „Sobald wir dürfen, fangen wir an zu bauen“, sagte einer der drei Vorstände, Robert Hartmann.

Der Immovation AG, die 80 Mitarbeiter beschäftigt und derzeit unter anderem in der Nähe von Stuttgart ein brachliegendes Industriegelände des Schuhherstellers Salamander saniert, gehört nun das leer stehende Bürohaus südlich der Skateranlage sowie zwei Gebäude dahinter. In einem davon betreibt das Unternehmen Teppichfreund eine Filiale. Auf der anderen Seite der Skateranlage gehört das große Bürohaus, in dem sich derzeit unter anderem die City Herberge befindet, dazu. Außen vor ist das Bürohaus an der Ecke St. Petersburger/Grunaer Straße. Das Haus, in dem einzelne Ämter ihren Sitz haben, befindet sich weiterhin im Besitz der Treuhand-Gesellschaft TLG. Man habe auch nicht vor, es zu verkaufen, so ein Sprecher.

Plan für Lingnerstadt steht

Die Immovation-Vorstände wollen sich erst in drei Wochen näher zu ihren Plänen äußern. Aus steuerrechtlichen Gründen habe der alte Eigentümer bis dahin ein Rücktrittsrecht. Wer der Verkäufer ist, wurde nicht bekannt. Offenbar war dieser aber schon seit Längerem pleite. Laut Immovation sei das Grundstück aus der Insolvenzmasse gekauft worden.

Was mit den in den 70er- und 80er-Jahren gebauten Häusern konkret passieren soll, ist noch nicht bekannt. Alles deutet jedoch auf einen Abriss und einen Neubau von Wohnhäusern hin. „Wir wollen dort Wohnbebauung machen“, sagte Immovation-Vorstand Hartmann. Die schon seit Langem geplante Entwicklung der sogenannten Lingnerstadt zwischen St. Petersburger Straße und Lennéstraße könnte damit einen großen Schritt vorankommen.

Dazu beitragen wird auch, dass sich der Bauausschuss in der Sitzung am Mittwochabend auf die Konzeption eines Bebauungsplans für das gesamte Areal geeinigt hat. Das Robotron-Gelände ist ein Teil dieser Fläche. Demnach könnten die neuen Wohnhäuser links und rechts der Skateranlage eine Art Eingang in das neue Wohngebiet bilden.

Die weiteren Neubauten, in denen Platz für Hunderte Wohnungen ist, sollen nördlich entlang der Lingnerallee angeordnet werden. Nach ersten Plänen könnten dort etwa sieben Wohnblocks mit mehreren Eingängen und Innenhöfen entstehen. Die Häuser sollen 20 Meter hoch werden und sechs Geschosse haben. Die sogenannte Cockerwiese an der Lennéstraße bleibt aber zum großen Teil Grünfläche.

Ursprünglich wollte die Stadt die Wohnhäuser an einer Geraden, die von der Lennéstraße bis zur St. Petersburger Straße reicht, ausrichten. Der Blick vom Großen Garten zum Rathaus wäre dann frei. Das wollen die Stadträte aber verhindern. Sie sprachen sich am Mittwochabend dafür aus, dass auch an der Ecke Lingnerallee/Blüherstraße gebaut werden darf. Der Nachteil: Der freie Blick zum Rathaus wäre damit gestört. Der Vorteil: Die Bebauung wirkt weniger starr und orientiert sich mehr am historischen Bestand bis 1945.

An dieser Ecke würde Frank Wießner gern bauen. Der Geschäftsführer der Dresdner Firma Sivia Baukonzept bemüht sich schon seit Langem, den Stillstand in der Lingnerstadt zu beenden. Nach eigenen Angaben habe er bereits einen verbindlichen Vertrag mit den Eigentümern des Grundstücks geschlossen. „Ich will die Fläche so bebauen, wie sie vor dem Krieg war“, sagt er. „Ich würde gern im nächsten Jahr loslegen.“

Ob das klappt, ist allerdings ungewiss. Nach dem Beschluss des Bauausschusses kann die Stadt nun einen Bebauungsplan für das Gelände entwerfen. Dies dauert einige Monate. Auf dieser Grundlage könnten anschließend die ersten Baugenehmigungen erteilt werden.