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Neue Pläne für den Kiesabbau

In Würschnitz soll ein riesiges neues Fördergebiet erschlossen werden. Nicht alle finden das gut.

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© Rainer Kärbsch

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia und Nicole Preuß

Laußnitz. Das Ottendorfer Kieswerk muss erweitern. Das Fördergebiet auf Laußnitzer Flur, das jetzt noch erschlossen wird, ist in fünf bis sieben Jahren erschöpft, neue Flächen müssen her. Die liegen nun just im nahen Würschnitz-West. Die Pläne für einen neuen Kiessand-Abbau sind nicht wirklich neu. Dass das Kieswerk Richtung Würschnitz erweitern will, stand schon im Jahr 2000 zur Debatte. Es war bereits damals bekannt, dass sich das Unternehmen die Schürfrechte im Dreieck zwischen Radeburg, Ottendorf und Würschnitz gesichert hat. Hier liegen riesige Mengen an Kies unterm Wald – das Auskommen der Firma ist damit auf Jahrzehnte hin gesichert.

Die Laußnitzer haben auch kein Problem damit. Das Kieswerk beschert der kleinen Gemeinde immerhin regelmäßig Gewerbesteuern, weil es auf deren Gebiet liegt. „Der Gemeinderat ist informiert“, sagt Bürgermeister Joachim Driesnack. „Aber es vergeht noch etwas Zeit, bis es soweit ist.“ Die Laußnitzer leben mit dem Abbau von Kies schon seit vielen Jahrzehnten. 1957 wurde das Kieswerk auf Laußnitzer Flur eröffnet. Noch sind Abstimmungen abzuwarten. „Im Allgemeinen haben wir jedoch gegen das neue Abbaugebiet nichts“, sagt Joachim Driesnack. Das ist in Würschnitz anders. Schon im Jahr 2000 gründete sich in dem Dorf eine Bürgerinitiative, die mehr als 200 Unterschriften gegen den Abbau zusammentrug. Zu erwartender Lärm und Staub störten die Würschnitzer seinerzeit. Damals legte die Gemeinde Tauscha, zu der Würschnitz gehört, förmlichen Widerspruch gegen die Abbau-Zulassung ein. Dass die Kies-Förderung ganz zu stoppen wäre, daran glaubte aber schon 2000 kaum einer.

Pläne liegen aus

Nun dauerte es tatsächlich 15 Jahre, bis das Kieswerk ein Raumordnungsverfahren auf den Weg brachte. Jetzt ist es so weit, die Pläne liegen derzeit in den Kommunalverwaltungen und Landratsämtern öffentlich aus – auch in Laußnitz. Von 107 Hektar Abbaufläche im Tagebau Würschnitz-West ist die Rede, bis 7,5 Meter soll der Kiessand im Trockenschnitt aus dem Boden geholt werden. Der Betreiber hofft auf eine Fördermenge von 17 Millionen Tonnen.

Die Tauschaer Räte lehnten den Entwurf schon vor der Vorstellung des Projektes im Gemeinderat ab. Die Radeburger sehen das genauso. „Das wäre ein gravierender Einschnitt in die Natur“, argumentiert Gemeinderat Jörg Domsgen.

Die Würschnitzer haben vor allem Bedenken, dass ihnen das Grundwasser abhanden kommt. Und dass Gebäude durch Erschütterungen Schäden nehmen könnten. Fordern wollen sie deshalb, dass der Abstand zum Ort so groß wie möglich bemessen wird. „Und dass mindestens ein Waldstreifen als Sicht- und Schallgrenze bestehen bleibt“, so der Würschnitzer. Eine genaue Stellungnahme wird der Gemeinderat demnächst erarbeiten.

Das Werk ist kompromissbereit

Die Anlieger fordern zudem eine öffentliche Veranstaltung, bei der Thomas Gruschka, der Geschäftsführer vom Kieswerk Ottendorf-Okrilla, dabei sein sollte. Der verweist der SZ gegenüber darauf, dass das Raumordnungsverfahren nötig sei, um den weiteren Betrieb des Unternehmens zu gewährleisten. „Wir müssen für die Arbeit der nächsten 30 Jahre Vorsorge treffen“, so Thomas Gruschka. Das jetzige Vorhaben sei die Alternative zu den zwei geplanten Tagebauen Radeburg und Laußnitz II. Außerdem, so Gruschka, komme das Unternehmen den Anwohnern schon mit Kompromissen entgegen. So betrage der geplante Abstand zum Dorf nicht nur 300 Meter, wie mindestens vorgeschrieben, sondern 600 Meter.

Im schon genehmigten Feld Würschnitz hätte das Kieswerk noch weiter in die Tiefe gehen können – das will man aber nach einem hydrologischen Gutachten vermeiden. „Wir bleiben einen Meter über dem zu erwartenden Grundwasser“, nennt Gruschka ein weiteres Zugeständnis. Der Geschäftsführer betont, dass die Firma „mit sehr viel Augenmaß“ vorgeht und das zukünftige Abbaufeld so gewählt habe, damit umweltverträglich abgebaut werden kann. Nicht nur der Waldstreifen, sondern auch ein Erdwall soll für den nötigen Schallschutz sorgen. In fünf bis zehn Jahren, schätzt Gruschka, könnte der Abbau in Würschnitz-West beginnen.

Das jetzige Raumordnungsverfahren bei der Landesdirektion ist Voraussetzung für ein bergrechtliches Planfeststellungsverfahren. Dort werden dann auch die Rekultivierungspläne präzisiert. Klar ist schon jetzt, dass der Tagebau nach Aufschluss mit Erdaushub aufgeschüttet werden soll. Dort werden dann auch in 30 Jahren wieder Bäume wachsen.