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Neuer Anlauf fürs Deutsche Haus

Der ewige Rohbau am Reißigerplatz in Königstein soll endlich fertig werden. Der Eigentümer greift eine alte Idee auf.

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© Kristin Richter

Von Carina Brestrich

Königstein. Königstein ein Stückchen schöner machen – das war das Ziel der Familie Pulwer, als sie Ende der 1990er-Jahre nach Königstein kam. Mehrere Ruinen kauften Uwe Pulwer und seine Frau. Aus allen ist etwas geworden. Nur aus dem Deutschen Haus nicht. Viele Jahre war das Gebäude, das prominent am Reißigerplatz steht, nicht mehr als ein Rohbau. Ein Ärgernis für die Königsteiner, die sich immer wieder über den Anblick beschwerten. Doch bald soll es zu Beschwerden keinen Grund mehr geben. Denn jetzt nehmen die Pulwers erneut Anlauf, wollen den mehr als zehn Jahre alten Rohbau endlich zu Ende bringen.

Uwe Pulwer hat klare Vorstellungen: Das Deutsche Haus soll ein Hotel werden. Drei Sterne, mit Fahrstuhl, großzügige Zimmer und bezahlbar. „Damit wollen wir unter anderem Fahrradtouristen ansprechen“, sagt er. Ziel sei, mithilfe des Hotels die Stadt wieder etwas mehr zu beleben. Deshalb wird es im Hotel keinen klassischen Restaurantbetrieb geben, sondern nur Frühstück. „Die Gäste sollen die vorhandenen Gaststätten nutzen“, sagt Pulwer, der eine Firma betreibt, die vorrangig im Raum Dresden Eigenheimstandorte entwickelt und erschließt.

Den Gedanken, im Deutschen Haus Radler zu beherbergen, gab es schon einmal. Überhaupt gab es schon viele Visionen um das nie fertiggestellte Gebäude: Ferienwohnungen, Seniorenwohnanlage mit Supermarkt, Betreutes Wohnen – Realität wurde keine. Immer wieder habe es Probleme mit Fördermitteln gegeben. Hinzu kam das Hochwasser, das auch Pulwers Gebäude in Mitleidenschaft zog.

Familienrat abgehalten

2006 hatte der heute 65-Jährige alle Immobilien in Königstein an seinen Sohn übergeben. Doch auch er kam mit dem Deutschen Haus nicht voran. Weil Geld und Zeit fehlten, war zu Jahresbeginn noch ein Verkauf im Gespräch. „Wir haben uns dann zusammengesetzt und entschieden, die Sache gemeinsam als Familie in die Hand zu nehmen“, erklärt Uwe Pulwer. Für ihn und seine Frau soll das Deutsche Haus das letzte Lebenswerk sein.

Eröffnen will die Investorenfamilie im kommenden Frühjahr. Ein machbares Ziel, glaubt Uwe Pulwer. Nicht umsonst haben seine Bauarbeiter bereits losgelegt. So ist bereits die Außendämmung dran, nächste Woche kommen die Fenster, im Oktober der Außenputz, für die Wintermonate ist der Innenausbau geplant. „Der Rohbau hat sich über die Jahre gut gehalten“, sagt er. Nur an der Statik sind ein paar Änderungen nötig, damit die Zimmeraufteilung klappt.

Insgesamt 28 Zimmer und zwei Appartements sollen im Deutschen Haus künftig zur Verfügung stehen – teils mit Balkon und teils barrierefrei. „Die Zimmer im Erdgeschoss bekommen separate Zugänge“, erklärt Pulwer die Pläne. Die Rezeption und der Speisesaal werden im sich anschließenden Nachbargebäude, das ebenfalls Pulwer gehört, untergebracht. Mit einem Gang sollen die beiden Häuser verbunden werden.

Pulwer ist überzeugt, dass sein Konzept aufgeht. „Königstein hat Potenzial“, sagt er. Die Lage am Fuße der viel besuchten Festung sei einmalig. Die Chance wolle er nutzen. Pulwer hat bereits Ideen, um Besucher in die Stadt zu locken. „Es fehlt hier ganz klar an Events“, sagt er. Deshalb könne er sich gut vorstellen, verschiedene Motto-Wochenenden zu gestalten. „Mir schwebt zum Beispiel ein Straßenmusikfestival vor“, sagt Pulwer. Außerdem will er mit Hotels in Dresden zusammenarbeiten. Deren Gäste will er für einen Abstecher mit Übernachtung in seinem Hotel gewinnen. „Ich bin auch auf der Suche nach eine E-Bike-Anbieter, mit dem ich zusammenarbeiten kann.“

Der Investor hofft nun, die Königsteiner für seine Ideen begeistern zu können. Unterstützung kommt zumindest schon vom Bürgermeister und aus dem Landratsamt. Pulwer ist darüber sehr froh. Denn das war nicht immer so: „Ich weiß, dass die Leute nach all den Jahren skeptisch sind. Deshalb müssen wir jetzt Vertrauen schaffen“, sagt er. Ihre Entscheidung aber habe sich die Familie gut überlegt. „Wir würden es nicht machen, wenn wir nicht überzeugt wären, dass das Ganze auch wirtschaftlich ist“, sagt Unternehmer Pulwer.