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Neuer Biosupermarkt im Dresdner Süden

Auf moderne Kassen wird bei der Verbrauchergemeinschaft verzichtet. Hier hilft der Kunde beim Kassieren mit.

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© Christian Juppe

Von Gabriel Jira

Der Geruch von frisch geölten Brettern liegt in der Luft. Die Kassen sind aus Holz getischlert. Das typische Piepen von üblichen Supermarktkassen fehlt. Ein Kunde liest dem Kassierer seinen Einkauf von einem Zettel vor. Der schreibt mit, dann bezahlt der Kunde die Rechnung. „Dieses Vertrauen bringen wir unseren Kunden entgegen“, sagt Barbara Rische, Vorstandsmitglied der Verbrauchergemeinschaft für umweltgerecht erzeugte Produkte.

In der Reicker Straße 38d hat die Genossenschaft jetzt ihre erste Filiale im Dresdner Süden eröffnet. Auf 570 Quadratmetern werden Biowaren aller Art angeboten. Mit Lagerräumen stehen 700 Quadratmeter zur Verfügung. Im Vorraum gibt es ein Bio-Bistro mit Kaffee und kleinen Mahlzeiten. Die Küche bietet auch Bio-Catering an.

In Dresden gibt es noch fünf weitere Märkte der Gemeinschaft. In der Johannstadt, Loschwitz, der Neustadt, Striesen und in Dresden-Mitte. In Mitte werden nicht nur Bio-Lebensmittel, sondern auch Kleidung, Kosmetikartikel und Spielwaren verkauft. „Unsere Märkte in Striesen und am Bahnhof Mitte waren für den Andrang aus dem Süden viel zu klein“, sagt Rische. Bei der Suche nach einem passenden Objekt sind die Genossenschaftler auf das Gebäude in Strehlen aufmerksam geworden. „Die Supermarktkette Plus hat den Markt in den 1990er-Jahren gebaut“, sagt sie. Später seien ein Getränkemarkt und ein Laden für Tierfutter eingezogen. Jetzt ist es der größte Standort der Gemeinschaft.

Die Filiale ist für die Gemeinschaft aber nicht nur wegen ihrer Größe etwas Besonderes. „Das ist unser erster Laden, bei dem die VG selbst Eigentümer der Immobilie ist“, sagt die 54-jährige Rische. Der Besitzer wollte den Laden nur verkaufen. Das machte die Zustimmung der Mitglieder nötig. Denn die Gemeinschaft gehört durch ihre Organisation als Genossenschaft allen Mitgliedern gemeinsam. Zusammen mussten sie 800 000 Euro organisieren. „In einer Generalversammlung sprachen sich fast alle Mitglieder für den Kauf aus“, sagt Rische. Einige unterstützten den Kauf sogar durch private Darlehen. Der Rest des Kaufpreises wurde über einen Kredit aufgebracht. Ende Dezember wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Der Umbau des Ladens begann Mitte Februar.

Damit haben die Mitglieder Erfahrung. Schon der erste Standort in der Schützengasse musste erst einmal umgebaut werden. Die Genossenschaft wurde kurz nach der Wende gegründet. Barbara Rische war eine von drei Gründungsmitgliedern. „In der DDR gab es keine biologische Landwirtschaft“, sagt sie. In ganz Dresden habe es 1991 nur einen kleinen Bioladen gegeben. Deswegen eröffnete Rische mit zwei Freunden ihr eigenes Biogeschäft. Seither ist die Gemeinschaft kontinuierlich gewachsen. Heute gehören über 10 200 Mitglieder dazu. Jährlich kommen um die 500 neue Mitglieder dazu. Die zahlen 15 Euro pro Monat und Person. Wer Mitglied ist, zahlt im
Laden weniger. So kostet beispielsweise eine Cola 79 Cent. Mitglieder zahlen nur 60 Cent. Bei den Dinkel-Talern ist der Unterschied größer: 3,13 Euro ist der normale Preis, 2,20 Euro zahlen die Mitglieder.

Die Genossenschaft hat 160 Festangestellte und rund 90 regionale Lieferanten. Produkte aus einem Umkreis von 150 Kilometern um Dresden werden gesondert gekennzeichnet. Andere Lebensmittel wie Kaffee oder Avocados, die nicht im Dresdner Umland wachsen, werden bei Biogroßhändlern bestellt. Jetzt hofft die Gemeinschaft auch in Strehlen auf Kunden. Dabei weiß Rische, dass es im Umfeld viele sozialschwache Haushalte gibt. Die können sich teuere Bio-Produkte oft nicht leisten. „Zur Eröffnung ist auch eine Anwohnerin gekommen, die von unseren Preisen entsetzt war“, sagt Rische. Sie denkt trotzdem, dass der Laden gut laufen wird. „Die meisten Kunden sind Mitglieder. Sie kommen auch aus entfernteren Stadtteilen“, sagt sie.