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Neuer Ärger um Wülknitzer Autohändler

Seit Jahren stören sich Anwohner am Schmutz, den der Betrieb in ihrer Nachbarschaft verursacht. Die Ämter greifen nicht genug durch, kritisieren sie.

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Es hört einfach nicht auf. Seit Jahren wehren sich die Wülknitzer Familien Knippel und Büter gegen den Dreck, der aus ihrer Nachbarschaft zu ihnen herüberweht. Zig Schreiben haben sie an die Behörden geschickt, inzwischen sogar einen Anwalt eingeschaltet. Doch die Erfolge sind mager, die Anlieger verzweifelt.

Stein des Anstoßes ist das Betriebsgelände der Firma Agritec. Das Unternehmen möbelt in Wülknitz alte Landmaschinen auf und verkauft die gebrauchten Mäher, Schlepper und Anhänger dann wieder, unter anderem übers Internet.

Die beiden Nachbarfamilien stört vor allem, wie die Firma bei den Arbeiten am den Fahrzeugen vorgeht. „Es werden im großen Stil mit Kompressor und Spritzpistole im Freien und offenen Gebäuden große Fahrzeugteile lackiert“, sagt Kathleen Büter und legt Fotos vor, die das beweisen sollen. Verschiedene Aufnahmen zeigen Personen auf dem Agritec-Gelände, die Schutzkleidung eingehüllt Lack auf Fahrzeugteile spritzen. „Der Sprühnebel zieht über unser gesamtes Grundstück und setzt sich auf Obst und Gemüse ab“, sagt die Anwohnerin. Auch im Swimmingpool seien die feinen Farbreste zu finden, beim Lüften im Haus ziehe ein stechender Lackgeruch herein. Kathleen Büter fürchtet um die Gesundheit ihrer Familie.

„Laut Berufsgenossenschaft dürfen Lackierarbeiten überhaupt nicht im Freien oder in offenen Gebäuden stattfinden“, ist Kathleen Büter nach dem Studium einschlägiger Vorschriften überzeugt.

Weil es in ihrer Nachbarschaft nicht vorschriftsmäßig zuzugehen scheint, haben sich die Wülknitzer Familien an das Bau- und Umweltamt beim Landkreis gewandt. Mitte vorigen Jahres dann ein Hoffnungsschimmer: der Kreis untersagte Agritec die Lackierarbeiten. „Aber das interessiert bei der Firma überhaupt niemanden“, beklagt sich Kathleen Büter. Agritec ignoriere die behördliche Ansage – und lackiere bis heute einfach weiter .

Um die Ämter zum Einschreiten zu bewegen, haben die Büters auf einer langen Liste minutiös dokumentiert, was sich auf dem Betriebsgelände abspielt. Teilweise sogar mit Fotos. „Die Auflistung hat das Kreisbauaumt bekommen, aber eine Reaktion gab es bisher nicht“, sagt Kathleen Büter. Ihr Vorwurf an die Behörden: „Die Gesundheitsgefährung der Anwohner wird bewusst in Kauf genommen.“

Das Landratsamt konnte sich auf SZ-Anfrage gestern nicht aktuell zu dem Fall äußern. Und der Chef von Agritec wollte gegenüber der Sächsischen Zeitung nicht zu den Vorwürfen Stellung nehmen: „Kein Kommentar.“ Stattdessen rief der Unternehmer kurze Zeit später an und gab eine Beleidigung von sich.

Eine Erfahrung, die anscheinend auch die Nachbarn machen mussten. „Ein normales Gespräch ist einfach nicht möglich“, sagt Kathleen Büter. (SZ)