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Neue Straßenbahnen für Dresden

Die Verkehrsbetriebe wollen breitere Trams für mehr Fahrgäste bestellen. Auch eine neue Trasse ist vorgesehen.

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© Ronald Bonß

Von Sandro Rahrisch

Wie verkraftet Dresden die steigenden Einwohnerzahlen? Allein in den nächsten 14 Jahren sollen über 30 000 Menschen dazukommen – eine Kleinstadt so groß wie Radebeul. Schon jetzt sind Busse und Bahnen oft brechend voll. Die Ideen für einen flüssigen Nahverkehr reichen von breiteren Straßenbahnen bis hin zu komplett neuen Stadtbahnstrecken. Zumindest um einen dieser Vorschläge gibt es jetzt schon Ärger.

Plan 1: Breitere Straßenbahnen können mehr Fahrgäste transportieren

Dresdens jüngste Straßenbahnen steuern bereits auf ihren zehnten Geburtstag zu. Die Verkehrsbetriebe haben entschieden, sich keine neuen Fahrzeuge dieses Typs mehr zuzulegen. Derzeit wird der Kauf neuer Trams vorbereitet. Sie sollen 35 Zentimeter breiter werden, sodass pro Reihe vier Sitze nebeneinanderpassen. Somit können mehr Fahrgäste einsteigen. Vorbild sind die Rostocker Straßenbahnen. Um die Haltestellenkanten für die breiteren Fahrzeuge nicht anpassen zu müssen, sind für die Hansestadt Wagenkästen gebaut worden, die erst oberhalb der Kante breiter werden. Die Dresdner erarbeiten nun eine Produktskizze als Grundlage für eine Ausschreibung. „Darin steht, welche Anforderungen die Bahn erfüllen muss“, sagt DVB-Sprecher Falk Lösch. Mitte nächsten Jahres soll dieses sogenannte Lastenheft fertig sein. Dann müsste die Finanzierung geklärt werden. Rostock hat für seine 13 Trams rund 38 Millionen Euro bezahlt. „Da solche Fahrzeuge nur mit Fördermitteln beschafft werden können, müssen wir europaweit ausschreiben“, so Lösch.

Mindestens fünf Jahre werden bis zur Auslieferung vergehen, schätzt Lösch. Genug Zeit, um die Straßen für die breiteren Bahnen vorzubereiten. Damit sie aneinander vorbeipassen, muss der Abstand zwischen den Gleismitten drei Meter betragen, mehr als jetzt. Die Umrüstung passiert schon seit 1996 Schritt für Schritt – immer wenn im Stadtgebiet eine Straße komplett erneuert wird. 2018 sind Bürger- und Harkortstraße dran.

Plan 2: Eine neue Stadtbahn-Strecke durch Dresdens Villenviertel

Die Buslinie 61 ist nicht nur entlang des Unigeländes rappelvoll. Stehen statt sitzen ist im Berufsverkehr auch in Striesen angesagt. Während zwischen Kesselsdorfer Straße, Zelleschem Weg und Strehlen eine neue Stadtbahntrasse bereits beschlossene Sache ist, tun sich viele Striesener und Blasewitzer schwer mit dem Gedanken, dass Trams in Zukunft von der Wiener Straße durch ihr Villenviertel zum Schillerplatz rollen könnten. Klaus Morawetz von der Bürgerinitiative Bühlau hält Gleise zum Beispiel über die Dornblüthstraße für nicht tragbar, wie er kürzlich im Ortsbeirat sagte. Er zweifelt an der Überlastung der Linie 61 in den beiden Stadtteilen.

Stadtverwaltung und Verkehrsbetriebe betonen, dass bislang weder über die Stadtbahn selbst noch über eine Streckenführung entschieden worden ist. Der vorgeschlagene Korridor (siehe Karte) sei symbolisch zu verstehen. Der Ortsbeirat will nun, dass der Ersatz der Linie 61 durch Straßenbahnen ergebnisoffen untersucht und dabei der Denkmalschutz in den Villenvierteln berücksichtigt wird. DVB-Sprecher Falk Lösch betont, dass die Verkehrbstriebe eine Weiterführung der Stadtbahn von Strehlen nach Blasewitz für sinnvoll halten. Baubeginn wäre frühestens Ende der 2020er-Jahre. Und nicht die Verkehrsbetriebe würden darüber entscheiden, sondern die Stadt, die für die Mobilität ihrer Einwohner verantwortlich sei.

Plan 3: Dresdner S-Bahnen sollen häufiger durch die City fahren

Aus Sicht der Stadt ist ein dichterer S-Bahn-Takt dringend nötig, damit mehr Menschen vom Auto auf den Zug umsteigen – auch, um die Abgassituation in den Griff zu bekommen. Immerhin fahren derzeit fast 14 500 Menschen täglich mit der S 1, rund 20 Prozent mehr als noch vor sechs Jahren. Rein baulich wäre ein dichterer Takt schon jetzt möglich. Die S-Bahnen haben separate Gleise bekommen und müssen nicht mehr auf Fernzüge warten. Noch fehlt aber das Geld. Demnächst wollen sich der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), die Landeshauptstadt und weitere Partner zusammensetzen und aushandeln, wie der Fahrplan in Zukunft aussehen soll.

Plan 4: Neue S-Bahn-Linie in den Dresdner Westen

Wenn es nach der Stadt geht, muss das Dresdner S-Bahn-Netz weiter ausgebaut werden. Haltepunkte sollen unter anderem an der Stauffenbergallee, an der Nossener Brücke und in Höhe des Zoos entstehen. Auch eine vierte S-Bahn-Linie zwischen dem Hauptbahnhof und Coswig über die linkselbische Seite ist im Verkehrsentwicklungsplan vorgesehen.