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Neue Strommasten an der Elbe

Gebaut werden darf nur im Winter. Ende Januar sollen fünf neue 39-Meter-Riesen beidseits des Flusses stehen.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Es tut sich gewaltig was am Elbufer – in Radebeul wie auch auf der anderen Elbseite. Nahe der neuen Brücke nach Niederwartha sind seit Tagen Monteure dabei, tiefe Löcher in die Uferwiese zu bohren. Dort hinein kommt ein Geflecht aus Stahl, ähnlich dem einer langen Reuse. In einige dieser Röhren wurde schon Beton gegossen.

Die beiden haben den Plan für das Gesamtprojekt: Carsten Protze (links) und Tim Klahre.
Die beiden haben den Plan für das Gesamtprojekt: Carsten Protze (links) und Tim Klahre. © Norbert Millauer
In die Röhre wird Bewehrungsstahl gesteckt, welcher dem Beton noch mehr Halt gibt.
In die Röhre wird Bewehrungsstahl gesteckt, welcher dem Beton noch mehr Halt gibt. © Norbert Millauer
Das ist noch nicht der Mast, sondern erst dessen Fuß, den die Monteure am Elbufer vorbereiten.
Das ist noch nicht der Mast, sondern erst dessen Fuß, den die Monteure am Elbufer vorbereiten. © Norbert Millauer

Seit letzter Woche strecken sich auf dem Standort nahe dem Elberadweg jeweils vier Hülsen als Metallrohre in die Höhe. Dort kommt wieder Bewehrungsstahl hinein und anschließend erneut Gussbeton. Bevor die graue Masse in die Röhren von einem Meter Durchmesser fließt, wird ein großes Gestell mit vier Füßen per Kran in die Röhre gehoben. „Das ist der Mastfuß“, sagt Carsten Protze.

Der Ingenieur ist beim Stromversorger Enso fürs Netz zuständig, konkret der Gruppenleiter für die 110 Kilovolt-Leitungen. Solche Leitungen ziehen sich über Hunderte von Masten von Hirschfelde in der Lausitz bis in den Dresdner und Meißner Raum. Vor 80 Jahren wurden so die Stadt Dresden und das Umspannwerk und Pumpspeicherwerk in Niederwartha mit dem Kraftwerk in Hirschfelde verbunden. Niederwartha wurde gebraucht, um Schwankungen im Kohlekraftwerk auszugleichen, wenn die Stromabnahme in Betrieben und Haushalten am größten ist.

Ab 2011 ist die Zeit gekommen, seit der die Masten und Leitungen ersetzt werden müssen. Protze nennt 110 Kilometer Strecke von Hirschfelde bis hierher. Von denen sind bisher 88 Kilometer mit neuen Masten und Seilen für den 110-kV-Stromtransport versehen. Zwölf Kilometer Stromstrecke sind gerade im Bau. „Wegen des Vogelschutzes dürfen wir nur im Winter bauen“, sagt der Fachmann von Enso Netz.

Geschweißt, gegossen und montiert wird hier im Radebeuler und Niederwarthaer Abschnitt seit Oktober und noch bis Ende Januar. Eine Woche in die Tiefe – acht Meter –, dann muss der Beton drei bis vier Wochen aushärten. Anschließend geht es an der Oberfläche in die Höhe, erläutert Tim Klahre von der Radebeuler Firma LTB Leitungsbau GmbH. Die Ingenieure und Monteure aus Radebeul haben den Auftrag für fünf neue Maste von der Enso Netz bekommen. Rund 900 000 Euro sind dafür als Investitionssumme veranschlagt.

Zwei der bisher sieben verwendeten Masten werden nicht mehr gebraucht. Einer davon wird in einem Privatgrundstück an der Uferstraße am Elberadweg in den nächsten Wochen abgebaut. Eine Erleichterung für die Besitzer, die dort ihren Garten haben. Die Zahl der Masten kann reduziert werden, weil auf der Niederwarthaer Seite ursprünglich das Umspannwerk an einem anderen Ort stand. Auf dem Weg der Leitungen dahin waren zwei Masten mehr nötig. Jetzt aber ist der Stromweg dorthin kürzer geworden.

39 Meter wird der Stromleitungsträger, der gerade am Radebeuler Ufer montiert wird, in die Höhe ragen. Schwankungen der Seilhöhe über die Elbe durch die Witterung mit Temperaturschwankungen verursacht und ein ganz sicherer Abstand zur Elbeschifffahrt – auch bei sehr hohem Wasserstand – verlangen diese Höhe, sagt Carsten Protze und zeigt auf den Vergleich zwischen dem Mastfuß und den bereits stehenden Masten.

1,2 Kilometer ist die Neubautrasse in Radebeul und Niederwartha lang. Wenn Anfang Januar die neuen Masten sicher stehen, dann werden die neuen Leitungen aufgezogen. Die alten Seile nutzen die Monteure dann gleich, um die neuen anzuhängen. So lässt sich die Trasse am besten bestücken.

Ende Januar soll der Abschnitt hier fertig sein, sagen Protze und Klahre übereinstimmend. 2020 die gesamte Strecke von Hirschfelde bis ins Dresdner Land. Alles zusammen mit 110 Kilometern Länge wird dann 35 Millionen Euro kosten, so der Projektleiter.

Die Enso Netz betreibt in Ostsachsen ein Stromleitungsnetz von 20 000 Kilometern Länge, davon 1 500 Kilometer mit 110 Kilovolt-Hochspannungsleitungen.

Für Investitionen und Instandhaltung des Stromnetzes insgesamt werden von Enso Netz in diesem Jahr 52 Millionen Euro eingesetzt.