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Neue Wohnungen in der Orangerie

Das historisch anmutende Gebäude An der Herzogin Garten soll Ende 2017 fertig sein. Statt Kultur ziehen Mieter ein.

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© Visualisierung: Saal GmbH

Von Bettina Klemm

Die Ruine des historischen Kopfbaus auf dem Gelände An der Herzogin Garten bekommt Gesellschaft: Helle Betonteile ragen dahinter aus dem Boden. Sie bilden den Abschluss der Tiefgarage mit 36 Stellplätzen. Investor Reinhard Saal blickt erleichtert auf seine Baustelle. „Wir haben jetzt die Genehmigung zum Wiederaufbau der Orangerie. Darin entstehen 13 schicke Wohnungen“, sagt er. Damit ist gewährleistet, dass das einst von Otto von Wolframsdorf 1841 geschaffene Orangerie-Gebäude nachgebaut wird. Allerdings ist das aufgrund weiterer Bauten auf dem Gelände nicht mehr in der vollen Länge möglich.

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Zur Gartenanlage hin erhält das Gebäude seine ursprüngliche Form mit den großen Fenstern und reich geschmückter Sandsteinfassade. Das hat vor allem Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack durchgesetzt. Sie, aber auch Stadträte, bedauern hingegen, dass es nicht möglich war, das Gebäude öffentlich zu nutzen. Trotz intensiver Bemühungen konnte keine Einrichtung gefunden werden, die entweder das Bauwerk kauft oder über langfristige Mietverträge refinanziert. Stadt und Land begrüßten zwar eine kulturelle Nutzung, sahen sich aber nicht in der Lage, entsprechende Garantien zu übernehmen.

Auf der Seite zur Straße An der Herzogin Garten erhält die Orangerie eine helle Putzfassade über einem großen Sandsteinsockel. Auch die Gauben sind aus diesem Material. Damit passt sich das Gebäude an die benachbarte Wohnbebauung an.

Der nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg noch vorhandene Kopfbau an der Ostra-Allee wird denkmalgerecht wiederaufgebaut. Nach Originalvorlagen wird das auffällige Holztor am Eingang nachgestaltet. Die Sandsteinfiguren Flora und Fauna, die an beiden Seiten des Tores ihren Platz haben, werden restauriert. Als Pendant entsteht ein weiterer Kopfbau an der anderen Gebäudeseite. In beiden wird es Gewerbeeinheiten geben. Was darunter genau zu verstehen ist, kann Saals Projektleiter Torsten Nowack noch nicht sagen.

Die Wohnungen entstehen im Erdgeschoss, ersten Stock und unter dem Dach der einstigen Orangerie. Sie sind zwischen 95 und 170 Quadratmetern groß und bleiben im Besitz der Familie Saal, zumindest vorerst. Über die Investitionskosten trifft der Projektleiter keine Aussage. Frühere Angaben schwankten zwischen 7,5 und zwölf Millionen Euro.

Vor der Orangerie wird eine Parkanlage nach historischem Vorbild errichtet. Landschaftsarchitektin Michaela Noack nutzt dabei Pläne der Hofgärtner-Familie Terscheck zum Vorbild. Das war eine der bekanntesten Gärtnerfamilien in Sachsen, deren Mitglieder über mehrere Generationen die Gartenbaugeschichte mitbestimmten. Beispiele sind der Schlosspark Pillnitz und der Botanische Garten. Tiefgaragen gibt es zwar nur unter den beiden Gebäuden, aber ein Abwassersammler auf dem Gelände muss bei der Gartengestaltung beachtet werden, wie Nowack erklärt.

An der Ostra-Allee gab es einst einen schmiedeeisernen Zaun. Davon sind noch drei der einst acht historischen Elemente erhalten. Nun werde mit den Denkmalschützern diskutiert, wie der Zaun insgesamt gestaltet wird. Auf der Straßenseite gegenüber Am Schießhaus gibt es eine mittelalterliche Sandsteinmauer, die erhalten bleibt. Die Saal GmbH ist derzeit im Gespräch mit den Dresdner Verkehrsbetrieben über eine Verschiebung der Haltestelle – etwa 30 Meter in Richtung Postplatz.

Auf dem Nachbargrundstück sind die von der tschechischen CTR-Gruppe errichteten Wohngebäude bereits fertig. Ende nächsten Jahres will Reinhard Saal nun auch seinen Teil des Herzogin Gartens abgeschlossen haben. Herzstück ist dabei ein Palais genannter Gebäudekomplex mit insgesamt 123 Wohnungen. Diese sind jeweils zwischen 55 und 260 Quadratmeter groß. Zum Palais gehört eine Tiefgarage mit 132 Plätzen. Beim ersten Abschnitt des etwa 40 Meter breiten Gebäudeflügels haben die Bauleute einer Firma aus dem nordrhein-westfälischen Siegen bereits das sechste Geschoss und damit die endgültige Höhe erreicht. „Bis zum Jahresende soll das gesamte Palais rohbaufertig sein“, kündigt Nowack an. Damit kann die Winterzeit für den Innenausbau genutzt werden. Reinhard Saal hat diesen Komplex an die Kapitalanlagegesellschaft Catella Real Estate AG verkauft.