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Neuer Deich und Straßen für ein Geisterdorf

Die Gemeinde Zeithain und die Landestalsperrenverwaltung stellen umfangreiche Baupläne für den Ort vor. Dabei wollen nach der Flut viele weg von hier.

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Von Antje Steglich

Nur die Deichbewohner wollen wieder aufbauen. Das halbe Dutzend Häuser in Promnitz direkt am Elbradweg soll bald in neuem Glanz erstrahlen, die Schäden nach dem Junihochwasser werden mit Hochdruck beseitigt. Doch den Enthusiasmus teilen nicht viele Promnitzer. Der Großteil des einstigen 33-Seelen-Ortes mit dem markanten, aber leeren Schloss entwickelt sich mehr und mehr zum Geisterdorf.

Treppe zum Elbdamm wird gebaut

Auch Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hatte auf seiner Wahlkampftour im August erklärt, dass es umweltpolitisch vernünftig wäre, in dem Dorf künftig weder zu wohnen noch zu arbeiten. Doch das Sächsische Umweltministerium und der Wiederaufbaustab halten auch beim Fall Promnitz an ihrer Linie fest und lehnen eine staatlich unterstützte Umsiedlung ab. Das ist das Ergebnis der jüngsten Gespräche mit der Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV), sagte LTV-Betriebsleiter Eckehard Bielitz. Die Behörde bleibe deshalb bei ihren ursprünglichen Plänen, etwa zehn Millionen Euro in den Hochwasserschutz für den Ort zu investieren, auch weil die Deichlinie sowieso wieder geschlossen werden müsste. Dazu kommen die Wiederaufbaumaßnahmen der Gemeinde mit einer zusätzlichen halben Million Euro. „Doch wofür?“, fragt sich Anwohner Mirko Pollmer.

„Wir hatten das Wasser 1,80 Meter im Haus“, sagte er. Und da der Deich nicht erhöht, sondern nur ertüchtigt wird, sind neuerliche Katastrophen vorhersehbar. Zudem flatterte bei vielen der bisher noch versicherten Unterlieger, also den Bewohnern hinter dem Deich, vor wenigen Tagen die Kündigung ihrer Versicherung ins Haus. „Wir haben hier keine Perspektive mehr“, so Mirko Pollmer. Nur acht der einst 18 Häuser im Dorf seien daher noch bewohnt. Viele haben von sich aus das Handtuch geworfen und versuchen aus eigener Kraft einen Neuanfang. Ihre Enttäuschung über die fehlende Unterstützung nach dem Hochwasser sei groß. „Es ist einfach nur traurig“, so Mirko Pollmer.

Auch Eckehard Bielitz und Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos) bedauern die ausweglose Situation, verweisen aber auf die Entscheidung des Landes. „Tatsächlich wäre Ihnen nur mit einem Umzug gedient. Aber am Thema Umsiedlung scheint nach meiner Wahrnehmung ein Haken dran zu sein. Mir fällt nichts mehr ein. Ich bin mir aber bewusst, dass es das nächste Mal noch schlimmer kommen kann“, sagte Ralf Hänsel den Promnitzern auf der jüngsten Bürgerversammlung. Dort stellten LTV und Gemeindeverwaltung auch ihre umfangreichen Baumaßnahmen für den Ort vor.

Vier kommunale Maßnahmen in Promnitz will das Land Sachsen mit seinen Fluthilfe-Geldern unterstützen, sagte Zeithains Bauamtsleiter Holger Koßwig. Die kosten etwa 516 000 Euro, das Gros fließt in die Erneuerung der Straßen Am Pfarrlehn und Am Elbdamm. Außerdem soll der sogenannte Schwarze Weg zwischen B 169 und Promnitz sowie die Treppenanlage zum Elbdamm instand gesetzt werden. Die Straßen würden 2014 gebaut, die Treppe noch dieses Jahr. Die Wiederherstellung von Elbdamm und Fähranleger wolle man 2014 oder 2015 in Angriff nehmen.

Erste Spundwände im Winter

Es besteht dringender Handlungsbedarf bei der Sicherung des Deiches“,so Eckehard Bielitz. Nachdem die Bruchstelle zwischen Moritz und Promnitz bereits geschlossen wurde, steht nun die Sofortsicherung im Ort an. Die beginne mit einer Beweissicherung an den Anliegerhäusern, um eventuelle Schäden durch die Bauarbeiten erkennen zu können und einer Kampfmittelsondierung. Danach beginne – wahrscheinlich diesen Winter – das Einbringen der bis zu 13 Meter tiefen Spundwand in den Deich zwischen Schloss und Auffahrt zum Deich Richtung Moritz. Geplant ist „eine sanfte Methode“ mit einer sogenannten Spundbohlenpresse, wodurch sich die LTV einen geräusch- und erschütterungsarmen Bau verspricht. Zehn Wochen sind dafür veranschlagt. Später sind weitere Maßnahmen wie die Verlegung des Elbradweges vom Deich auf die Straße durchs Dorf, ein gepflasterter Deichverteidigungsweg zwischen Moritz und Promnitz sowie eine neue Hochwasserschutzmauer vorm Schloss geplant. DieAnträge würden Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres eingereicht. Alles kostet zehn Millionen Euro.