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Neue Pläne für Neustädter Ruine

Seit Jahren passierte an dem maroden Gebäude auf der Bautzner Straße nichts. Nun wurde es verkauft. Das wird das Ende für das alte Haus.

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© C. Juppe

Von Sarah Grundmann

Die bröckelnde Fassade ist von Graffiti überzogen, das Bild der Barken bereits zur Gewohnheit geworden. Seit Jahren tut sich an dem Gebäude auf der Bautzner Straße 73 nichts. Weil das Wohnhaus in einem desolaten Zustand ist, muss der Fußweg davor gesperrt werden – Teile könnten jederzeit auf Passanten herabfallen. Eigentlich sollte die Sperrung schon lange aufgehoben sein. Seit 2015 liegt eine Genehmigung für Abriss und Neubau vor. Doch nichts hat sich getan. Vor allem die Gewerbetreibenden im Umfeld sind genervt. Ihnen fehlt die Laufkundschaft. Doch nun gibt es Hoffnung. Denn es gibt einen neuen Eigentümer. Der hat bereit konkrete Pläne für die Neustädter Ruine.

Der neue Eigentümer will die Ruine abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Im Hinterhof sollen zudem Reihenhäuser entstehen.
Der neue Eigentümer will die Ruine abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Im Hinterhof sollen zudem Reihenhäuser entstehen. © SSI AG

„Wir haben das Haus vor Kurzem erworben und wussten gar nicht, dass es so eine lange Vorgeschichte gab“, sagt Hans-Martin Diehl von der Special Select Invest (SSI) AG aus Wilnsdorf bei Siegen. Auch dem Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen wurde der Abriss des Objekts bereits von der Stadt genehmigt. Für die geplanten Neubauten liegt ebenfalls schon eine Baugenehmigung vor. Eine Sanierung sei indes nicht möglich, sagt Diehl. „Es gibt keine erhaltenswerte Substanz mehr, da hätte man früher aktiv werden müssen. Deswegen steht es wohl nicht unter Denkmalschutz.“ Besser gesagt: nicht mehr.

Denn als eines der letzten Zeugnisse des sogenannten Hungerstils wurde das Gebäude früher als Denkmal eingestuft, letztlich hat die Stadtverwaltung es aber zum Abriss freigegeben. Entstanden ist die heutige Ruine in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die schlichte Fassade ist typisch für den Hungerstil und die Entstehungszeit. Nach dem Siebenjährigen Krieg mussten Architekten sich auf das Wesentliche beschränken und konnten keine pompösen Bauten errichten. Es mangelte nicht nur an Material, sondern auch an Geld.

Auch der Hinterhof wird bebaut

Sparen müssen Investoren heutzutage zwar nicht mehr. Doch auch der moderne Stil zeichnet sich durch eine gewisse Zurückhaltung bei der Fassadengestaltung aus. So auch auf der Bautzner Straße: Graue Außenwände, große Fensterfronten, ein Flachdach – diese Merkmale haben auch viele andere Neubauten der heutigen Zeit. Ein sechsgeschossiger Bau mit 12 Eigentumswohnungen und einer rund 150 Quadratmeter großen Gewerbeeinheit im Erdgeschoss soll es werden. Konkrete Pläne gibt es für Letztere noch nicht: „Wir sind gerade in Gesprächen, wollen aber noch mehr Interessenten hören“, so Diehl. „Es gäbe da viele Möglichkeiten.“ Ein Café oder eine Eisdiele würden Touristen anlocken; wegen des gegenüberliegenden Diakonissenkrankenhauses würde sich aber auch etwas aus dem Gesundheitsbereich eignen. Auch für die Zwei- bis Vier-Raum-Apartments gebe es schon Interessenten. „Teils Kapitalanleger, teils Leute, die selber einziehen wollen“, sagt Diehl.

Besonders begehrt seien aber die drei Reihenhäuser, die im Hinterhof der Bautzner Straße errichtet werden sollen. „Das Grundstück ist zentral gelegen und trotzdem grün; außerdem erstaunlich ruhig“, sagt Diehl. Deswegen würden vor allem Familien wegen der 170-Quadratmeter-Bauten anfragen. Neben den Reihenhäusern ist auf dem Areal zwischen Bautzner, Pulsnitzer und Prießnitzstraße auch ein Parkhaus geplant. Ende kommenden Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Insbesondere für die Anwohner und Händler wäre es eine Erleichterung, wenn die Pläne des neuen Eigentümers – im Gegensatz zu denen des Vorbesitzers – umgesetzt werden und das gewohnte Bild der Barken einem anderen Anblick weicht.