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Neuer Anfang in der Südpfalz

Ursula und Manfred Jacoby waren engagierte Beiräte in der Schwedenhaussiedlung und im Heimatverein. Jetzt sind sie weg.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Kleinnaundorf. Anfang der 90er Jahre waren Ursula und Manfred Jacoby die Ersten, die in die Kleinnaundorfer Schwedenhaussiedlung gezogen sind. Aus Stuttgart kamen beide nach Sachsen, um in Dresdner Behörden zu arbeiten. So war Betriebswirt Manfred Jacoby Sprecher des Statistischen Landesamtes Dresden, später auch Kamenz. „Kleinnaundorf war wunderschön, wir haben gern dort gewohnt“, so der heutige Rentner.

Die Schwedenhaussiedlung steht dank Manfred Jacoby heute finanziell gut da.
Die Schwedenhaussiedlung steht dank Manfred Jacoby heute finanziell gut da. © privat

Die Aufbaujahre seien fantastisch gewesen. Dennoch haben die Jacobys, die beide schon Mitte 70 sind, die lauschige Schwedenhaussiedlung jetzt verlassen. Schon länger hatten sie sich mit dem Gedanken getragen. „Wenn man hier alt wird und nicht mehr Auto fahren kann, ist man aufgeschmissen“, bringt es der Ex-Dörfler auf den Punkt. Denn zum Einkaufen geht es nur mit dem Auto nach Radeburg. Busse fahren so gut wie keine. Das geht allen gut 230 Menschen in der Kleinnaundorfer Schwedenhaussiedlung so. Außerdem sei Ursula Jacoby der Garten zuviel geworden.

Siedlung ist finanziell abgesichert

Doch ein Ziel hatte sich der ehemalige Vorsitzende des Verwaltungsbeirates gesetzt: „Ich wollte so lange bleiben, bis die Siedlung top dasteht und alle Wohnungen Besitzer bekommen“, sagt Manfred Jacoby. Das war nicht leicht, denn manche Eigentumswohnung stand leer. Mit dem Berliner Bauträger lagen die Jacobys und andere Beiratsmitglieder im Clinch wegen Baupfusch. Die Eigentümergemeinschaft hatte finanzielle Probleme, weil nicht alle pünktlich ihre Umlagen zahlten.

Der emsige Schwabe hat es geschafft, dass die Gemeinschaft nun finanziell abgesichert ist. Auch das eigene Haus, ein farbenfrohes schwedisches Holzgebäude, konnten sie „zu einem vernünftigen Preis“ verkaufen. Witzigerweise kommen die neuen Bewohner just aus der Gegend, in die die Jacobys nun gezogen sind: aus der Südpfalz. „Die neuen Besitzer sind auch der Arbeit wegen nach Sachsen gezogen“, erzählen Jacobys.

Der Mann arbeitet in der Großgärtnerei Elsner Pac in Thiendorf. Der Umzug verlief reibungslos. Die Ex-Kleinnaundorfer wohnen nun in Lindau, einer 50 000-Einwohner-Stadt. Zum ältesten Sohn sind die Jacobys gezogen. „Hier war vor einem Jahr die Landesgartenschau, es wurde viel gebaut“, erklärt Manfred Jacoby. Allerdings wohnt das Ehepaar nun zur Miete. In ihrem Alter wollten sie sich eine teure Wohnung nicht mehr antun. „Mit dem Elektrofahrrad bin ich in drei Minuten in der Innenstadt“, schwärmt der Senior.

Man lebe zwischen Wein und Bergen, im Oberrheingraben sei das Klima fast schon mediterran, immer einige Grad wärmer als im Rest der Republik. „Bis Frankreich sind es nur 15 Kilometer, der Elsass und die französische Lebensart sind schon überall zu spüren“, schwärmen die Jacobys. Durch ihren Sohn haben sie auch schon soziale Anbindung. Und für Ausflüge bis zum Pfälzer Wald sei es auch nicht weit.

Bekanntermaßen sind die Jacobys ja eifrige Wanderer, oder besser: Sie waren es. Denn altersbedingt geht es nicht mehr so. Doch „Statistiker“ Manfred Jacoby hat auch auf diesem Gebiet in Sachsen einiges hinterlassen. Mit seiner Frau wanderte er etwa 25 Jahre lang nach festem System und dokumentierte dies sogar auf einer eigenen Internetseite. „Unser Ziel war es, die Landschaften in Sachsen und Südbrandenburg, die Ortschaften und auch Menschen, Tiere und Pflanzen im Bild festzuhalten“, ist dort zu lesen.

So entstand im Laufe der Jahre ein buntes Bilderbuch von Sachsen und Südbrandenburg, das man auf der Internetseite verfolgen kann. Als Orientierung dienten den Jacobys topographische Karten der Landesvermessungsämter Dresden und Potsdam. Das kannten die ehemaligen Sachsen ja aus erster Hand.

Fotos auf den Wanderkarten

Manche Fotos, die zwischen Plauen und Görlitz entstanden sind, finden sich auf den Wanderkarten im Maßstab 1:25 000 wieder. Darauf hat das Landesvermessungsamt gern zurückgegriffen. Auch die Internetseite hatte erheblichen Zuspruch. Startete Manfred Jacoby im Januar 2002 mit neun Zugriffen, kann er 14 Jahre später auf fast 800 000 Zugriffe verweisen! Um die 5000 Gäste schauten monatlich, was Wolfgang Jacoby an Fotos einstellte.

Doch nun ist Schluss. Das heißt nicht, dass der Kontakt nach Kleinnaundorf gänzlich abgerissen wäre. Besuch aus Sachsen empfangen die Südpfälzer immer gern. So ist z. B. der frühere Regierungspräsident Henry Hasenflug guter Freund der Jacobys.

www.sachsen-wandern.de