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Neue Wege für das Muskator-Gelände

Bei der Brache an der Elbe tut sich hinter den Kulissen etwas. Es gibt nur ein Problem.

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© Foto/Montage: Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Die Stadtverwaltung hätte gern, dass aus dem ehemaligen Muskatorwerk ein „individueller Wohnbaustandort“ wird. Weiterhin könnte sich das Rathaus zwischen Elbe und den Gebäuden die „Neuerschließung“ von „öffentlicher Infrastruktur“ vorstellen. Das geht aus dem sogenannten Brachenentwicklungskonzept der Stadt Riesa hervor. So weit, so nebulös. Auf Anfrage wird Stadtsprecher Uwe Päsler etwas konkreter: „Es ist seit Langem bekannt, dass eines der stadtplanerischen Ziele darin besteht, den Elberadweg durchgängig zu machen.“

Frei verfügen kann die Stadt über die Industriebrache allerdings nicht. Denn das Gelände gehört nicht der Stadt, sondern der Hauptgenossenschaft Nord AG, kurz Hage. Sitz des Unternehmens ist Kiel. Der Agrarkonzern hat nach eigenen Angaben 1600 Mitarbeiter. Bis 2014 gehörten dazu auch die Beschäftigten des Mischfutterwerkes in Riesa. Sie waren über die Firma Agrarhandel Süd GmbH, ein Tochterunternehmen der Hage, beschäftigt. Seit dem der Riesaer Standort zu ist, macht man sich auch in der Hage-Konzernzentrale Gedanken über die Zukunft des verlassenen Mischfutterwerks mitten in Riesas Innenstadt, bestätigt Mitarbeiter Michael Jürgensen: „Wir wollten das Gelände verkaufen. Das ist uns allerdings nicht gelungen.“

Und jetzt? „Wir werden ein Planungsbüro damit beauftragen, Ideen für das Gelände zu entwickeln“, erklärt der Hage-Mitarbeiter. „Dabei sprechen wir uns natürlich eng mit der Stadtverwaltung ab.“ In welche Richtung das gehen könnte – ob Loft-Wohnungen, eine Kletterhalle oder etwa ein Parkhaus – kann Jürgensen noch nicht sagen. Nur eines sei ganz sicher: „Wir werden das Gelände nicht selbst entwickeln. Denn wir sind ja kein Immobilienunternehmen.“ Es sei aber denkbar, dass sich für die Umsetzung der Ideen Geldgeber finden, die in die Industriebrache investieren möchten, so Michael Jürgensen.

Die Weiße Flotte am Muskator-Kai?

Ideen hätte Stadtrat Kurt Hähnichen (CDU) für die Fläche viele. „Man kann nicht nur den Fahrradweg dorthin verlegen, sondern auch die Straße. Damit könnte man den Verkehr aus der Innenstadt weglenken. Das wäre eine große Entlastung.“ Die Autos könnten dann von der Elbgalerie am Fluss entlang bis zur Auffahrt der Elbbrücke fahren. Nicht zu vergessen der Elbkai: „Dort könnte die Weiße Flotte wieder anlegen.“ Daher sieht Hähnichen auch für den Tourismus viel Potenzial im ehemaligen Mischfutterwerk. „Es wäre daher eine prima Sache, wenn sich die Stadt dieser Fläche bemächtigen könnte“, so Kurt Hähnichen. „Aber das sind erst einmal nur Visionen. Eine andere Frage wäre, woher das Geld dafür kommen soll.“

Die Idee, einen Radweg an der Elbe entlang zu führen, ist nicht neu. Auch zu den aktiven Zeiten von Günter Colve als Baubürgermeister gab es die schon – in den 90er Jahren: „Wir haben damals mit Muskator verhandelt.“ Das Vorhaben sei letztlich aber daran gescheitert, dass einer der beiden Chefs nichts von dem Plan gehalten habe, erinnert sich Colve.

Seit 2012 entscheidet nicht mehr Muskator über die Geschicke des Werkes, damals ging es in den Besitz der Hage-Tochter Agrarhandel Süd über. Nach zwei Jahren Stillstand auf dem Gelände kommt nun also wieder Bewegung in die Sache.