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Neue Post eröffnet am 1. Dezember

Noch richtet Angela Naumann ihren Laden ein. Dort will sie den Kunden mehr bieten als Postdienstleistungen.

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© Anne Hübschmann

Von Susanne Plecher

Sie kennt das Geschäft der Post wie ihre eigene Westentasche. 26 Jahre lang war Angela Naumann beim Unternehmen beschäftigt, hat am Schalter gearbeitet, war im Innendienst und auch als Zustellerin unterwegs, hat sich im Postbanking schulen lassen und sich aktuelles Wissen über die Postdienstleistungen angeeignet. Als Facharbeiterin für Postverkehr hat sie das Business, wie man so schön sagt, von der Pike auf gelernt. Das Angestelltenverhältnis ist inzwischen zwar passé, aber der Post bleibt die 45-Jährige weiterhin treu. Und zwar als ihre eigene Chefin.

Die Großenhainerin wird am ersten Dezember in der Berliner Straße die neue Postfiliale der Stadt als selbstständige Unternehmerin eröffnen. Die Freude darüber steht ihr ins Gesicht geschrieben. „Meine Zeit am Schalter war die Schönste“, sagt sie. Sie mag den direkten Kundenverkehr, berät und verkauft gern, hält gern ein Schwätzchen. Bis zum 28. November können die Röderstädter ihre postalischen Angelegenheiten noch bei Herbert Behla in der Naundorfer Straße erledigen, der sich aus Altersgründen zurückzieht. „Ich habe gehört, dass er seine Filiale schließt, mich beworben und bin angenommen worden“, sagt Angela Naumann.

Im Juli hat sie ihren Vertrag mit der Deutschen Post DHL unterschrieben. Das Ladenlokal in der Berliner Straße hatte sie sich bis dahin längst mit einem Vorvertrag gesichert. „Die Voraussetzungen sind hier einfach ideal“, meint sie. Anderthalb Jahre hat der Laden leer gestanden. Zwar habe es immer wieder Interessenten für das 140 Quadratmeter große Geschäft gegeben, sagt André Klinkigt. Seine Eltern betrieben bis zum Frühjahr 2013 dort Foto Porst. Aber die meisten wollten, dass er den Laden umbaut. Nicht so Angela Naumann. Ihr reicht frische Farbe an den Wänden aus. „Ich habe überall viel Unterstützung erfahren, von meiner Familie, von Freunden, dem Vermieter, der Post selbst“, sagt sie lobend. Auch die Stadtverwaltung bekommt etwas davon ab. Zurecht, denn ab dem 1. Dezember richtet sie genau vor der Filiale drei Kurzzeitparkplätze ein. Kunden müssen dann kein Parkticket lösen.

Regale und Aufsteller sind vor Kurzem angeliefert worden. Die ersten Kisten packen Angela Naumann und ihre Helfer schon aus. Auch einen Verkaufstresen gibt es bereits. Nächste Woche liefert die Post die beiden neuen Schalter. Es sind nicht die Möbel aus Behlas Filiale. Warum das Unternehmen die Schalter die knapp 100 Meter von der Naundorfer in die Berliner Straße nicht einfach umziehen lässt, kommentiert die neue Betreiberin nur mit einem Schulterzucken. „Postintern“, sagt sie knapp. Auch die Pressestelle des Unternehmens in Berlin schweigt sich darüber aus. „Die Möbel werden eingelagert“, heißt es. Immerhin wird der Kontoauszugsdrucker, den Herbert Behla unter persönlichem Einsatz nach Großenhain geholt hatte, hier weiterhin seinen Dienst tun.

Post und Lottoladen in einem

Damit alle beiden Schalter und ein weiterer Verkaufstresen bedient werden können, hat Angela Naumann drei Teilzeitkräfte eingestellt. Ihre Herangehensweise an die Einstellung ist überraschend unkonventionell: „Wir müssen als Team funktionieren. Das muss stimmen, alles andere kann man lernen“, sagt sie. Und es gibt Einiges zu lernen. Denn mit dem Verkauf von Briefmarken und der Annahme von Briefen, Paketen und von Päckchen wird es in der neuen Filiale nicht getan sein.

Bankdienstleistungen von der Beratung bis zum Abschluss stehen ebenso auf der Angebotsliste wie der Verkauf von Schreibwaren, Büro- und Geschenkartikeln und Lottolosen. Die neue Post wird damit der vierte Laden in der Innenstadt, in dem Tipper ihre Scheine ausfüllen können. Mitbewerber sehen das nicht unbedingt mit Wohlwollen. Weil aber Frau Naumann in ihrem Geschäft eine Sitzecke einrichten will, wird es wohl der gemütlichste Platz werden. Außerdem habe zur Post schon immer Lotto gehört. Einer Frau mit 26 Jahren Branchenkenntnis darf man das ruhig glauben.