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Neue Schulchefin will Ruhe reinbringen

Silke Arlt leitet seit Kurzem die Gröditzer Oberschule. Sie hat viel vor – eine Aufgabe drängt aus ihrer Sicht aber besonders.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Ihre erste Amtshandlung war keine Unterrichtsstunde, sondern eine Bauberatung bei der Schulhof-Umgestaltung. „Da sollte ich sagen, wo sich Sicherheitstreppen befinden“, sagt Silke Arlt und schmunzelt. „Ich denke, ich habe mich tapfer geschlagen.“

Seit Oktober ist die 54-Jährige die neue Leiterin der Gröditzer Oberschule Siegfried Richter. Für die Frauenhainerin bedeutet der neue Job eine Rückkehr. Nicht nur, weil sie bis 1980 selbst in Gröditz zur Schule gegangen ist. Vor zwölf Jahren hatte die Agrar-Ingenieurin, die nach der Wende ins Bildungsfach gewechselt war, schon einmal als Lehrerin in der Röderstadt gearbeitet. Von Gröditz aus war die Pädagogin dann nach Meißen gewechselt, hatte zuletzt am Hochbegabten-Gymnasium Sankt Afra unterrichtet und Schüler im dortigen Internat betreut. Spannend sei das gewesen, erzählt Silke Arlt, weil man ganz nah dran gewesen sei an den jungen Menschen. Auch ihre beiden eigenen Kinder sind Afra-Absolventen. Nach neun Jahren sei aber Zeit für eine Veränderung gewesen.

Der Wechsel von der Hochbegabten-Schule nach Gröditz ist kein Zufallsprodukt. Schon länger habe sie vorgehabt, eine Schulleitung zu übernehmen, sich dafür auch qualifiziert. Organisatorische Aufgaben liegen ihr sowieso, sagt Silke Arlt von sich. Neben der Nähe zu ihrem Heimatort habe sie dann auch das neue Schulgesetz des Landes bestärkt, sich zu bewerben. Dass der Freistaat mit dem Gesetz die Oberschule stärken will, findet Silke Arlt „richtig und großartig“. Die Oberschule zu einer echten Gymnasiums-Alternative zu machen, daran will sie mitarbeiten.

Im Moment verschafft sich die ausgebildete Deutsch- und Geschichtslehrerin an ihrer neuen Arbeitsstätte jedoch zunächst den Überblick. „Ich will erst mal schauen, was hier gewachsen ist und warum.“ Dass ihre Kollegen sie offen und warmherzig empfangen haben, erleichtere den Einstieg. 27 Lehrer zählt die Lehrerschaft. – Klar ist für Silke Arlt bereits jetzt, dass Traditionen an der Gröditzer Oberschule beibehalten werden müssen. Zum Beispiel die Kooperation mit dem Riesaer Quali-Zentrum und der Arbeitsagentur bei der Berufsorientierung. Angetan zeigt sich die neue Schulchefin auch von der Arbeit des Fördervereins, der sich um den Freizeitbereich kümmert und unter anderem Ferienspiele organisiert. „Wo gibt es so was noch?“ Festhalten will sie auch an der Zusammenarbeit mit dem Bündnis für Demokratie und Zivilcourage.

Das Bewährte will Silke Arlt mit Neuem verbinden. Ein Thema, das ihr wichtig ist: Digitalisierung. Zwar sei die Gröditzer Oberschule insgesamt gut in Schuss. Bei der IT-Ausstattung sieht Silke Arlt aber Nachholbedarf. „Das wird natürlich nicht heute oder morgen.“ Es brauche zunächst ein Konzept, welche Ausstattung sinnvoll sei. Schließlich sei die Aufrüstung teuer.

Daneben will Silke Arlt erreichen, dass die knapp 360 Schüler sich engagieren und eigene Ideen einbringen. Sie sollen gern in die Schule kommen und sich mit dem Haus identifizieren. Patenschaften von älteren für jüngere Schüler nach dem Vorbild von Sankt Afra seien denkbar. Vorgeben wolle sie aber nichts – weder Lehrern noch Schülern oder Eltern. „Die Leute müssen mitmachen wollen. Das geht nur, wenn sie überzeugt sind.“ Das nötige Vertrauen will Silke Arlt mit transparenter Kommunikation schaffen.

Vor allem anderen steht aber ein anderes Ziel, sagt Silke Arlt. „Wir müssen die Unterrichtsversorgung und -qualität sicherstellen.“ Die Kollegen müssen in Ruhe und kontinuierlich arbeiten können. „Das klingt banal, aber das ist das Wichtigste an einer Schule.“ Zuletzt sei das schwierig gewesen, die Schule habe mit Stundenausfall und Vertretungsproblemen zu kämpfen gehabt. Musik zum Beispiel sei eine Weile gar nicht gegeben worden. „Es gab Zeiten, da stand im Zeugnis, dass keine Note erteilt werden konnte.“ Auch in Englisch habe es Probleme gegeben. Gründe seien der beginnende Generationswechsel und längerfristige Krankheitsfälle in der Lehrerschaft. Inzwischen entspanne sich die Situation. Ab 1. Dezember verstärkt eine neue Kollegin die Lehrerschaft, eine andere kehrt aus der Schule zurück. Gute Aussichten für die Gröditzer Oberschule.