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Neuer Betreiber für Asylheim

Ab Juni soll die norwegische Firma Hero Norge aus Stavanger den Zuschlag für das Kamenzer Flüchtlingsheim erhalten. Kreisräte haben aber noch Fragen.

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© Wolfgang Wittchen

Von Frank Oehl

Kamenz. Das größte Asylbewerberheim des Landkreises steht vor einem Betreiberwechsel. Der Vertrag mit der Firma Human Care endet am 31. Mai. Stattdessen soll der Kreistag am kommenden Montag dem Anbieter Hera Norge AS aus dem norwegischen Stavanger den Zuschlag erteilen – für die Betreibung der Gemeinschaftsunterkunft zur Unterbringung von 400 Asylsuchenden ab dem 1. Juni für drei Jahre. Als „fixe“ Vertragskosten stehen rund 2,17 Millionen Euro zu Buche – bei einer Mindestbelegung von 200 Asylbewerbern. Das sind knapp 725 000 Euro pro Kalenderjahr, wobei der neue Betreibersatz von 9,92 Euro pro Tag und Person den bisherigen von 8,54 Euro recht deutlich übersteigt. Die Kostenerstattung seitens des Freistaates an den Landkreis beträgt 9,95 Euro pro Person in diesem Jahr und sinkt im nächsten Jahr auf 9,787 Euro.

Die Vergabe durch den kommenden Kreistag wäre das Ergebnis einer europaweiten öffentlichen Ausschreibung – nach fünf Jahren Laufzeit der bisherigen Betreibung. Der letzte Angebotstermin war am 25. Januar. Das Landratsamt hat die Angebote ausgewertet und den jetzigen Vergabevorschlag erarbeitet. Hero Norge sei für die Betreibung der Gemeinschaftsunterkunft geeignet und habe „im Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis“ das wirtschaftlichste Angebot abgegeben, heißt es in der Beschlussvorlage für den Kreistag.

Im vorberatenden Kreisausschuss hatten Kreisräte noch Fragen zum neuen Betreiber, der bisher in Deutschland nicht präsent ist. Hero Norge ist ein privates Unternehmen, das seit 1987 reiche Erfahrungen mit Dienstleistungen für Asylbewerber, Flüchtlinge und Einwanderer erworben hat. „Wir sind einer der größten Organisationen in Norwegen in unserem Bereich“, heißt es auf der firmeneigenen Homepage. Neben dem Betrieb verschiedener Typen von Aufnahmezentren und Kindergärten biete man Dolmetscherdienste und Qualifizierungsprogramm für Neuzuwanderer und Flüchtlinge an, heißt es. Der neue Betreiber sollte sich im Kreistag vorstellen, so eine Forderung aus dem Kreisausschuss. Das dürfte zunächst nicht einfach sein, da Hero Norge gerade erst eine neue Niederlassung in Berlin aufbaut. Für diese Außenstelle werde derzeit ein „Operations Manager“ gesucht, heißt es.

Im Kamenzer Heim sind derzeit 380 Asylbewerber untergebracht. Es war vor der Flüchtlingskrise die einzige zentrale Unterkunft im Landkreis, und sie wird wegen der „relativ geringen Verfügbarkeit freier Plätze“ langfristig gebraucht. Allein in diesem Jahr hat das Landratsamt schon vier Einrichtungen geschlossen: zwei Notunterkünfte in Kamenz (200 Plätze) und Hoyerswerda (50) sowie die Heime in Häslich (33) und in der Dillinger Straße in Hoyerswerda (140).