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Neuer Anlauf beim Rittergut

Ein Interessent will Wohnungen im Herrenhaus und in den Seitenflügeln bauen – die Gemeinde ist vorsichtig.

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Von Udo Lemke

Frank Frenzel schneidet Wildwuchs am Teich unterhalb des Parks. Oben auf dem Hügel ist ein großes Gebäude mit barocker Dachform zu sehen. „Das Rittergut hat Potenzial, wenn man es wieder herrichten würde“, sagt Frenzel, der Ortsvorsteher von Tanneberg ist und auf der anderen Seite des Teiches wohnt. Und wirklich, das große Herrenhaus des ehemaligen Rittergutes macht auch mit seinem grauen Putz immer noch etwas her. Die beiden hell gestrichenen, sanierten Seitenflügel ohnehin. Nur entlang der Zufahrt zum Gut reihen sich die Ruinen aneinander. Mächtige Ställe und Scheunen sinken in sich zusammen, ein Schornstein zeugt davon, dass hier einmal eine Brennerei betrieben worden ist.

Das Potenzial sehen auch andere. Vor Kurzem hat sich beim Klipphausener Bürgermeister Gerold Mann (parteilos) ein neuer Interessent für das Rittergut vorgestellt. „Die Idee ist es wert, dass man sich damit auseinandersetzt. Der Interessent will Wohnungen in das Herrenhaus und in die Seitenflügel einbauen“, erklärt der Bürgermeister. Gerold Mann ist vorsichtig, zu viel hat die Gemeinde mit dem Tanneberger Rittergut schon durch. Der Interessent solle erst einmal sein Konzept ausformulieren und es dann dem Ortschaftsrat Tanneberg vorlegen. Der werde es prüfen und dann an den Gemeinderat weiterleiten.

Was Tanneberg betrifft, so waren zuletzt die Pläne für ein Kinderheim im Rittergut gescheitert. Der Pirnaer Malermeister Andreas Brünner wollte hier einen Ort für 24 drei- bis zwölfjährige traumatisierte Mädchen und Jungen schaffen. Doch das Projekt war 2014 vom Klipphausener Gemeinderat abgelehnt worden. „Die Finanzierung des Ganzen wie auch das pädagogische Konzept von Brünner hat uns nicht überzeugt“, hatte Bürgermeister Mann seinerzeit erklärt. Wie sich heute zeigt, zu recht. Denn Brünner wurde Anfang 2015 wegen Betrugsverdachtes verhaftet. Er soll den Kaufpreis für den Gasthof in Großdobritz nicht bezahlt und soll zudem für Waren im Wert von mehr als 130 000 Euro in der Kreide gestanden haben. Genau weiß Gerold Mann, dass Brünner für eine der Wohnungen im Seitenflügel des Tanneberger Herrenhauses mit seiner Miete 2 300 Euro im Verzug war. „Brünner hat während seiner Mietzeit die Elektroheizkörper ausgebaut und verkauft“, sagt er.

Die Gemeinde hatte das Rittergut mehrfach im Internet angeboten und ein Gutachten anfertigen lassen, das dessen Wert mit 81 700 Euro bezifferte. Brünner hatte damals 40 000 Euro geboten. Doch das Rittergut Tanneberg steht nicht allein in der Gemeinde Klipphausen. „Wir haben einige Objekte, die dringend einer Nutzung zugeführt werden müssen, damit sie nicht weiter verfallen. Aber die Gemeinde kann nicht alles sanieren“, sagt der Bürgermeister. Dabei gebe es durchaus positive Beispiele wie die Sanierung und Umnutzung der alten Schulgebäude in Naustadt, Sora oder Weistropp zeige, wo sich heute Arztpraxen, Gewerbe und Wohnungen befinden. Es gebe aber auch Negativbeispiele wie Schloss Gauernitz. Niemand will, dass sich so etwas in Tanneberg wiederholt.