Merken

Neue Razzia bei Infinus

Bei der zweiten Durchsuchung binnen vier Monaten durchsucht das Landeskriminalamt Geschäftsräume in Freital.

Teilen
Folgen
© Wolfgang Wittchen

Von Ulrich Wolf

Dresden/Freital. Die Staatsanwaltschaft Dresden hat im vermeintlichen Anlagebetrugsskandal um die Infinus-Gruppe erneut Geschäftsräume durchsucht. Ziel der Razzia am vergangenen Mittwoch waren Büros der Infinus AG Finanzdienstleistungsinstitut (FDI) in Freital.

Staatsanwaltschaftssprecher Lorenz Haase sagte, man habe weitere Vermögenswerte gesichert. Wie schon bei der ersten Razzia im November 2013 in Dresden wurden auch in Freital Fahrzeuge beschlagnahmt, Haase zufolge „sechs oder sieben“. Den Wert des nunmehr arrestierten Vermögens bezifferte er nicht. Dazu müsse einerseits der Wert der Fahrzeuge festgestellt werden, andererseits seien die Auskünfte der Banken über die nun beschlagnahmten Konten abzuwarten. Bislang hatten die Ermittler bei der Infinus-FDI sechs Millionen Euro beschlagnahmt.

Die Firma hatte zu Jahresbeginn ihren Unternehmenssitz in Dresden aufgegeben und war nach Freital gezogen. Die Infinus-FDI, intern auch „blaue Infinus“ genannt, gehört zu den drei Firmen der Unternehmensgruppe, die bislang noch liquide sind. Unter ihrem Dach arbeiteten zuletzt rund 750 vertraglich gebundene Anlageberater, für die das Institut die Haftung übernimmt. Der Finanzdienstleister verfügt über die entsprechenden Lizenzen der deutschen Finanzaufsicht. Insgesamt besteht die Infinus-Gruppe noch aus 20 Firmen, von denen 17 durch das Eingreifen der Staatsanwaltschaft zahlungsunfähig wurden.

Bei der „blauen Infinus“ in Freital meldete sich gestern nur der Anrufbeantworter mit dem Hinweis, man rufe außerhalb der Öffnungszeiten an. Der Anwalt des Unternehmens, Viggo von Wietersheim, hält das Vorgehen der Ermittler für unrechtmäßig. „Es gibt null-Komma-null Hinweise auf eine Vermögensverschiebung“, sagte der Münchner Wirtschaftsjurist. Man habe bereits Beschwerde eingelegt und werde dies nun wieder tun.

Das Landgericht Dresden teilte unterdessen mit, bisher seien 150 Anträge eingegangen, mit denen Anleger versuchten, sich Anteile am beschlagnahmten Vermögen zu sichern. Hinter einem Antrag stünden bis zu 120 Anleger, sagte Gerichtssprecher Ralf Högner. Die Geschäftsstelle des Gerichts sei „extrem belastet“. Außer bei Infinus-FDI sowie zwei Goldhandelsfirmen in Salzburg sicherten die Ermittler privates Vermögen von Infinus-Managern in Höhe von rund 15 Millionen Euro.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt in dem Verfahren zehn Personen des Anlagebetrugs. Rund 40.000 Anleger bangen um etwa eine Milliarde Euro. Fünf Infinus-Manager sitzen in U-Haft. Ein sechster, ein Vorstand der „blauen Infinus“, wurde vor gut vier Wochen gegen Auflagen entlassen.

››› Chronologie des Infinus-Finanzskandals