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Neue Wohnungen in alter Kaserne

Der „Kastanienpark“ hat einen Investor gefunden. Die Sanierung der über hundert Jahre alten Gebäude beginnt.

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© Visualisierung: Architekturbüro Weise

Von Ronja Münch

Von den Türen blättert die Farbe, die alten Holzdielen wurden von Baumwurzeln angehoben, und so manches Treppengeländer dient nicht mehr zum Festhalten, sondern ziert nun den Fußboden. Die alte Kaserne in Übigau, nun Kastanienpark genannt, versprüht den eigenartigen Charme eines verlassenen Gebäudes und weckt die Entdeckerlust. Noch kann man die Geschichte des Ortes spüren. Kaputte Toiletten und Duschräume lassen eine Vorstellung davon aufkommen, wie das Leben in der Kaserne ausgesehen haben muss. Besonders gemütlich wahrscheinlich nicht. 1914 wurden die Gebäude an der Klingerstraße in Übigau gebaut, als Luftschiffkaserne. Alte Schilder auf Russisch zeigen, wer dort zuletzt stationiert war.

Im Juni 2018 sollen die Häuser bezogen werden können.
Im Juni 2018 sollen die Häuser bezogen werden können. © Visualisierung: Architekturbüro Weise
Die Kaserne auf einer Postkarte um 1915.
Die Kaserne auf einer Postkarte um 1915. © Sammlung Holger Naumann

Von der Geschichte wird mit dem Umbau der Übigauer Kaserne einiges verloren gehen, der Charme der Ruine weicht dem schönen Luxus eines sanierten Altbaus. Der Kastanienpark wird dann zum ersten Mal zivil genutzt. Seit die Gebäude 1992 von den dort stationierten sowjetischen (dann russischen) Truppen verlassen wurden, gab es bereits zahlreiche Pläne für eine Neunutzung. Doch bisher wurde lediglich ein Teil des Geländes verkauft. Heute befinden sich an der Washingtonstraße die Feuerwache 2 und ein Gartencenter, wo ehemals weitere Kasernengebäude standen. Die denkmalgeschützten Häuser an der Klingerstraße werden nun durch den Görlitzer Bauträger CBH saniert, für mehr als 30 Millionen Euro. Die Hamburger Firma GfU Immobilien übernimmt den Vertrieb. Zunächst sollen 120 Wohnungen mit einer Größe zwischen 45 und 133 Quadratmetern entstehen. Manche Häuser bekommen Aufzüge, ein Neubau ist in Planung.

Die namensgebenden Kastanien und auch die Robinien an der Klingerstraße sollen zu einem großen Teil erhalten bleiben. „Wir kämpfen um jeden Baum“, sagt Monika Lohse, die zuständige Landschaftsarchitektin. Einige müssen jedoch für Parkplätze weichen, für jede Wohnung soll es einen Stellplatz geben.

In den Gebäuden selber wird sich hingegen einiges ändern. „Es gibt wenig, das noch in einem erhaltenswerten Zustand ist“, so GfU-Sprecher Jan Kronisch. Auch der Grundriss in den Häusern wird sich ändern, sämtliche Fußböden, Fenster und Türen werden erneuert. Laut GfU sind bereits etwa 40 Prozent der Wohnungen vom Markt, gekauft werden sie zum größten Teil von Kapitalanlegern. Im Juni 2018 sollen die Häuser bezogen werden können.