Merken

Neue Wege zum Blauen Wunder

Bürger diskutieren Lösungen für das Verkehrschaos zwischen Schiller- und Körnerplatz in Dresden.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Trotz der neuen Waldschlößchen- und der sanierten Albertbrücke wird das Blaue Wunder noch nicht spürbar entlastet. „Wenn man aber die Liste der Schäden liest, gibt es Zweifel, ob man sich noch übers Blaue Wunder wagen darf.“ Das sagte der SPD-Fraktionschef im Stadtrat, Christian Avenarius, am Montagabend zum Auftakt einer Debatte im Ortsamt Loschwitz. Bei der war der Saal bis zum letzten Platz gefüllt. Er und die Loschwitzer SPD-Stadträtin Kristin Sturm wollten mit Bürgern diskutieren, wie das Verkehrsproblem gelöst werden kann. Mit dabei: Verkehrsplanungschef Andreas Hoppe von den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB). Die Stadtverwaltung war nicht vertreten, da die Brückensanierung verschoben ist. Bei der Diskussion wird schnell klar: Viele Bürger haben Ideen, wie sich das Blaue Wunder schonen und Stau verringern ließe.

Vorschlag 1: Die Radwege verlegen

Vor allem Radfahrer haben es am Blauen Wunder schwer. Der Platz ist knapp. „Wenn Radfahrer vom Schillerplatz zum Körnerplatz auf der Straße fahren, riskieren sie ihr Leben“, sagte Anwohner Maik Mahr. Seinem elfjährigen Sohn habe er trotz Verbots eingeschärft, nur auf dem Fußweg übers Blaue Wunder zu fahren. Er forderte eine gute Lösung für Radfahrer.

Der begeisterte Radfahrer Peter Feige aus Pillnitz erläuterte sein Konzept für sichere Radwege. Demnach würde der Radverkehr über Nebenstraßen zum Blauen Wunder geführt. Damit wären die Hauptanschlüsse für Autos frei. Fußgänger in beide Richtungen sollten über den elbabwärts liegenden Fußweg geführt werden. Dann wäre der elbaufwärts liegenden Weg den Radfahrern vorbehalten. Allerdings waren nicht alle im Publikum davon begeistert.

Vorschlag 2: Ein Tunnel unter der Elbe

Eine alte Idee griff der Seidnitzer Hans-Christian Grunert wieder auf, der 40 Jahre als Verkehrsbauingenieur und Planer gearbeitet hatte. Der Verkehr sollte vom Körnerplatz in Richtung Standesamt zum Käthe-Kollwitz-Ufer geleitet werden. Eine neue Brücke oder einen Tunnel nannte er als Möglichkeiten. Damit würden das Blaue Wunder und der Schillerplatz entlastet. Die alte Brücke könnte sogar autofrei werden.

Hintergrund: Den Plan einer neuen Brücke mit einem Tunnelanschluss zur Grundstraße gab es zu DDR-Zeiten schon. Er wurde verworfen. 2009 wurde wieder eine Tunnellösung diskutiert, die eine dreistellige Millionensumme gekostet hätte. Das hatte die Stadt strikt abgelehnt. Bei einer nicht repräsentativen sz-online-Befragung hatten sich 2009 zwei Drittel der Teilnehmer für weitere Planungen ausgesprochen.

Vorschlag 3: Brücke in Niederpoyritz

Mehrere Bürger schlugen außerdem vor, eine neue Brücke in Niederpoyritz zu bauen. Auch so könnte das Blaue Wunder entlastet werden.

Hintergrund: Eine Brücke zwischen Laubegast und Niederpoyritz war bereits einer der fünf Standorte bei den Untersuchungen in den 1990er-Jahren. Letztlich war aber die Entscheidung zugunsten der Waldschlößchenbrücke gefallen.

Vorschlag 4: Kreisverkehre bauen

Der Blasewitzer Wolfgang Marschner wohnt direkt neben dem Blauen Wunder. „Die Brücke ist selbst zu Stauzeiten nicht voll“, sagte er. Deshalb sollte auf Ampeln an den Zufahrten verzichtet und Kreisverkehre gebaut werden. Damit würde ein zügiger Verkehrsfluss möglich. Das hätte sich in vielen Ländern bewährt.

Dann gäbe es aber keine Ampeln für Fußgänger mehr, sprach sich ein Bürger dagegen aus. DVB-Planungschef Hoppe machte außerdem deutlich, dass durch einen Kreisverkehr keine Straßenbahnen fahren dürfen, was am Schillerplatz unmöglich ist. Er hält ein Gesamtkonzept für nötig, wie die Stadtteile künftig aussehen sollen. „Sonst sind Investitionen in die Infrastruktur Fehlinvestitionen“, sagte er.

Das Vorbild: Pirna ist weit voraus

Ein Pirnaer verwies darauf, dass seine Heimatstadt Maßstäbe gesetzt hatte. 1992 bis 1994 wurde die alte Elbbrücke saniert und bis 1999 eine neue gebaut. Gleich nach der Wende hatten sich die Stadtväter Gedanken gemacht und sowohl die Sanierung als auch die Planung für den Neubau angeschoben. „Ihr Dresdner seid 30 Jahre zu spät“, kritisierte er schmunzelnd.

Das Fazit: Räte wollen sich kümmern

SPD-Fraktionschef Avenarius fand den Vorschlag der zweiten Brücke nach Blasewitz „sehr originell“. Diese und die anderen Ideen wolle er jetzt mit in den Stadtrat nehmen. „Mir ist es wichtig, dass wir jetzt eine Lösung finden, die für alle tragfähig ist“, resümierte Avenarius’ Fraktionskollegin Kristin Sturm.