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Neuer Anstrich für alte Schönheiten

Der Kleinbahnverein Rothenburg plant, zwei historische Waggons zu restaurieren. Eine DDR-Lok ist schon schick.

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© Jens Trenkler

Von Katja Schlenker

Das Tor geht auf. Hinter einer leuchtend blauen Lokomotive stehen zwei Waggons. Trist sehen sie aus, die Farbe blättert langsam von den Wänden ab und die Materialien, aus denen die Waggons bestehen, verwittern immer mehr. Bei dem einen handelt es sich um einen französischen Speichenwagen, erklärt Philipp Eichler vom Rothenburger Kleinbahnverein. Er stammt vermutlich aus der Zeit um 1900. Der Waggon daneben ist ein preußischer Personenwagen. Sein Baujahr liegt zwischen 1920 und 1925 – wird vermutet. Ebenso, dass das Gefährt aus dem Waggonbau Görlitz stammt. „Da sind wir noch am Recherchieren“, sagt Christoph Eichler, der Vorsitzende des Kleinbahnvereins.

Philipp (links) und Christoph Eichler engagieren sich im Rothenburger Kleinbahnverein. Der hat derzeit 14Mitglieder. Etwa die Hälfte davon ist sehr aktiv und plant nun unter anderem, zwei alte Waggons zu restaurieren. Die Diesellokomotive V10b (kleines Fo
Philipp (links) und Christoph Eichler engagieren sich im Rothenburger Kleinbahnverein. Der hat derzeit 14Mitglieder. Etwa die Hälfte davon ist sehr aktiv und plant nun unter anderem, zwei alte Waggons zu restaurieren. Die Diesellokomotive V10b (kleines Fo © Jens Trenkler

Der preußische Personenwagen scheint eine wechselvolle Geschichte erlebt zu haben, wie ein Blick ins Innere verrät. Offenbar ist er als Werkstattwagen genutzt worden. Drinnen sind noch Zwischenwände und die Reste von Nachtspeicheröfen zu erkennen. Zunächst einmal müssen die Dächer der Waggons restauriert werden, damit keine Feuchtigkeit mehr von oben her eindringen kann. Ebenso sollen Fenster und Türen abgedichtet werden. Danach folgen die Trittbretter, sodass die Waggons einfacher zu begehen sind. Alles soll dem Originalzustand nachempfunden werden.

Allerdings gibt es Ersatzteile für etwa hundert Jahre alte Waggons nicht einfach im Baumarkt zu kaufen. „Da muss man dann selber den Kopf anwerfen“, sagt Philipp Eichler lachend. Kreativität ist gefragt. Sobald die Abi-Prüfungen im Mai überstanden sind, soll es losgehen. Dann hat das Dreier-Team Zeit für das Projekt. Bis es im Herbst zur Lehre oder zum Studium geht. Um das nötige Material zu besorgen, werden derzeit Spender gesucht. Auch am Lokschuppen soll einiges umgestaltet werden. Was genau geplant ist, wird allerdings noch nicht verraten. Bis zum Prellbockfest am 3. Oktober soll alles fertig sein.

Im vorigen Jahr haben Florian Röhle, Cornel Hielscher und Philipp Eichler bereits der V10b einen neuen Anstrich verliehen. Die Lokomotive ist speziell für Werk- und Anschlussbahnen konzipiert und im Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg gebaut worden. Die Modelle der Reihe V10b hat das Werk unter anderem nach Jugoslawien, Ungarn und Rumänien, aber auch China, Ägypten und Syrien geliefert. Viele Industriebetriebe der DDR haben diese Lokomotiven ebenfalls genutzt.

Unterdessen gehen die Arbeiten am Bahnhof weiter. Den hat der Verein vor zwei Jahren gekauft. Das denkmalgeschützte Gebäude stammt aus dem Jahre 1907 und ist ursprünglich der zentrale Punkt der Bahnlinie von Horka über Rothenburg nach Priebus gewesen. Allerdings hat der Bahnhof seit 1957 leer gestanden und ist dementsprechend marode. Bis jetzt. Denn Stück für Stück wird saniert, wie es dem Verein möglich ist. So viel wie möglich soll original erhalten bleiben, erklärt der Vereinsvorsitzende Christoph Eichler. So werden zum Beispiel die historischen Türen aufgearbeitet.

Das große Ziel lautet, dass in den Bahnhof einmal jemand einzieht und wohnt. Im Sommer könnte es so weit sein, wenn alles nach Plan verläuft, sagt Christoph Eichler. Und es gibt noch einen weiteren Wunsch: 2018 besteht die Strecke von Horka über Rothenburg nach Priebus seit 110 Jahren. Im selben Jahr feiert Rothenburg auch sein 750-jähriges Bestehen als Stadt. Da wäre es doch passend, wenn Besucher wieder mit dem Zug nach Rothenburg kommen könnten. Wenigstens bei Sonderfahrten, wenn schon nicht mit einem regulären Fahrplan.

Die Strecke, welche am Rothenburger Bahnhof entlang führt, hat die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH im vorigen Jahr von der Deutschen Bahn AG abgekauft. Zuvor hat sie diese über viele Jahre hinweg gepachtet. Momentan arbeitet das Unternehmen mit Sitz in Berlin an einem Konzept, wie die Strecke einmal genutzt werden kann. Derzeit gebe es Gespräche in Bezug auf möglichen Güterverkehr vom Flugplatzgelände aus, erklärt Geschäftsführer Gerhard Curth. Noch ist nichts entschieden. „Entwickeln werden wir die Strecke auf alle Fälle“, sagt er. „Sonst hätten wir sie nicht gekauft.“ Gerhard Curth rechnet damit, dass im Herbst feststeht, was aus der Strecke gemacht wird.

Wer den Kleinbahnverein bei der Restaurierung

unterstützen möchte, kann sich bei Christoph Eichler unter  035891 35348 melden. Zudem ist ein Spendenkonto eingerichtet: Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien,

IBAN: DE36850501000003211.